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Kurz & bündig
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[+] Kraftvoller und dynamischer Motor, solide Verarbeitung, hohe Fahrsicherheit, leichte Bedienbarkeit, gute passive Sicherheit. |
[-] Relativ unübersichtliche Karosserie, kleine Kofferraumöffnung, hoher Verbrauch |
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Von außen unterscheidet sich der Audi S 4 durch kaum von seinen schwächeren Brüdern der A 4-Klasse. Leicht ausgestellte Kotflügel, vergrößerte Lufteinlässe, lackierte Schweller, zwei Aufpuffrohre und eine kleine, aber hässliche Spoilerlippe am Heck - fertig ist das Ingolstädter Power-Geschoss. Besonders die Frontansicht gefällt durch ihren bulligen Auftritt und sorgt trotz Understatement für jede Menge Überholprestige. Die wahren Unterschiede liegen versteckt unter der Motorhaube und im Antriebsstrang. Wer die Motorhaube des Audi S 4 öffnet, begegnet einem alten Bekannten. Das aus A 8 und A 6 bekannte 4,2 Liter V8-Aggregat wurde nochmals leicht überarbeitet und leistet nunmehr bullig grollende 253 KW / 344 PS. Ein deutlicher Gewinn zum Vorgänger. Der "alte" S 4 war mit einem 2,7-Liter-V6 mit Doppelturbo und rund 270 PS unterwegs. Wer mehr Power wollte, musste schon zum legendären Supersportler Audi RS 4 greifen. Der bot 380 Power-PS, war jedoch nur als Kombi erhältlich. Da der neue Audi S 4 bereits in RS-Klassen vorstößt, ist der von vielen Rennstreckenfans geliebte RS 4 aus dem Programm der Quattro GmbH verschwunden.
Der neue Audi S 4 lässt in Bezug auf Motorisierung und Antrieb keine Wünsche offen. Das Leistungsgewicht von 4,8 kg/PS sucht nicht nur in der Klasse von AMG-Mercedes und BMW M seinesgleichen. Den Spurt 0 - 100 km/h erledigt er in weniger als 5,6 Sekunden, nach rund 20 Sekunden saust die 200-km/h-Marke wie nichts an der Tachonadel vorbei. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei abgeregelten 250 km/h. Die Tachonadel zeigt dann immerhin 272 km/h. Der Verbrauch ist bei 344 PS und sportlicher Fahrwerksabstimmung allenfalls drittrangig, aber nicht völlig zu vernachlässigen. Die Audi-Ingenieure versprechen vollmundig 13,3 Liter SuperPlus auf 100 km. Der Testverbrauch lag mit rund 15,7 Litern deutlich darüber. Doch was wäre der beste Motor ohne das richtige Antriebskonzept? Der permanente Quattro-Antrieb und ein Sportfahrwerk sorgen dafür, dass die bullige Kraft auch im Grenzbereich sicher auf den Boden kommt. So ist der sportlich ambitionierte Pilot auch auf engen Berg- und Landstraßen jederzeit Herr der Dinge. Das Fahrwerk ist durchaus komfortabel, fühlt sich jedoch angenehm straff an. So gut abgestimmt der S 4 bei sportlicher Gangart unterwegs ist: Gerade bei mäßigem Tempo auf Landstraßen können Abstimmung und Abrollkomfort nicht überzeugen. Kleine Bodenstöße und Wellen werden über die Karosserie immer wieder störend an die Passagiere im Innenraum weitergegeben. Auch die serienmäßigen 18-Zoll Felgen mit 255er Reifen können im Alltagsbetrieb nicht immer überzeugen.
Satt auf der Straße
Wer sportlich unterwegs ist, wird die exzellente Fahrwerksabstimmung dagegen zu schätzen wissen. Der S 4 liegt bei jedem Tempo satt auf der Straße. Bremsen, Einlenken, Gas geben - die nächste Kurve kann kommen! Eine präzise Lenkung und sehr kräftige Bremsen sorgen für Sicherheit und jede Menge Vertrauen. Der Kunde kann sich entscheiden - entweder er wählt das serienmäßige Sechsgang-Getriebe oder gegen Aufpreis die bekannte Audi-Tiptronic. Die Serienschaltbox macht im S 4 einen exzellenten Eindruck. Abgesehen davon, dass das Testfahrzeug große Probleme mit dem Rückwärtsgang hatte, gibt es kaum Raum für Kritik. Die Schaltung ist leichtgängig und präzise. Selbst Motorsportansprüchen ist sie problemlos gewachsen. Zudem erlaubt der bullige 344-PS-Motor mit einem Drehmoment von knapp 500 Nm Gangwechsel in beliebiger Folge. Sportlich, aber dezent geht es auch im hochwertig anmutenden Innenraum zu. Die serienmäßigen Recaro-Stühle vorne und hinten verdienen Bestnoten. Getreu dem Motto "das Auge isst auch mit" gibt es hier und da ein bisschen Karbon und Sportarmaturen mit dem obligatorischen S4-Schriftzug. Eine große Enttäuschung ist jedoch die karge Serienausstattung des Ingolstädter Boliden. Kein Vergleich zum deutlich besser ausgestatteten Audi S 6. Die knapp 52.500-Euro teure Maschine überrascht den Fahrer mit großer Schlichtheit.
Serienmäßig sind gerade einmal elektrische Teilledersitze, Xenonlicht, 18-Zoll-Felgen und Klimaautomatik. Selbstverständlichkeiten wie Ledersitze, Sitzheizung, Tempomat, Regensensor oder Soundsystem bleiben außen vor. Comfort-Features wie Sitz-Memory, Navigationssystem oder Einparkhilfe müssen ebenfalls teuer bezahlt werden. In dieser Preisklasse dürfte es ruhig etwas mehr sein. Immerhin ist die Sicherheitsausstattung mit einem sehr gut abgestimmten ESP, Front-, Seiten- und Kopfairbags komplett. Leider kosten Seitenairbags hinten 340 Euro. Der Audi S 4 ist derzeit wohl eine der besten Möglichkeiten, mit vier Türen sportlich über Autobahn, Landstraße oder Rennkurs zu kommen. Das V8-Triebwerk begeistert nicht nur mit seinem grollenden Klang, sondern auch mit unbändiger Power; der Fahrspaß ist fast grenzenlos. Der Preis von rund 52.500 Euro ist fair, die Serienausstattung eine große Enttäuschung.
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
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