"Das Auto muss präzise sein und ein gutes Feedback geben", ruft Albert Biermann und versucht dabei, das Gebrüll des Reihensechszylinders zu übertönen. Der Entwicklungschef der M GmbH jagt mit dem Prototypen seines neuen Boliden um die haarigen Kurven des Ascari Race Track in Südspanien. Mühelos zirkelt Biermann den getarnten 1er über die Strecke. Als Passagier klammert man sich am Türgriff fest, während der kleine Renner in jeder Kurve zeigt, dass er sich bei extremen Querbeschleunigungen so wohl fühlt wie ein Fisch im Wasser.
Es dürfte ein ganz heißes Geschoss werden, das da in der ersten Jahreshälfte 2011 auf den Markt kommt. Details zum Motor verrät BMW noch nicht, man könne sich in Sachen Leistung aber an der dritten M3-Generation (E46) orientieren. Das würde für 340 bis 360 PS sprechen. "Das 1er M Coupé wird allerdings schneller sein", stellt Biermann in Aussicht.
Während im aktuellen M3 ein V8 zum Einsatz kommt, brodelt es beim M 1er in sechs Töpfen. Für die besondere Würze sorgt wie schon beim 135i Coupé (306 PS) wohl eine Turboaufladung. Zur Kraftübertragung steht wahrscheinlich neben einem Sechsgang-Handschaltgetriebe ein Doppelkupplungsgetriebe mit Schaltwippen am Lenkrad zur Verfügung.
Eigentlich läge als Name für den M-Nachwuchs ja M1 nahe, aber dieses Kürzel ist schließlich schon durch BMWs Supersportwagen von 1978 besetzt. So bleibt die etwas uninspirierte Bezeichnung 1er M Coupé. Mit extrabreiter Spur und imposanten Felgen steht der kleine BMW besonders stämmig auf dem Asphalt. Mit Leichtbau und Reduzierung auf das Wesentliche soll der Wagen dem ersten M3 von 1985 nahe kommen. Unter dem Blech dürften beim Fahrwerk Teile vom aktuellen M3 stecken. Auch ein Sperrdifferenzial für die Hinterachse scheint bei der gebotenen Leistung unabdingbar.
Jung, pur und erreichbar
Ob der 1er zur Gewichtsersparnis auch ein teures Karbondach bekommt wie der M3, bleibt abzuwarten. Der gedopte 1er soll BMWs Hochleistungssparte schließlich neue Käuferschichten erschließen, deren Geldbeutel nicht ganz so dick ist wie der vieler M-Kunden - die geben im Extremfall schon mal 80.000 Euro nur für eine individuell geschneiderte Volllederausstattung des Wagens aus, berichtet M-Geschäftsführer Kay Segler. "Als ich meine Stelle antrat, habe ich zuerst ein paar Runden im Ur-M3 gedreht und gespürt: Der ist jung, der ist pur und auch erreichbar. Dieses Konzept müssen wir in die jetzige Zeit umsetzen", glaubt er.
Damit ist er nicht allein: Auch Daimlers Sportschmiede AMG plant die Ausweitung ihrer Modellpalette nach unten. Die Basis dafür soll die neue MFA-Plattform von Mercedes bieten.
Auch wenn das 1er M Coupé neue Käufer anlocken soll, wird es kein Schnäppchen werden. Das 135i Coupé kostet bereits 40.100 Euro. Die M-Version dürfte da noch einiges drauflegen, allerdings nicht zu viel – der Sprung zum M3 Coupé (ab 68.350 Euro) wäre sonst zu klein. Im Vergleich zur restlichen M-Palette ist der 1er allerdings ein echtes Einstiegsmodell. Der neue M5, der im zweiten Halbjahr 2011 mit aufgeladenem V8-Motor an den Start geht, dürfte kaum günstiger werden als der Vorgänger. Die Modelle X5 M und X6 M, die sich in vielen Ländern weit über die Erwartungen hinaus ausgezeichnet verkaufen, sprengen schon mit der Basisausstattung die 100.000 Euro-Marke.
Seit ihrem Bestehen hat die M GmbH mehr als 300.000 Fahrzeuge verkauft. "Im Jahr 2009 war das Geschäft ziemlich schwer", sagt Kay Segler. 15.000 Autos wurden abgesetzt. "Im Jahr 2010 liegen wir bislang 10 Prozent über dem Vorjahr. Es sieht so aus, als könnten wir dieses Tempo auch durchhalten", hofft Segler. Geld verdient die M GmbH allerdings nicht nur mit ihren Fahrzeugen. Jeder zehnte BMW-Käufer rüstet seinen Wagen mit spezieller M-Ausstattung und allerlei optischem Zierrat aus und langt dafür tief in die Tasche.