Kurz & bündig
|
[+] Sehr gute Fahrleistungen, beeindruckendes Fahrverhalten, gutes Platzangebot, einfache Bedienung, hohe Fahrsicherheit, präzise Lenkung |
[-] Astronomischer Kaufpreis in Deutschland, hoher Verbrauch, schlechte Sicht nach hinten |
|
Die Amerikaner sind nach wie vor heiß auf Elektro- und Hybridautos. Der vollelektrische Tesla Roadster ist die coolste Nummer im Sunshine State. Und auch der wenig ansehnliche Toyota Prius erfreute sich in dem US-Bundesstaat mit den unbegrenzten Möglichkeiten großer Beliebtheit. Doch die Zeiten, in denen sich der Prius zusammen mit seinem großen Bruder Lexus RX 400 Hybrid den Markt alleine teilen konnte, sind vorbei. Mit Verzögerung kommen nun auch die europäischen Luxus-SUV auf den amerikanischen Markt. Der Mercedes ML Hybrid machte den Anfang. Im Dezember folgt dann der BMW X6 ActiveHybrid.
In einem 485-PS-Luxusgeländewagen lautlos durch Beverly Hills zu segeln, das hätte sich noch vor ein paar Jahren nach einem Science-Fiction-Streifen angehört. Doch die Realität hat die Phantasie eingeholt. Und BMW macht sich mit seinem Power-SUV X6 Hoffnungen, bald der Elektrokönig von Kalifornien oder Florida zu werden.
Die Chancen stehen nicht schlecht. Denn der Großteil der X6 wird heute schon in den finanzstarken Staaten der USA verkauft. Viele Kunden in Los Angeles, San Francisco, Miami Beach oder New York wollen ein üppiges SUV fahren, ihr Gewissen aber wenigstens mit einem teilelektrischen grünen Feigenblatt bedecken. In Europa dürfte sich der BMW X6 ActiveHybrid jedoch schwer tun. Die Diesel-Armada ist deutlich günstiger - und effizienter.
Gigantischer Einstandspreis
Doch BMW zeigt sich selbstbewusst. "Der X6 wird die Sichtweise auf Hybridautos verändern", glaubt Projektleiter Peter Tünnermann: "Er ist eben der X6 unter den Hybriden."
Und das zu einem Einstandspreis von gigantischen 102.900 Euro, über 25.000 Euro mehr als ein BMW X6 5.0i xDrive und rund 45.000 Euro mehr als der Einsteiger-Diesel des X6. Die Bayern lassen sich die Stromstöße also unverschämt teuer bezahlen.
Sparsamer als ein X6 Diesel ist der Hybrid dabei nicht. Doch die Amerikaner sind anscheinend durch nichts zum Umstieg auf die Diesel zu bewegen. Sie wollen Power – und Elektro. Beides bietet der BMW X6 Hybrid. Und das Ganze zu einem Preis, der in den USA konkurrenzfähiger ist als in Europa: Die 89.900 Dollar, die BMW jenseits des Atlantiks aufruft, entsprechen umgerechnet gerade einmal 60.000 Euro.
Zeit auszuprobieren, was man für dieses Geld bekommt. Ist der BMW x6 ActiveHybrid gerade noch lautlos mit bis zu 60 km/h rein elektrisch durch die Hollywood Hills Richtung Mulholland Drive gecruist, macht er beim Abbiegen auf den Pacific Coast Highway mächtig Dampf. Die beiden im Two-Mode-Automatikgetriebe untergebrachten Elektromotoren leisten 86 und 91 PS. Der eine sorgt beim Anfahren und bei langsamer Fahrt für den geräuschlosen Vortrieb. Der andere springt zusammen mit dem 4,4 Liter großen Achtzylinder-Turbo in die Bresche, wenn der Fahrer Leistung sehen – und spüren - will.
Der Tatendrang des X6-Hybrid ist beeindruckend. Mit 485 PS Gesamtleistung aus Verbrennungs- und Elektromotor und einer Höchstgeschwindigkeit von 238 km/h gibt es derzeit weltweit kein stärkeres Hybridfahrzeug.
Im langsamen Galopp kann der Bayer, der im amerikanischen Spartanburg gebaut wird, etwa zwei Kilometer rein elektrisch fahren. Springt der Benziner nach einer Gedenksekunde in die Bresche, gibt es für den 2,5 Tonnen schweren Koloss kein Halten mehr. Der Spurt von 0 auf 100 km/h in 5,6 Sekunden zeigt, dass es beim hybriden X6 für BMW nicht nur um effizientes Fahren gehen soll.
Alter Akku
Doch das sportliche Engagement hat auch seine Schattenseiten. Die Fahrleistungen fordern ihren Tribut. Der versprochene Durchschnittsverbrauch von 9,9 Litern Super auf 100 Kilometern kann nur eine Option für leere Highways bei Rolltempo sein. Mit rund 13 Litern auf 100 Kilometern muss der Fahrer trotz Start-Stopp-Automatik eher rechnen.
Schließlich kann der X6 Hybrid sein üppiges Gewicht von 2,5 Tonnen auch nicht komplett durch das exzellente Fahrverhalten kompensieren. Auf BMW's neues Fahrdynamiksystem Dynamic Performance Control verzichtet der Hybrid als einziger X6 so ganz nebenbei. "Das hätten wir aus Platzgründen so nicht an der Hinterachse unterbekommen", erklärt Jan Felten, zuständig für die Entwicklung der X6-Fahrdynamik. Soll heißen: Möglich wäre es gewesen - aber eben zu teuer.
Anders als der ebenfalls im April auf den deutschen Markt kommende BMW 7er Hybrid verfügt der teilelektrische X6 noch über einen Akku mit der betagten Nickelmetall-Hydrid-Technik. Der knapp 100 Kilogramm schwere Akku liegt versteckt unter dem Laderaumboden. Mit seinem 2,4 kWh ermöglicht er zwar das rein elektrische Fahren, ist jedoch groß und kostet Gewicht. Insgesamt wiegen die Hybridkomponenten des X6 mehr als 200 Kilogramm - mehr als doppelt so viel wie beim 7er BMW.
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
|
|