Aber da ist etwas an diesem Auto, was uns Gelassenheit einflößt und sagt: Ist doch alles gar nicht schlimm – die Bäume zeigen sich in ihren schönsten Herbstfarben, von der CD kommt Ravel, und ich sitze im Warmen. Und dann eben dieses Auto – für die Bayern ein mächtiger Sprung. Ein angenehm unverwüstlich und unaufgeregt wirkender Zeitgenosse, der eigentlich eine kleine Sensation darstellt. Zumindest für BMW: Ist der 320 Cd doch das erste Cabriolet der Münchner, das von einem Dieselmotor angetrieben wird.
Geiz ist nun mal auch für viele so genannte Besserverdiener geil. 6,3 Liter von BMW angegebener Dieselverbrauch im "EU-Gesamtzyklus" sind da schon ein Argument. Und ein offener Diesel war eigentlich längst überfällig – zumal, wenn man bedenkt, dass der zwei Liter große Selbstzünder in einigen Märkten – etwa Frankreich – schon bisher in 80 Prozent aller Fahrzeuge der 3er-Reihe eingebaut ist. So könne man mit einer Tankfüllung um die 1000 Kilometer fahren, schwärmt BMWs Marketingabteilung.
Bayerische Gemütlichkeit
Das Selbstzünder-Aggregat wurde für den Einsatz im Cabrio angepasst. So gibt es unter anderem eine spezifische Motorsteuerung, ein kürzer übersetztes Hinterachsgetriebe und eine andere Auspuffanlage. Geblieben sind das spontane Antrittsverhalten und das jederzeit spürbare Durchzugsvermögen des Motors. Dabei müssen die 110 kW/150 PS immerhin rund 1, 7 Tonnen Leergewicht herumkarren. Aber da haben satte 330 Nm Drehmoment mitzureden – bei gemütlichen 2.000 Touren. Nein, einen Rußpartikelfilter brauche man nicht, lassen die Bayern wissen, "innermotorische Maßnahmen" würden dafür sorgen, dass das Auto die Grenzwerte von Euro-4 unterschreitet.
Gemütlichkeit ist überhaupt eine zentrale Vokabel im Eindrucks-Spektrum, das die Fortbewegung mit und in diesem Auto generiert. Cruisen ist die bevorzugte Gangart in dem kompakten "Hinterrad-Triebler". Wir fuhren in ihn mit dem mechanischen Sechsganggetriebe, und dessen Abstimmung unterstützt den gleitenden Bewegungsmodus. Während der zweite Gang ein bisschen kurz gehalten ist, hat uns vor allem die lange vierte Stufe angenehm überrascht, die praktisch überall passt. Beeindruckt hat uns auch ein recht kurzweiliger Zwischenspurt von etwa 70 auf gut 120 km/h.
Was soll's?
Leistung und Gewicht limitieren natürlich irgendwann sportliche Auswüchse, aber das sind dann ohnehin oft schon Aktionen, die man nicht unbedingt täglich braucht. Sicher, man kann DSC (die dynamische Stabilitätskontrolle ESP) mit ihren Unterfunktionen Traktionshilfe, Differentialsperre und Notbremserkennung ausschalten - und irgendwann auch diesen Gutmütigen mit seinem erstaunlich straffen Fahrwerk zum Driften bringen. Aber was soll’s? Weil uns Witterung, Verkehrslage und vor allem das Auto nachhaltig gelehrt haben, dass Eile und Tempo eben nicht das Maß aller Dinge sind, kümmert es und auch nicht sonderlich, wie viele Sekunden das kuschelige Verdeck mit der beheizbaren Glas-Heckscheibe braucht, bis es auf oder zu ist, oder wie schnell man nun wirklich 100 Sachen schnell ist.
Der betont komfortable BMW 320 Cd ist in Deutschland in den zwei Sonderausstattungslinien "Exclusive" und "Sport" zu bekommen - und ist eine Garantie für entspanntes Gleiten durch Raum und Zeit. Vom kommenden Frühjahr an geht das auf breiter Front. Zu Preisen ab 36.450 Euro.
Technische Daten | ||
BMW 3er 320 Cd Cabrio | ||
Motor | Reihe | |
Zylinder | 4 | |
Hubraum (cm³) | 1995 | |
Leistung (kW/PS) | 110/150 | |
Zuladung(kg) | 420 | |
Gesamtgewicht (kg) | 2025 | |
0-100 km/h (s) | 9,7 | |
Vmax (km/h) | 211 | |
Verbrauch (L/100 km) | 6,3 | |
Kraftstoff | Diesel | |
Grundpreis (€) | 37.450 | |
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