Mit dem X1 ist BMW vor zwei Jahren im doppelten Sinne nach unten geklettert. Zum einen ist der Einser mit dem X der kleinste im Erfolgsquartett X1, X3, X5 und X6. Zum anderen treten die Bayern in dem Segment der Mittelklasse-SUV seither gegen Konkurrenten an, die ansonsten wenig mit der Premiumliga zu tun haben. Die Wettbewerber kommen bevorzugt aus Fernost und tragen Namen wie Nissan Qashqai, Toyota RAV4, Kia Sportage oder Hyundai ix35. Gegen sie versucht sich der X1 mit bewährten BMW-Tugenden: Fahrdynamik, sportlichen Ambitionen, kraftvollen Aggregaten und einer Aufpreisliste, die keine Grenzen zu kennen scheint.
Idealerweise entscheidet man sich beim BMW X1 für den 177 PS starken xDrive 20d (ab 35.000 Euro). Ein teures Vergnügen, denn die schwache Serienausstattung drückt den Preis über die Zubehörliste bis weit in Richtung 50.000-Euro-Marke. Wer mit weniger Leistung auskommen will, findet auch beim xDrive 18d ein Zuhause.
Das zwei Liter große Commonrail-Aggregat ist weitgehend mit dem des X1 xDrive 20d identisch. Jedoch muss der 1,6 Tonnen schwere Allradler mit 105 kW/143 PS auskommen. Das reicht für den normalen Alltagsbetrieb allemal. Der deutlich vernehmbare, aber niemals nervende Vierzylinder-Selbstzünder beschleunigt den Allradler in gut zehn Sekunden auf Tempo 100. Auf der Autobahn schlägt sich der X1 xDrive 18d nur bis Tempo 160 wacker. Danach wird er müde und erreicht die 195 km/h Höchstgeschwindigkeit eher unwillig. Von unten heraus geht Dank 320 Nm Drehmoment ab 1.750 U/min jedoch einiges voran.
Ordentliches Rütteln
Eine ordentliche Vorstellung liefert der Einstiegs-Crossover von BMW an der Zapfsäule ab. Auch wenn der versprochene Durchschnittsdurst von 5,7 Litern Diesel zu ambitioniert ist, so sind die real im Praxistest verbrauchten 6,9 Liter allemal akzeptabel für ein Auto, das 4,45 Meter lang und über 1,6 Tonnen schwer mit Allradantrieb unterwegs ist. Die Start-Stopp-Automatik senkt in der Innenstadt und im Stau zwar den Verbrauch, bringt bei jedem Startvorgang jedoch ein ordentliches Rütteln in den Bayern. Im nervigen Innenstadtverkehr mit Stau und Ampelstafetten kann man diese Automatik über eine Taste deaktiviert.
Der X1 ist im Hause BMW zwar das Einstiegsmodell in die SUV-Welt. Doch als Alternative zu einem kleinen Kombi ist er eine Überlegung wert. Die Sitzposition ist leicht erhöht, aber nicht zu hoch, das Fahrwerk angenehm straff und der Laderaum lässt einem mit 420 bis 1.350 Litern Volumen ausreichend Möglichkeiten für Transporte jeglicher Art. Die Rückbank ist im Verhältnis 40:20:40 umklappbar. Unter dem Ladeboden gibt es einen horizontalen Setzkasten für kleinere Gegenstände, die nicht im Auto umherfliegen sollen. Die Zuladung des X1 xDrive 18d liegt immerhin bei 550 Kilogramm. Wem das nicht reicht: als Anhängelast stehen 1,8 Tonnen zur Verfügung. Was fehlt, ist eine elektrische Betätigung für die Heckklappe.
