Kurz & bündig
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[+] Grandiose Fahrleistungen, sehr gutes Platzangebot, ausgezeichnete Verarbeitung, niedriges Geräuschniveau im Innenraum, großer Kofferraum, agiles Handling, sicheres Kurvenverhalten, sehr gute Traktion dank Allradantrieb |
[-] Wenig übersichtlich, hoher Verbrauch |
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Für das "Plus" haben die Audi-Ingenieure den ohnehin nicht gerade schwächelnden V8 aus dem Audi S8 noch einmal in die Mangel genommen. Nach den Eingriffen liefert er nun 445 kW/605 PS an die vier Räder - statt 382 kW/520 PS wie im normalen S8. Und das maximale Drehmoment liegt zwischen 1.750 und 6.000 U/min nun bei 700 Nm. Kurzzeitig läßt sich das per Overboost auf 750 Nm steigern - so viel Bums spendiert Audi ansonsten nicht einmal dem Aventador seiner Sportwagentochter Lamborghini. Auch die Beschleunigungswerte, die der selbst leer noch zwei Tonnen schwere S8 Plus aus so viel Leistung zieht, können mit diversen Supersportlern locker mithalten: in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h - das schaffen die meisten aktuellen 911er nicht.
Schluss mit Speed ist auch beim S8 Plus im Normalfall wie üblich bei 250 km/h - aber, und das ist durchaus unüblich, nicht auf dem deutschen Markt. Dort gehört das "Dynamikpaket" zur Serienausstattung. Damit kann man den S8 Plus bis 305 km/h von der Leine lassen. Die große Gefahr dabei: Bis 220, 240 km/h merkt man - wie in solchen Limousinen durchaus normal - kaum, wie schnell man wirklich unterwegs ist. Das Geräuschniveau ist niedrig, der Kraftfluss schier unerschöpflich und auch der Federungskomfort verliert kaum. Selbst bei 280 km/h zieht der V8 munter weiter gen 300 - ohne, dass sich ein Schwächeln ankündigen würde. Es ist im S8 Plus nicht einfach, Tempobegrenzungen innerorts, auf Autobahn oder Landstraßen einzuhalten. Nicht, weil man es nicht möchte, sondern weil man meist kaum merkt, dass man schon darüber ist. Immerhin: Ein wenig hilft das Headup-Display, in dem auch aktuelle Tempolimits eingespiegelt werden.
Zumindest die offiziellen Verbrauchszahlen lesen sich für diese Klasse durchaus akzeptabel: 13,7 Liter SuperPlus in der Stadt, 7,9 Liter in freier Wildbahn - macht einen amtlichen Durchschnittsverbrauch von 10,0 Litern und einen CO2-Ausstoß von 231 g/km. Das ist klassenüblich. Wer damit allerdings in der Welt da draußen klarkommt, der sollte sich beim Audi-Händler vielleicht besser nach dem A8 mit Hybrid-Motor erkundigen - der kommt mit etwas mehr als sechs Litern aus. Der S8 Plus ist bei flotter Fahrtweise und regelmäßigen Ausflügen jenseits der 200 km/h eher bei knappen 20 Litern zu finden. Selbst bei normalem Alltagstempo zeigt die Verbrauchsanzeige noch 15 Liter. Nicht umsonst faßt der Tank 82 Liter.
Auch wenn der S8 Plus mit so viel Kraft kaum laufen kann: Seine Designer haben sich sehr zurück gehalten, sie optisch zu unterstreichen. Ein paar Flaps an den Seiten, diverse schwarze Zierleisten und vier ebenso schwarze Endrohre (mit Klappenauspuff) - das war's dann schon fast. Der Gipfel der arg gebremsten Ingolstädter Fuchsschwanz-Mentalität ist eine kleine Spoilerlippe aus Carbon auf der Heckklappe, von der die Ingenieure standhaft behaupten, sie sei für den Anpressdruck bei hohen Tempi unverzichtbar.
Die schiere Kraft alleine sorgt schon dafür, dass man problemlos immer genügend Reserven hat
Wer selbst auf solch dezentes optisches Tuning noch verzichten will, der kann seinen S8 Plus auch mit Zierrat ordern, das in der Wagenfarbe lackiert ist. Innen sieht es ähnlich gediegen aus: Leder und Carbon, Klavierlack, mattes Alu und dazu viel Alcantara. Alles natürlich bestens verarbeitet und aufeinander abgestimmt.
Bei aller Sportlichkeit ist der S8 Plus eine gediegene Businesslimousine geblieben, mit der sich auch lange Strecken entspannt und ermüdungsfrei bewältigen lassen. Die schiere Kraft alleine sorgt schon dafür, dass man problemlos an schleichenden Lastzügen vorbei ziehen kann und auch sonst immer genügend Reserven hat. Die ausgezeichnete Federung läßt sich von komfortabel auf leicht sportlich hart umschalten - je nach Fahrstil, den man über den Wahlhebel der Automatik einstellt. Auch schlechte Straßen sind so kein Problem für die Bandscheiben.
Mit einem Basispreis von 145.200 Euro lassen sich die Audianer ihre Kraftspritze von 85 PS mit 28.300 Euro Aufpreis großzügig vergolden - macht 333 Euro pro PS. Im Vergleich ist der Audi S8 Plus dann allerdings gar nicht mal so sehr teuer. Die Serienausstattung etwa ist mit Matrix-Scheinwerfern, Lederausstattung, großem Navi und sattem Bose-Sound für Audi erstaunlich üppig.
Und auch die Konkurrenz weiß ganz genau, was die Klientel der supersportlichen Limousinen zu zahlen bereit ist. Der vergleichbar starke und ähnlich schnelle Porsche Panamera 4.0 V8 Turbo S ist mit 180.024 Euro Basispreis deutlich teurer. Der Mercedes S 63 AMG V8 liegt mit 152.023 Euro bereits in Spurtweite. Verkaufen wird sich der Audi S8 Plus allerdings vor allem wohl im Ausland: Asien, USA - und in der Schweiz. Hierzulande sind die Verkaufszahlen solcher Fahrzeugmodelle eher im homöopathischen Bereich: Vergangenes Jahr gab es vom Audi S8 in Deutschland gerade mal 371 Zulassungen.
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"Warum baut Audi eine Businesslimousine mit mehr als 600 PS? Weil Audi es kann. Und weil es einen kleinen aber feinen Kundenkreis dafür gibt."
Jürgen Wolff |
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