Der Jeep hat immer wieder sein Gesicht verändert. Doch gerade das mattgrüne Militär-Urviech ist es, das bis heute viele Menschen auf der ganzen Welt in seinen Bann zieht. Der Willys MB war noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg so typisch für amerikanische GIs wie Kaugummi und Rock-Musik. Dabei hatte das Militärfahrzeug nichts anzubieten, was auch nur im Entferntesten dem Komfort seiner Insassen diente. Die Sitze erinnerten an Campingstühle, Türen oder Fenster gab es gar nicht. Vor Regen schützte nur ein notdürftiges Klappverdeck.
Die Soldaten liebten den Willys Jeep trotz seiner harten Schale heiß und innig. Mit seinem zuschaltbaren Allradantrieb kam das 3,3 Meter kurze und 63 PS starke Wägelchen schließlich überall durch und überwand Steigungen von 60 Prozent.
Bis heute gibt es weltweit eine rege Sammlerszene, die die überlebenden Original-Jeeps hegt und pflegt. Die Firma M.D. Juan Enterprises auf den Philippinen geht einen Schritt weiter – sie lässt die Militärlegende aus alten Originalteilen wieder auferstehen. "Wir bauen und vertreiben Karosserie, Chassis sowie Ersatzteile für zivile und militärische Versionen des Ur-Jeeps", sagt Elvie Calderon von M.D. Juan.
Ein komplett zusammengesetzter Willys Jeep von 1945 kostet 10.500 Dollar und besteht weitgehend aus restaurierten Originalteilen – von der Karosserie über Luftfilter und Lichtschalter bis hin zum Scheibenwischer. Ein paar Technik-Komponenten sind Repro-Teile oder kommen aus dem Großserien-Regal. Den Motor müssen die Käufer allerdings selbst einbauen.
Alte Schale, neuer Kern
Die meisten Modelle werden an Sammler in den USA oder Europa verkauft. Willys-Fans auf den Philippinen bauen gern kleine Motoren japanischer Autos in die Jeeps ein und sind damit zufrieden, dass ihr Gefährt zumindest von außen original aussieht.
"Seit fast 45 Jahren übernehmen wir die Restaurierung und Ersatzteilversorgung für den Willys MB und verkaufen pro Jahr tausende Teile und Body Kits", sagt Elvie Calderon von M.D. Juan. Bei den kompletten Neubauten werde in der Regel der Motor ausgespart, weil die Firma auf diesem Gebiet keine Kapazitäten habe. Für die alten Aggregate würde wohl auch niemand die Garantie übernehmen wollen.
Der Willys Jeep ist bis heute einer der populärsten Geländewagen auf den Philippinen. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Jeep-Prototypen auf der Inselgruppe getestet. Nach der Befreiung von der japanischen Besatzung und dem Abzug der US-Truppen verblieben zahlreiche Jeeps auf den Philippinen, nicht wenige sollen von US-Soldaten auf dem Schwarzmarkt verhökert worden sein.
Viele Fahrzeuge wurden von den Einheimischen zu Kleinbussen umgebaut, die bis heute als Jeepneys unterwegs sind. Weil sich der Jeep als unermüdliches Arbeitstier schnell unentbehrlich machte, wuchs auf den Inseln eine Industrie für Ersatzteile der simpel konstruierten Geländewagen.
Große Liebe zum alten Blech
"Es gibt wohl kein anderes Land auf der Welt, dem der Jeep so sehr ans Herz gewachsen ist", glaubt AJ Macalintal. Der Jeep-Enthusiast aus Manila hat eine ganze Reihe von Originalfahrzeugen in der Garage stehen.
Die Philippinos hätten den einzelnen Jeep-Generationen sogar unterschiedliche Kosenamen gegeben: Die Ur-Modelle aus dem Weltkrieg wurden "MacArthurs" genannt (nach dem berühmten US-General), die Jeeps aus dem Korea-Krieg "Eisenhowers" und die Fahrzeuge der Vietnam-Ära "Kennedys".
"Ursprünglich wollte mein Großvater nur den lokalen Markt mit dringend benötigten Ersatzteilen versorgen", sagt Rommel T. Juan, Enkel des Firmengründers Maximino Dionisio Juan. "In den 70er Jahren bekamen wir plötzlich Aufträge aus den USA und merkten, dass wir die einzigen waren, die die alten Jeeps noch bauen", erzählt er. Mittlerweile stünden alle Jeep-Restaurierer aus Amerika, Europa, Japan oder Australien bei M.D. Juan Schlange, um rare Teile für ihre Offroad-Schätzchen zu besorgen.