Der Innenraum des X1 zeigt sich im bekannten BMW-Look. Etwas wertiger und weicher im Griff dürften sich die Oberflächen von Armaturenbrett und Verkleidungen in einem Auto der 30.000-Euro-Liga jedoch durchaus präsentieren. Seine Sitze sind bequem. Doch nicht nur für Kilometerfresser empfehlen sich die zusätzlich 580 Euro teuren Sportsitze mit verstärkten Seitenwangen und ausziehbarer Oberschenkelauflage. Die hintere Sitzbank könnte durchaus etwas wohnlicher sein. Mehr als zwei Erwachsene lassen der Radstand von 2,76 Metern und die entsprechende Innenbreite dort nicht zu. Schließlich ist der X1 ein Mittelklasse-Crossover für Singles, Paare oder die kleine Familie und kein Großraumvan.
Leer und beladen kann das straffe, aber selten zu harte Fahrwerk des BMW X1 gefallen. Die Karosserie zeigt auch im Grenzbereich keine nervigen Nick- und Wankbewegungen. Einmal mehr exzellent: die präzise Lenkung und das knackige Sechsgang-Schaltgetriebe.
Jede Kleinigkeit kostet extra
So sehr Motor, Getriebe und Fahrwerk gefallen, so unpassend präsentiert sich die Serienausstattung. Während die X1-Konkurrenten aus Japan und Korea nicht nur mit günstigeren Preisen, sondern auch mit interessanten Ausstattungspaketen und serienmäßigen Komfortdetails glänzen, erlaubt sich der Fahrdynamiker hier einen Fauxpas. Außer Sitzen, Rädern und Lenkrad muss beim BMW X1 wirklich jede Kleinigkeit extra bezahlt werden.
Klassenübliche Selbstverständlichkeiten wie Soundsystem (ab 540 Euro), Klimaautomatik (560 Euro), Alufelgen oder eine Mittelarmlehne sind beim X1 leider keine. Wer seinen X1 xDrive 18d mit beheizbaren Sitzen (330 Euro), Xenonlicht (600 Euro), Metalliclack (ab 660 Euro) oder Navigationssystem (ab 2.570) ausstaffieren will, verliert sich schnell in den Tiefen der nicht enden wollenden Aufpreisliste. Unglaublich, dass selbst Multifunktionslenkrad, USB-Anschluss oder ein Regen-/Lichtsensor zusammen noch ein paar Hunderter kosten. Die Einparkhilfe ist längst eines der beliebtesten Extras - für 750 Euro.
Der Basispreis für den schwach ausgestatteten BMW X1 xDrive 18d liegt bei exakt 32.000 Euro. Zumindest der Aufpreis von 2.000 Euro für den Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung ist gut angelegt. Das hilft nicht nur bei Regen, Schnee und Eis, sondern auch beim Wiederkauf. Dagegen kann man sich die teuren 2.250 Euro Aufpreis für die optionale Getriebeautomatik getrost sparen. Die vermisst beim 143 PS starken Diesel-X1 niemand.
Unterm Strich liefert der BMW X1 als xDrive 18d ein ordentliches Basispaket. Wer ein paar sinnvolle Extras ordert, drückt den Preis schnell an die 40.000-Euro-Marke. Der 177 PS starke BMW X1 xDrive 20d schlägt sich insbesondere auf der Autobahn und auf längeren Strecken bei nahezu identischem Verbrauch besser. Doch 3.000 Euro Aufpreis für 34 PS Mehrleistung bei gleicher Ausstattung sind ein schmerzliches Aufgeld.
Technische Daten | ||
BMW X1 xDrive18d | ||
Motor | Reihe | |
Zylinder | 4 | |
Hubraum (cm³) | 1995 | |
Leistung (kW/PS) | 105/143 | |
Zuladung(kg) | 550 | |
Gesamtgewicht (kg) | 2120 | |
0-100 km/h (s) | 10,1 | |
Vmax (km/h) | 195 | |
Verbrauch (L/100 km) | 5,7 | |
Kraftstoff | Diesel | |
Grundpreis (€) | 32.000 | |
Mehr BMW-Daten im Katalog | ||