Er „vergisst“ sein Auto am Flughafen, ein Autofahrer muss eine astronomische Summe zahlen
Ein außergewöhnlicher Fall von Vergesslichkeit hat am Flughafen Berlin-Brandenburg für Aufsehen gesorgt. Ein Autofahrer aus der Region Hannover hat seinen grauen Volkswagen Golf seit über einem Jahr auf dem Kurzzeitparkplatz vor dem Terminal stehen lassen. Die unglaubliche Parkgebühr von mittlerweile über 200.000 Euro zeigt eindrucksvoll, welche finanziellen Konsequenzen solche Versäumnisse haben können.
Die vergessene Golf und ihre astronomische Rechnung
Was zunächst wie ein gewöhnlicher Parkvorgang am Flughafen begann, hat sich zu einem kostspieligen Fehler entwickelt. Der graue VW Golf mit Kennzeichen aus der Hannover-Region steht seit mehr als zwölf Monaten unberührt auf dem externen Parkplatz im Abflugbereich des Berliner Flughafens. Während die ersten zehn Minuten kostenlos waren, läuft der Zähler seitdem unaufhörlich weiter.
Nach den aktuellen Tarifen fallen pro Stunde 23 Euro an, was sich auf ganze 552 Euro pro Tag summiert. Bei mehr als 365 Tagen Standzeit ergibt sich so die astronomische Summe von über 200.000 Euro. Zum Vergleich: Mit diesem Betrag könnte man mehrere Neuwagen kaufen oder wichtige Wartungsarbeiten am Fahrzeug für Jahrzehnte finanzieren.
Der Zustand des Fahrzeugs hat sich während der langen Standzeit deutlich verschlechtert. Unter dem Scheibenwischer haben sich zahlreiche Prospekte angesammelt, und die Windschutzscheibe weist einen auffälligen Riss auf, der möglicherweise von einem Vandalismusversuch stammt. Bei solchen Schäden stellt sich die Frage, ob Versicherungen die Kosten für Windschutzscheibenreparaturen abdecken würden – wobei dies angesichts der gigantischen Parkgebühren fast nebensächlich erscheint.
Parkgebühren an Flughäfen – ein teures Unterfangen
Der Fall aus Berlin mag extrem sein, doch hohe Parkgebühren sind an Flughäfen weltweit keine Seltenheit. Wer sein Auto am Flughafen abstellt, muss tief in die Tasche greifen. An großen internationalen Airports können bereits wenige Stunden Parken beträchtliche Summen verschlingen. Selbst kurze Aufenthalte von 10-15 Minuten kosten oft mehrere Euro, während die Preise für längeres Parken schnell in die Höhe schießen.
Für Reisende gibt es zwar spezielle Langzeitparkoptionen, doch auch diese bleiben kostspielig. Tagespreise von 30 bis 40 Euro sind keine Seltenheit. Die exorbitanten Parkgebühren haben einen praktischen Grund: Sie sollen die knappe Ressource Parkraum an stark frequentierten Orten wie Flughäfen regulieren und Kurzparkern den Vortritt geben.
Wer längere Reisen plant, sollte daher alternative Transportmöglichkeiten in Betracht ziehen. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln mag weniger komfortabel sein, schont aber den Geldbeutel erheblich. Auch spezielle Shuttle-Dienste oder private Parkanbieter in Flughafennähe können günstigere Alternativen darstellen. Eine sorgfältige Planung kann helfen, unerwartete Schäden am Fahrzeug oder astronomische Gebühren zu vermeiden.
Rechtliche Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten
Die APCOA Deutschland GmbH, die für die Verwaltung des Parkplatzes am Berliner Flughafen verantwortlich ist, kennt den Fall des vergessenen Golfs. Ein externer PR-Berater des Unternehmens äußerte sich zurückhaltend über die Möglichkeiten zur Eintreibung der Gebühren: „Die Erfolgsaussichten bei der Beitreibung der geschuldeten Parkgebühren hängen davon ab, ob der Schuldner identifiziert werden kann und ob ausreichende finanzielle Mittel vorhanden sind.“
Interessanterweise wurde bislang kein Verfahren eingeleitet, um das Fahrzeug zu entfernen, obwohl der Anblick des „verlassenen“ Volkswagens für die Flughafenmitarbeiter längst zum Alltag gehört. Eine Abschleppung hätte dem Eigentümer vermutlich erhebliche Kosten erspart, denn nun übersteigt die Parkgebühr den Wert des Fahrzeugs um ein Vielfaches.
Für den Besitzer dürfte es inzwischen wirtschaftlich sinnvoller sein, das Auto aufzugeben, als die angehäuften Gebühren zu begleichen. Während der Besitzer möglicherweise längst Möglichkeiten zum Schutz seiner Windschutzscheibe oder die Unterschiede zwischen Motorölen recherchiert, läuft die Parkuhr unaufhaltsam weiter.
Merkwürdige Hintergründe des Falls
Die Umstände, die dazu führten, dass ein Auto über ein Jahr lang unbemerkt am Flughafen stehen konnte, bleiben rätselhaft. Verschiedene Szenarien sind denkbar: Vielleicht erlitt der Fahrer einen medizinischen Notfall, vergaß nach einer langen Reise schlichtweg sein Fahrzeug oder entschied sich bewusst, es aufzugeben. Möglicherweise traten auch Motorprobleme auf, bei denen der Motor aufleuchtet und dann stoppt.
Die Frage, warum der Flughafenbetreiber nicht früher tätig wurde, bleibt ebenfalls offen. In ähnlichen Fällen werden verlassene Fahrzeuge meist nach wenigen Wochen entfernt. Die ungewöhnlich lange Standzeit könnte auf administrative Versäumnisse oder Kommunikationsprobleme hindeuten.
Auch die fehlende regelmäßige Motorwartung während dieser langen Zeit dürfte zu erheblichen technischen Problemen geführt haben. Moderne Fahrzeuge benötigen regelmäßige Bewegung, um Batterie, Bremsen und andere Komponenten funktionsfähig zu halten. Ohne Ersatzreifen und andere wichtige Ausrüstung könnte der Golf mittlerweile mehr Probleme als nur die hohen Parkgebühren haben.
Der Fall des vergessenen Golfs am Berliner Flughafen dient als eindrückliche Erinnerung daran, wie schnell scheinbar kleine Versäumnisse zu enormen finanziellen Belastungen führen können. Für den unbekannten Autobesitzer hat sich eine alltägliche Handlung – das Parken am Flughafen – in ein kostspieliges Desaster verwandelt, das den Wert seines Fahrzeugs um ein Vielfaches übersteigt.