Mit dem Honda Civic begann Hondas Siegeszug auf den Importmärkten Europa und Nordamerika. Der genügsame und günstige Honda mit der praktischen Heckklappe erfreute sich großer Beliebtheit und kam während der Ölkrisen der 70er Jahre genau zum rechten Zeitpunkt. Die Emotionen blieben bei dem kleinen Japaner allerdings auf der Strecke – er war ein reines Vernunftauto. So beschloss Honda Anfang der 80er Jahre, dem Civic jugendliche Frische einzuhauchen: Der CRX als Sportcoupé auf Civic-Basis betrat die Bühne.
Toyota schob mit dem MR2 ein ähnliches Projekt an - aber das Konzept war völlig unterschiedlich: Der MR2 hatte Mittelmotor und Hinterradantrieb, der Civic war ein normaler Fronttriebler. Damit waren der Sportlichkeit des CRX Grenzen gesetzt, doch dank des großen Kofferraums versprach er mehr Alltagsnutzen.
Da der normale Civic die technische Basis bot, gelten bis heute weder Mechanik noch Ersatzteilversorgung als problematisch. Mit 100 PS unter der Haube war der CRX nicht gerade ein Sportwagen-Jäger, aber immer noch dynamisch genug. Die schnittige Coupé-Form brachte die gewünschte jugendliche Frische. Auch in Europa fand der Wagen schnell seine Kunden.
Noch heute wirkt der CRX alles andere als angestaubt. Beim Honda-Autohaus Fugel in Chemnitz wird Markentradition groß geschrieben, unter anderem gehört ein silberner CRX Baujahr 1991 zum Fuhrpark. "Unsere Auszubildenden lernen daran, mit älterer Motorentechnik umzugehen", sagt Sven Matthäi vom Autohaus.
Der junge Honda-Klassiker präsentiert sich innen wie außen in makellosem Zustand, allenfalls die schwachen Dämpfungszylinder der Heckklappe lassen das Alter des Wagens erahnen. Auf dem Tacho stehen gerade mal 16400 Kilometer. Das Cockpit ist vorbildlich übersichtlich, die Mittelkonsole leicht zum Fahrer hin geneigt – das werden sich die Honda-Ingenieure wohl bei BMW abgeschaut haben. Ein Blick auf den Drehzahlmesser macht Vorfreude: Erst kurz vor 8000 Touren beginnt der rote Bereich.
Kurvenfahrt mit Hochgenuss
Im unteren Drehzahlband tut sich beim Honda nicht viel, so dass nach den ersten gefahrenen Kilometern ein wenig Enttäuschung aufkommt. Doch der Schein trügt: Gibt man dem Motor die Sporen, wird er putzmunter. Unter der Haube steckt nämlich der 1,6-Liter Vierzylinder mit 16 Ventilen, der vor allem in den USA den Ruf des CRX als "Pocket Rocket" (Taschenrakete) so richtig begründete.
124 Pferdestärken müssen lediglich 1100 Kilogramm Auto durch die Arena jagen und auch wenn heutige Kleinwagen selbst mit mittlerer Motorisierung wesentlich mehr Dampf haben, lässt sich der leichte Honda mit Hochgenuss durch die Kurven scheuchen. Die Gänge flutschen wie von selbst durch die Gasse, die Lenkung ist leicht und dennoch zielgenau. Dass die Tachoskala bis 240 reicht, ist nur auf den ersten Blick Angeberei. Mit etwas Anlauf knackt der CRX problemlos die 200 km/h-Marke.
Einen weiteren Sprung nach vorn machte der CRX mit einer auf 150 PS erstarkten Version. Sie hatte die variable Ventilsteuerung VTEC an Bord, bei der sowohl die Ventilsteuerzeiten als auch der Ventilhub variiert wurde. Auch in Hondas Mittelmotor-Sportwagen NSX kam dieses Prinzip zum Einsatz. Nun erreichte der CRX mehr als 220 Km/h und war so spritzig, dass er vielen Konkurrenten das Leben schwer machen konnte.
Veredelt und aufgemotzt
Die flotte Nippon-Kante wurde nicht nur zu einem großen Verkaufserfolg für Honda, sondern ist bis heute ein beliebtes Tuningobjekt für junge Piloten auf aller Welt. Vor allem in den USA und Europa gibt es viele Clubs und Treffen, bei denen CRX veredelt oder aufgemotzt werden.
Nach zwei CRX-Generationen wurde der sportliche Honda mit völlig neuer Karosserie noch bis 1998 als CRX del Sol weiterproduziert und schließlich musste der Roadster S2000 die emotionale Lücke im Programm füllen. Heute spielt der 201 PS starke Civic Type R bei Honda die Rolle des Krawallmachers.
Und bald könnte der CR-Z, einer der Stars der letzten Tokio Motor Show, eine ganz neue Ära für Hondas Autosparte einläuten. Die Japaner versprechen kompakte Abmessungen, ein geringes Gewicht und reichlich Fahrspaß. Der angekündigte Hybridantrieb allerdings ist ein zweischneidiges Schwert: Er dürfte einerseits den Preis des Wagens nach oben treiben und damit jüngere Zielgruppen verprellen. Auf der anderen Seite könnte die Kombination aus Sportlichkeit und Hybrid in einer Zeit gestiegenen Umweltbewusstseins genau das passende Rezept sein.