Sie ist nicht so legendär wie die Mille Miglia und nicht so sportlich wie die Ennstal Classic. Doch im internationalen Kalender der Oldtimer Rallyes ist die Silvretta Classic seit vielen Jahren eine feste Größe. Bereits zum 14. Mal zog sich eine Schlange von knapp 160 automobilen Zeitzeugen durch das immergrüne Montafon. Drei Tage und 540 Kilometer ging es durch einige der schönsten Ecken des oldtimerbegeisterten Österreichs.
Zum zweiten Mal gehörte die Aufmerksamkeit dabei nicht allein den historischen Fahrzeugen der Baujahre 1923 bis 1991. Denn die Silvretta Classic veranstaltete nach der Premiere 2010 auch in diesem Jahr wieder eine eigene Elektrowertung, in der sich aktuelle Elektromodelle durch die umweltbewusste Bergregion des Montafons kämpften.
Für einige Teilnehmer ist die Silvretta Classic das Bergfest des historischen Grand Slams. In der Vorwoche fand die Oldtimerrallye Arlberg Classic statt, in dieser Woche die Silvretta Classic und zahlreiche Oldtimerliebhaber zieht es nach einem Kurztrip nach Hause oder ein paar Tagen Kurzurlaub in Tirol oder am Arlberg gleich weiter zur Ennstal Classic, die an diesem Donnerstag startet.
Auf der Silvretta Classic geht es bekanntlich alles etwas ruhiger zu. In den zentralen Ortschaften Schruns, Tschagguns, Partenen oder Garschurn ist der allsommerliche Oldtimertross eines der Highlights im nicht gerade opulent gefüllten Jahreskalender. Viele der oldtimerverrückten Teilnehmer kommen immer wieder. Die Rallye gehört zu einer der schönsten ihrer Art. Die meisten Teilnehmer kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, einige aus England, Frankreich und Norwegen.
In Szene gesetzt
Bei der Silvretta Classic werden die Oldtimer trotz imposanter Anstiege in kaum einer Fahrzeugklasse an ihre Grenzen gebracht. Hatte eine ungewöhnliche Hitze mit Temperaturen von bis zu 35 Grad vielen Oldtimern im vergangenen Jahr bei Bergankünften an der Bieler Höhe, dem Hahntennjoch oder dem Hochtannbergpass mächtig zugesetzt, so war es diesmal für Modelle wie den 1928er Bentley Le Mans, den VW Brezelkäfer von 1951 oder die Schar der sehenswerten Porsche 911er-Modelle auf den 22 Wertungsprüfungen deutlich angenehmer.
Wie bei jeder Oldtimerrallye setzten sich die Publikumslieblinge auch bei der 14. Silvretta Classic schnell in Szene. Niemand fuhr so sportlich wie der neu aufgebaute Rallye-Mini Cooper S Competition von 1963 mit der Startnummer 159, der die Zuschauer nicht nur mit sehenswerten Drifteinlagen an den Passstraßen begeisterte. Optisch konnte da allenfalls noch der aufgebohrte VW Käfer 1302 mit seinem 2,2 Liter großen Porsche-Boxer im Heck mithalten, der mit seiner gelb-schwarzen Sportlackierung eines der farblichen Highlights setzte.
Besonders stark vertreten in diesem Jahr war die Schar der Jaguar-Fahrzeuge. Die perfekten Jaguar XK-140-Modelle aus den 50er Jahren waren die schönsten Nachkriegsmodelle im Feld. Eines der Highlights der seltene BMW 335 aus dem Jahre 1939, der zeigte, dass der legendäre BMW 328 Roadster auch noch einen Bruder hat.
Fest verteilte Sympathien
Einen Schönheitspreis gibt es für die Fahrzeuge der Elektrowertung kaum zu gewinnen. Doch nachdem die Fahrstrecken bei der Premiere der Elektrowertung im vergangenen Jahr zu kurz waren und kein Auto an seine Reichweitengrenzen brachten, wurde dieses Jahr nachgelegt. Zwar sind die Tagesetappen mit rund 100 Kilometern noch immer deutlich kürzer als die der Oldtimerwertung. Doch Modelle wie Smart Fortwo ed, Tesla Roadster, Mercedes A-Klasse E-Cell, VW Golf Blue E-Motion oder Opel Ampera zeigten, dass auch in den Bergen Tagestouren von mehr als 100 Kilometern rein elektrisch problemlos möglich sind.
Beim Publikum am Straßenrand sind die Sympathien jedoch weitgehend fest verteilt. Schauen, staunen und winken gibt es in erster Linie für die automobilen Preziosen von gestern und vorgestern. Wo sonst bekommen die Zuschauer eine Rarität wie den Facel Vega HK II von 1962, einen Alfa Romeo Montreal von 1973 oder den Ur-Jaguar SS 100 Sports von 1938 zu sehen.