Satte 300.000 Euro für einen Toyota? Kaufinteressenten eines Toyota 2000 GT wissen sehr wohl um den aktuellen Wert ihres nur 351 Mal produzierten Objekts der Begierde - von dem Experten zufolge lediglich ein Dutzend überlebt haben soll. Dabei fing alles eigentlich so viel- und damit auch Stückzahl versprechend an.
Der auf der 12. Tokyo Motorshow im Jahre 1965 erstmals gezeigte und in Kooperation mit Yamaha unter der Leitung von Chefingenieur Jiro Kawano entwickelte Toyota 2000 GT gefällt auf Anhieb. Doch schon die Serienproduktion lässt zwei Jahre auf sich warten und dauert dann lediglich bis 1970 an.
Dabei gilt das Jahrzehnt von 1960 bis 1970 für die Automobilhersteller als goldenes Jahrzehnt. Der Zweite Weltkrieg ist lange vorbei, die Folgen weitestgehend behoben und die Weltwirtschaft sowie der Wohlstand wachsen. Innerhalb dieses Jahrzehnts stiegt die weltweite Automobilproduktion von 12,9 auf 22,5 Millionen Einheiten. Ein großer Vorteil dieser Zeit: Umwelt oder Energieknappheit spielten überhaupt keine Rolle.
Im letzten Produktionsjahr des Toyota 2000 GT erkämpfte sich die japanische Automobilindustrie mit 3.178.708 Einheiten den weltweit dritten Rang hinter der Bundesrepublik Deutschland mit 3.379.511 und den USA mit 6.550.173 Einheiten. Toyota allein steuerte mit 1.068.321 Einheiten rund ein Drittel zur japanischen Gesamtproduktion bei.
Der voluminöse Armaturenträger ist aus Rosenholz gefertigt und die Instrumente und Bedienelemente sind mit feinen Chromringen begrenzt
Die Vorstellung des 2000 GT fiel zusammen mit dem 30. Produktionsjahr der Marke Toyota. Zu dieser Zeit rollten noch Limousinen mit den Namen Publica, Crown oder Corona aus den Produktionshallen. Alles Alltagsgefährte, die hierzulande unter den Begriff Brot-und-Butter-Autos fallen. Der 2000 GT stellt somit alles zuvor Dagewesene auf den Kopf.
Erst recht, wenn man einen Blick auf das nicht ganz unbekannte Design wirft. Denn Fahrzeuge wie der Jaguar E-Type, Ferrari GTO oder die Chevrolet Corvette waren für den Chefdesigner Saturo Nozaki nicht neu. Im Gegenteil. Die lange Motorhaube, das flache Dach mit der filigranen, chromgefassten A-Säule, eine extrem gerundete Panoramascheibe und die abfallende Dachlinie, die in einer markanten Abrisskante mündet - all das ähnelt schon sehr jenen automobilen Legenden.
Die größte Herausforderung bei dem 4.175 Millimeter langen, 1.160 Millimeter hohen und 1.600 Millimeter breiten ersten Supersportwagen Japans bereiteten allerdings weder Motor, noch Getriebe oder Fahrwerk. Es sind die Hauptscheinwerfer. Wer seinerzeit erfolgreich sein wollte, der musste auf dem amerikanischen Mark funktionieren. Und da dort ein Gesetz über die Lage der Hauptscheinwerfer eine Höhe von mindestens 60,96 Zentimeter über dem Boden vorschreibt, musste ein Kompromiss gefunden werden.
Im Innenraum informieren zwei große und fünf kleine Rundinstrumente über all das, was einen Autofahrer auch schon vor fünfzig Jahren interessiert: Geschwindigkeit, Bordspannung, Drücke, Drehzahl und Temperaturen. Der voluminöse Armaturenträger ist aus Rosenholz gefertigt und die Instrumente und Bedienelemente selbst sind mit feinen Chromringen begrenzt. Der recht kurz ausgefallene Schalthebel des Fünfgang-Schaltgetriebes ist von einer ledernen Manschette umfasst und das Edelholzlenkrad von drei Metallspeichen durchzogen. Die Sitzoberflächen bestehen aus Kunstleder.
Für die Sprintleistung von unter zehn Sekunden sowie die Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h sorgt ein vom Toyota Crown bekannter Motorblock aus Grauguss mit zwei Litern Hubraum. Der Sechszylinder-Reihenmotor produziert 150 PS und ein maximales Drehmoment von 177 Newtonmetern. Kooperationspartner Yamaha legt sogar noch eine zweite Leistungsstufe mit gleichem Hubraum aber 200 PS nach.
Nach exakt 351 Einheiten inklusive einiger Modelle für den Rennsport und zweier für Filmarbeiten ist Schluss
Der Kastenrahmen mit Quertraversen bietet derweil eine hohe Karosseriesteifigkeit, der zum einen für eine gute Fahrstabilität und zum anderen einen recht annehmbaren Komfort sorgt. Eine Dunlop-Scheibenbremsanlage ist für die Verzögerung der auf 15 Zoll große Felgen gezogenen 165er-Reifen zuständig.
Alles Techniken und Bauteile, die nicht nur einen enormen Aufwand sowie Handarbeit voraussetzen, sondern sich zugleich im Preis niederschlagen. 2,38 Millionen Yen oder umgerechnet 20.000 DM machten den Toyota 2000 GT zum teuersten japanischen Auto seiner Zeit. Zum selben Zeitpunkt kostete ein Opel Diplomat V8 17.500 Mark, ein Mercedes-Benz 300 SE 21.500 Mark oder ein Porsche 911 L (130 PS) 21.900 Mark. Offiziell ist der Toyota 2000 GT nie nach Deutschland gekommen. Als Importmodell kostete er in der Schweiz 33.000 Franken.
Spannend in Anbetracht des durchaus kurzen Produktionszeitraums: Er bekam 1969 sogar eine Modellpflege verpasst. Neben einem geänderten Grill und modifizierten Scheinwerfern erhielt er orangefarbene Blinker und Räder aus Leichtmetall.
Für ein Ende der Produktion sorgen mal wieder die USA. Denn 1970 verschärfte Gesetze für die Fahrzeugsicherheit trieben die Kosten für den Sonderling in unkalkulierbare Höhen. Nach exakt 351 Einheiten inklusive einiger Modelle mit Leichtbaukarosserie für den Rennsport und zweier für Filmarbeiten ist Schluss.
Film? Aber ja. Der Toyota 2000 GT ist der einzige japanische Dienstwagen für den legendären Doppel-Null-Agenten James Bond. Im fünften 007-Teil "Mann lebt nur zweimal" lässt sich James Bond-Darsteller Sean Connery von seiner japanischen Kollegin Aki aus der Gefahr pilotieren. Komisch nur, dass zum einen der GT als Cabrio zu sehen ist und zum anderen die Aki-Darstellerin Akiko Wakabayashi überhaupt nicht Auto fahren konnte. Das machte dann auch die Verwendung von zwei Fahrzeugen notwendig. Eines für Nahaufnahmen in den Londoner Pinewood Studios und ein zweites für die Actionsequenzen. Wie aus dem 2000 GT ein Cabrio gemacht worden ist, ist auch schnell erklärt: mit einer Säge.
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