Es ist Sommer 1985. Bei Automobili Lamborghini fällt eine große Entscheidung: Ein Nachfolger für den legendären Countach muss her. Doch es soll nicht irgendein Nachfolger werden, sondern das schnellste Serienfahrzeug der Welt. Fünf Jahre später präsentieren die Italiener den Diablo.
Den Namen verdankt er wie viele Lamborghini einem Stier. Diesmal soll es sich um einen Kampfstier handeln, der 1867 in der Herde von Cristobal Colon y de La Cerda, dem 14. Herzog von Veragua, das Licht der Welt erblickte und am 11. Juli 1869 für einen legendären Kampf mit dem Stierkämpfer El Chicorro sorgte. Der erste Träger des Herzog-Titels war übrigens Diego Kolumbus, der Sohn von Christoph Kolumbus, dem Entdecker Amerikas.
Auch Lamborghini macht sich mit dem 325 Kilometer pro Stunde schnellen Supersportwagen auf zu neuen Ufern. Rennfahrer Sandro Munari hat einen der ersten Exemplare auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs in Nardo sogar auf 340 km/h beschleunigt - typisch italienisch im Anzug mit Krawatte und ohne Helm. Für die pure Kraft ist ein 5,7 Liter großer V12-Benzinmotor verantwortlich. Für das Design des Fahrzeugs der Miura- und Countach-Schöpfer Marcello Gandini.
Dass das als Projekt 132 im Jahr 1985 gestartete Fahrzeug letzten Endes so ausschaut, wie es zu seiner Premiere präsentiert wird, ist nicht immer klar. Denn 1987, also genau zur Halbzeit der Diablo-Entstehung, übernimmt Chrysler den Hersteller Lamborghini und verlangt den neuen Superstar weniger brutal und aggressiv, sondern harmonischer und - kaum zu glauben - praktischer zu gestalten. Herausgekommen ist 1990 ein typisch flacher, breiter und wahnsinnig schneller Traumwagen.
Lamborghini Diablo 340 km/h (Sandro Munari)
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Da der anfangs 492 PS starke Italiener mit seiner 2,04 Meter-Breite mit Parkplätzen zu kämpfen hat, öffnen die Türen, wie schon beim Vorgängermodell, nach oben und vorn. Ganz neu gibt es elektrische Fensterheber für beide Türen. Einem Problem muss Designer Marcello Gandini nur sehr wehmütig klein beigeben. Ursprünglich soll der Motor unter einer Glasabdeckung ständig zu sehen sein. Allerdings macht ihm die Hitzeentwicklung einen Strich durch die Rechnung. Für die Motorenkühlung sorgt ein speziell entwickelter hinterer Stoßfänger, der die heiße Luft aus dem Inneren heraussaugt.
Ein schicker Heckflügel kostet extra. Ohne die im Verhältnis zum Gesamtpreis von fast 200.000 Euro günstige Option ist beim ersten Diablo aber zumindest eines noch möglich: der Blick durch den innenliegenden Rückspiegel. Gegen Ende der elf jährigen Produktionszeit kommt an dieser Stelle eine mehr schlechte als rechte Kamera zum Einsatz.
Das komplett von Chrysler entwickelte Interieur besticht durch einen schwarzen, aber immerhin zusammen mit dem Lenkrad in der Höhe verstellbaren Klotz: das Armaturenbrett.
Von 1990 bis 1993 ist lediglich die brutal motorisierte Heckantriebsversion erhältlich. Das ändert sich mit der Einführung des Diablo VT, sprich Viscous Traction. So ganz zum Allradler ist er dadurch allerdings nicht geworden, da beim VT lediglich bis zu 25 Prozent der Antriebskraft an die Vorderräder verteilt werden, sollten die 335er Walzen am Heck die Haftung verlieren. Von außen lassen sich beiden Versionen lediglich durch das VT-Logo im Heck unterscheiden - der Heckflügel ist auch beim Allradler nur Option.
Die erste Special Edition ist ab Juni 1994 in einer Stückzahl von 150 und mit 525 PS erhältlich. Das ebenfalls angebotene JOTA-Tuning-Paket, das die Motorleistung auf 595 PS erhöht und das Gewicht um 125 Kilogramm absenkt, wird insgesamt nur 15 Mal in Anspruch genommen. 331 km/h pro Stunde und ein Tempo 100-Sprint in 4,0 Sekunden kosten 15 Prozent Aufpreis. Zudem ist diese erste SE-Version mit Allradantrieb nur in einem lavendel metallic-Farbton erhältlich. Der letzte Sonderling rollt am 26. November 1995 gen Mittlerer Osten vom Band. Im Jahr 1995 folgt mit dem Sport Veloce ein 510 PS starker Einstiegs-Diablo, der ausschließlich über die Hinterräder angetrieben wird.
Die letzte Modellpflege im Jahr 2000, der Diablo VT 6.0, entsteht federführend unter dem neuen Eigentümer Audi
Das Problem eines Lamborghini Diablo ist jedoch von Anfang an nicht der Einstiegspreis, sondern es sind vielmehr die Haltungskosten. Denn ein großer Service kostet mal eben den Preis eines Kleinwagens und ein cooler Zwischenspurt die nicht ganz billigen Reifen. Zumindest ist beim Diablo SV der schwarze Heckspoiler serienmäßig. Die Nebelschlussleuchte wandert zusammen mit dem Rückwärtsfahrlicht in den Stoßfänger. Vier Endrohre und zwei massive Lufteinlässe auf der hinteren Motorhaube runden den martialischen Auftritt ab. Im selben Jahr präsentiert Lamborghini die Roadster-Variante des VT. Das Karbondach findet hinter dem Fahrer und seinem Beifahrer Platz.
Eine große Modellpflege erreicht den Diablo im Jahr 1999. Der SV, der VT und der VT Roadster, die seit ihrer Stunde null im Lamborghini-Werk in Sant Agata produziert werden, bekommen viele Neuheiten des SV und einen auf 530 PS erstarkten Motor verpasst.
Fast zur selben Zeit erscheint der GT. Der ursprünglich auf 80 Einheiten limitierte und 338 km/h schnelle Supersportler wird genau 83 Mal produziert. Nur für Europa zugelassen und zu einem stolzen Preis von 280.000 Euro verkauft, verfügt er zum ersten Mal über die legendäre Kamera unter dem Heckspoiler. Der im GT zum Einsatz kommende 6,0 Liter große Zwölfender produziert 575 PS. Einen Monat vor der Jahrtausendwende sorgen 595 PS im GTR für strahlende Kundengesichter.
Die letzte Modellpflege im Jahr 2000, der Diablo VT 6.0, entsteht federführend unter dem neuen Eigentümer Audi. Der neue Lamborghini-Designchef Luc Donckerwolcke stellt einen 550 PS starken Supersportwagen auf die Räder. Kurz vor der Einführung des Diablo-Nachfolgers Murcielago im Jahr 2001, krönt eine auf 40 Einheiten limitierte SE-Version die Ära des Lamborghini Diablo. 20 der Diablo VT 6.0 SE-Versionen werden in Oro Elios, einem speziellen gold-metallic-Farbton und 20 in Marrone Eklipsis, einem einzigartigen Braunton ausgeliefert.
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