Blauer Lack und weiße Streifen – da leuchten eingefleischten Renault-Fans sofort die Augen. Demnächst zieht der kleine Twingo das Gordini-Trikot an und erinnert an Renaults Sport-Tradition. Was in den 50er Jahren mit der Dauphine begann, wurde zum Sinnbild der Sportlichkeit bei Frankreichs Brot- und Butter Marke.
Der aufgemotzte Twingo macht den Anfang einer neuen Modellserie - der erste Clio Gordini wird nicht lange auf sich warten lassen. Noch ist das Tuning aber vor allem optischer Natur: Mit 133 PS hat der Gordini-Twingo nicht mehr Pferdchen unter der Haube als der normale Twingo Sport.
Ob die Neuauflage soviel Spaß bietet wie ein echter Gordini aus den 60ern, bleibt abzuwarten. Es wird also Zeit für eine Probefahrt im klassischen R8 Gordini. Hier muss man sich als groß gewachsener Fahrer zwar den Platz mit den Bedienelementen teilen, seine Füße zwischen den viel zu eng stehenden Pedalen sortieren und beim Schalten abenteuerliche Verrenkungen in Kauf nehmen. Doch wenn der auf 125 PS aufgebohrte Vierzylinder im Heck aus voller Lunge vor sich hin röhrt und das viertürige Fliegengewicht von 780 Kilogramm beschleunigt, steigt die Spaßkurve rapide.
Mit seinem knüppelharten Fahrwerk und dem stark negativen Sturz an den Hinterrädern klebt der Gordini-Flitzer regelrecht auf der Straße, und auf Schotter kann man mit dem Hecktriebler die wildesten Pirouetten drehen.
Werner Schäfer aus Nohn in der Eifel nennt einen originalen Gordini von 1971 sein Eigen. Der Renault-Händler ist Experte für alle Youngtimer des französischen Herstellers, vor allem für die berühmte Alpine. Doch auch sein R8 muss regelmäßig bei Youngtimer-Rallyes beweisen, was in ihm steckt. "So ein Gordini bringt ihnen mehr Sympathien ein, als wenn sie mit einem Porsche anrollen", sagt Schäfer.
Bei der Histo-Monte in den Jahren 1997 und 1998 landete der blaue Zwerg ganz oben auf dem Treppchen. Der Wagen ist nicht nur außen, sondern auch innen liebevoll zurechtgemacht. Der Überrollbügel ist mit den französischen Nationalfarben beklebt, und statt eines Dachhimmels hängt Frankreichs Landesfahne über den Köpfen von Fahrer und Copilot.
Der Namensgeber der schnellen Franzosen war übrigens italienischer Abstammung: Amédée Gordini machte im Auftrag von Renault aus schnöden Großserienautos flotte Sportversionen. Gordini konstruierte auch Fahrzeuge für die Formel 1, konnte sich mit seinen Motoren aber gegen die großen Werksteams nie durchsetzen.
Das Markenzeichen der Gordini-Renaults war die Lackierung im Farbton "Bleu France" samt weißer Rallyestreifen. Sogar die brave Familienlimousine Renault 12, die als Dacia-Lizenzbau ein besonders langes Leben hatte, wurde von Gordini zum Sportler umgestrickt.
Eine echte Hausnummer
Der Renault 8 Gordini kam 1964 auf den Markt. Von seinen Fans "Gorde" genannt, belegte der kantige Kompaktwagen bei der Rallye Tour de Corse die Plätze eins, drei, vier und fünf. Wie der NSU TT hatte der Renault 8 einen Heckmotor und machte kleinen Hubraum durch geringes Gewicht und Drehfreude wett. Die ersten Versionen mussten mit 1,1 Litern in den Zylindern auskommen, später wuchs der Hubraum auf 1,3 Liter.
In den 60ern gehörte der 86 PS-Zwerg trotzdem zu den ganz Schnellen: 170 km/h waren damals eine echte Hausnummer. Die späteren Versionen mit 88 PS legten noch 5 km/h drauf. Ungewöhnlich im Kompaktautosegment war auch die Tatsache, dass der Gordini über ein Fünfgang-Getriebe verfügte. Der Renault 8 und sein längerer, aber kaum veränderter Nachfolger Renault 10 waren auch in der Zivilversion sehr erfolgreich.
1966 richtete Renault mit dem Coupe Gordini einen eigenen Markenpokal ein. Die Fahrzeuge müssen der Serie entsprechen, lediglich ein Sportlenkrad, eine Öldruckanzeige und härtere Stoßdämpfer waren erlaubt. Nachwuchs-Rennfahrer zogen mit ihrem "Gorde" durchs Land und verdienten sich in der flotten Kiste ihre Sporen. Viele Ingenieure aus Gordinis Entwicklerteam waren später auch an der Konstruktion des berühmten Renault Turbo-Motors beteiligt, der den Franzosen sowohl in der Formel 1 als auch im Rallyesport Erfolge bescherte.
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