Auf den Straßen von Phoenix/Arizona ist der Q7 eine echte Schau. An der ersten Highwaykreuzung schon zückt ein Audi-Fan während der Fahrt sein Kamerahandy und drückt begeistert durch die Seitenscheibe ab. Der Daumen der rechten Hand zeigt gleichzeitig nach oben. Keine Ahnung womit der Pilot des alten Audi Coupé gleichzeitig gelenkt hat - Amerika bleibt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Nun endlich hat also auch Audi seinen SUV und wird sich nur noch kurze Zeit die nervigen Fragen gefallen lassen müssen, wieso man so spät dran war. Fest steht: Es ist zu viel Zeit vergangen und es wurde zu lang allein auf den Allroad-Kombi gesetzt.
Familienbande
Nachdem die Konkurrenz meist schon die zweite SUV-Generation launcht, steht der Q7 ab Mitte März beim Händler. Wenn das mächtige Singleframe-Maul erst einmal im Rückspiegel auftaucht, sollte man schleunigst Platz machen. Der neue Q7 macht nicht nur durch seine gigantische Länge von 5,08 Metern Eindruck - egal ob in der eigenen Einfahrt oder auf der Autobahn. Seine Dimensionen sind mächtig – schließlich will man gerade auf dem amerikanischen Markt Stückzahlen machen. Rund 50 Prozent der angepeilten 60.000 Einheiten sollen pro Jahr in den USA verkauft werden. Doch auch in Deutschland haben viele auf einen SUV von Audi gewartet – mehr als 11.000 Q7 sind bereits verkauft, bevor überhaupt einer einen offiziellen Meter gefahren hat.
Der erste Fahreindruck überrascht. Von der Mächtigkeit der Außenhaut ist auf der Straße nichts zu spüren. Der "Q" soll wie eine Limousine fahren. Und tut dies auch - fast.
Zahlreiche Module hat der Q7 mit seinen Geschwistern VW Touareg und Porsche Cayenne gemein. Auch er wird in Bratislava gefertigt. Die Audi-Leute haben angesichts der prächtigen Nachfrage alle Hände voll zu tun, die Produktion hochzufahren.
Das Fahrwerk – insbesondere mit der leider nur optionalen Luftfederung – ist schlicht Klasse und muss sich gegenüber der etablierten Konkurrenz in keiner Disziplin verstecken. Schnelle Kurven, Rumpelpisten oder winkeliger Innenstadtverkehr sind im Q7 Dank einer Kraftverteilung von 40:60 im Normalbetrieb eine wahre Freude. Nie ließ sich ein solches Schlachtschiff einfacher fahren. Ganz nach den Kundenbedürfnissen hat man auf das übliche Gelände-Equipment verzichtet. Tiptronic, Wankstabilisator, variabler Kraftverteilung und eine Bergabfahrhilfe - das war’s. Manuelle Sperren oder Untersetzungen bleiben außen vor.
Der Innenraum setzt in Sachen Größe, Bedienfreundlichkeit und Materialanmutung neue Maßstäbe. Hier fährt den Ingolstädtern derzeit die gesamte Konkurrenz hinterher. Die Sitzpositionen in der ersten und zweiten Reihe sind vorbildlich. Es stören allein die etwas zu kurzen Kopfstützen und die kurze Beinauflage im Fond. Bei der Wichtigkeit des US-Marktes konnte auf eine dritte Sitzreihe nicht verzichtet werden. Die ist optional und in zwei Ausführungen erhältlich. Doch niemanden über 1,60 Meter Körpergröße sollte man auf den Stiefmütterchensitz schicken – sonst ist es mit der Freundschaft vorbei.
Im Innenraum erfreuen zudem zahllose Ablagen. Den Inhalt eines ganzen Wasserkastens kann man in den zahlreichen Halterungen unterbringen. Im gigantischen Kofferraum findet unzählige Kästen Platz. 775 bis 2.035 Liter sind so riesig, wie man es von außen vermuten konnte. Praktischerweise lässt sich das Heck per Knopfdruck absenken und die Heckklappe elektrisch öffnen.
Nicht immer Diesel
Auch bei den Motorisierungen hat man sich nicht lumpen lassen. Neben dem bekannten 3.0 TDI mit 233 PS startet man in Deutschland mit einem leistungsstarken 4.2 V8 und 350 PS Leistung. Erst später im Jahr folgt mit dem neuen 3,6-Liter-V6 ein Motor, den man im Blick haben sollte. Der bullige Sechszylinder mit 206 kW/280 PS und 360 Nm Maximaldrehmoment machte bei den Q7-Testfahrten eine souveräne Figur. Kraftvoll im Durchzug und trotz 2,2 Tonnen Leergewicht zeigt er, dass es nicht immer ein Dieseltriebwerk sein muss.
Doch realistisch sollte man mit einem Verbrauch von 13 bis 14 Litern rechnen. Weniger gönnt sich die Konkurrenz auch nicht. Tempo 220 und ein Spurt 0 auf 100 km/h in 8,3 Sekunden sind allemal drin und mehr muss nun wirklich nicht sein.
Wie zu erwarten hat so ein Prachtexemplar Ingolstädter Automobilbaukunst seinen Preis. Der Audi Q7 3.0 TDI kostet "nackt" 48.900 Euro, der 4.2 FSI steht mit 64.900 Euro in der Preisliste. Für die überaus interessante 3.6 Liter-Version muss man wohl rund 55.000 Euro rechnen.
Unvermeidlich, aber teuer: Ledersitze, Xenonlicht, Luftfederung und ein paar weitere Komfortdetails wie Rückfahrkamera oder Distanzregelung lassen den Preis in ungeahnte Höhen entschwinden. Am Erfolg des Audi Q7 wird dies jedoch nichts ändern. Übrigens: In den USA kostet das Topmodell Audi Q7 4.2 FSI unter 50.000 US-Dollar.
Technische Daten | ||
Audi Q7 3.6 | ||
Motor | V-Form | |
Zylinder | 6 | |
Hubraum (cm³) | 3597 | |
Leistung (kW/PS) | 206/280 | |
Zuladung(kg) | 700 | |
Gesamtgewicht (kg) | 2930 | |
0-100 km/h (s) | 8,5 | |
Vmax (km/h) | 225 | |
Verbrauch (L/100 km) | 12,1 | |
Kraftstoff | SuperPlus | |
Grundpreis (€) | 51.750 | |
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