Kurz & bündig
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[+] Beeindruckende Fahrdynamik, sehr gute Fahrleistungen, direkte Lenkung, kraftvoller Motor |
[-] Hoher Verbrauch, wenig Platz im Fond, kein DSG lieferbar |
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Der kleine Krawallmacher im Hause BMW ist das 1er M Coupé. Es war intern lange umstritten, weil die 1er-Baureihe in diesen Wochen ihre Ablösung erfährt und das krawallige M Coupé mit seinen dicken Backen, dem doppelt aufgeladenen Sechszylinder und opulentem Spoilerwerk noch auf den alten 1er basiert. Aber so kann sich alles wenden: 2.000 Fahrzeuge waren ab Mai 2011 ursprünglich einmal geplant, damit das Geschäftsmodell aufgeht - hinter vorgehaltener Hand planen die Münchner Bayern nun mit 4.000 bis 5.000 verkauften Modellen.
Am liebsten verputzt das 4,38 Meter lange 1er M Coupé Kurvenkombinationen jeglicher Art. Angebremst, eingelenkt und mit Vollgas aus der Kurve. Dazu dieser sensationelle Sound – lieber also gleich das Seitenfenster öffnen. Man muss auf keine Rennstrecke fahren, um das M Coupé zum lustvollen Spielball auf vier Rädern werden zu lassen.
Die Gewichtsverteilung von 52:48 ist beinahe perfekt für dynamisches Fahren, die Lenkung ungemein präzise und der 340 PS starke Sechszylinder mit Turboaufladung fühlt sich an, als hätte man das ein oder andere Dutzend mehr Pferde vor den Karren gespannt.
Schnell und bissig
Natürlich bleibt das 1er M Coupé dabei ein harter Geselle, bei dem der Komfort nicht auf den ersten drei Punkten der Arbeitsliste stand. Und das Paket in Sachen Fahrdynamik ist mehr als beeindruckend. Dabei verzichtete die M GmbH aus Kostengründen auf technischen Schick-Schnack wie ein Doppelkupplungsgetriebe, das dem Einstiegs-Modell sicher gut stehen würde. Doch die knackig-kernige Sechsgang-Box mit ihren kurzen Schaltwegen ist einer der großen Pluspunkte des Pseudo-M1. Die Lenkung ist präzise, aber recht schwergängig.
Im Grenzbereich kommt das Heck schnell und bissig – lässt sich jedoch auch ohne elektronische Helfer mit Gas und Lenkung im Zaum halten. Auf rutschiger Fahrbahn wird das schwieriger. So sind echte Sportwagen unterwegs, die eben nicht jedem gefallen müssen. Jedoch ist dem 1er M Coupé anzumerken, dass er mit knapp 1.600 Kilogramm Gewicht gerne den ein oder anderen Zentner weniger auf den breiten Rippen haben dürfte. Dann würde das Untersteuern in engen Kehren eine Spur dürftiger ausfallen.
Dass so viel Sportlichkeit Abstriche in anderen Bereichen mit sich bringen, versteht sich. Doch interessieren tut sich dafür bei einem Spaßmacher wie diesem niemand. Wenn der Doppelturbo nach einem kaum spürbaren Loch einmal anbläst und die Hinterachssperre greift, gibt es kein Halten mehr. Die breiten Heckpneus mit ihren 2 x 26,5 Zentimetern Bodenhaftung krallen sich in den Asphalt. Der Vortrieb aus engsten Kurvenkombinationen ist grandios.
Großer kleiner Lustmacher
Natürlich ist das 1er M Coupé bei so viel Sportsgeist kein Kostverächter. 250 KW/340 PS und 500 Nm maximales Drehmoment wollen gefüttert werden. Der offizielle Normverbrauch von 9,6 Litern Super auf 100 Kilometern ist selbst bei gemäßigter Gangart ein ambitionierter Wert. Realistisch rauschen je nach Gangart 11 bis 14 Liter durch die Einspritzdüsen und nicht nur Sportwagenfahrer wissen, dass dieser Wert allemal noch vertretbar ist.
Bei denen ist der Ärger über die Selbstbeschränkung auf 250 km/h höher. Immerhin, der Testwagen lief 270 km/h schnell. Der Spurt von 0 auf 100 km/h ist besonders mit warmen Reifen beeindruckend. Das 1er M Coupé bleibt allzeit spürbar unter fünf Sekunden.
Nicht zu verachten ist der hohe Alltagsnutzen des 1er M Coupé. Klar ist er mit Sportfahrwerk und bissigen 19-Zöllern ein harter Hund. Doch im Innenraum geht es mit sehr guten Sportsitzen und ordentlichen Bedienelementen durchaus bequem zu. Die beiden Sitzgelegenheiten im Fond lassen sich ebenfalls nutzen – und zwar am besten für Jacken und Taschen, wenn die 370 Liter Laderaum einmal nicht reichen sollten.
Das BMW 1er Coupé ist aktuell einer der größten Lustmacher auf dem deutschen Automarkt. Er bietet den Fahrspaß eines BMW M3 und ist mit 50.500 Euro durchaus noch bezahlbar. Zumindest wenn man weiß, was die Sportwagen der Konkurrenz kosten. Und mit denen kann er sich allemal messen.
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