Kurz & bündig
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[+] Sparsamer Verbrauch, sportliches Design, ordentliche Serienausstattung |
[-] Kein Euro-4, kein Partikelfilter, schlapper Motor |
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Die Ähnlichkeit mit dem Audi Allroad ist offensichtlich. Doch der Ingolstädter ist bereits seit ein paar Jahren auf dem Markt - und selbst er hat es schwer gegen die imageträchtigere Konkurrenz von BMW, Jeep oder Mercedes. Ein dynamischer Allradkombi passt eigentlich gut zu einer Marke wie Alfa Romeo. Der Crosswagon kommt im Kleid des erfolgreichen 156 - doch der wird diesen Herbst vom 159 abgelöst. Der Crosswagon Q4 aber soll noch ein paar Jahre laufen und die Zeit bis zu einem geländetauglichen Alfa der neuesten Generation überbrücken.
Optisch unterscheidet sich der Crosswagon kaum von seinem zahmen Bruder. Ein paar Planken hier, etwas mehr Bodenfreiheit (+ 6,5 cm) da - schon sieht der 156er Sportwagon aus wie ein Geländewagen. Etwas zumindest. Die robusten AT-Reifen tun ihr übriges. Neben der robusten Optik sorgt ein intelligenter Allradantrieb für sportlichen Vortrieb auch abseits der Straßen. 58 Prozent der Kraft geht an die Hinterachse, der Rest wütet direkt unter dem Motor vorne. Wer stark beschleunigt, pumpt bis zu 70 Prozent der Kraft nach hinten. Fährt sich fast schon wieder wie ein echter Alfa. Damals, als die Kraft noch an der Hinterachse tobte. Besonders die Sicherheitsreserven überzeugen. Drehen ein oder mehrere Räder durch, wird die Kraft variabel verteilt. Nichts für den harten Geländeeinsatz - aber allemal genug, um an der rutschigen Steigung nicht alt auszusehen.
Wo bleibt die Leistung?
Doch die Motorleistung kann nicht zufrieden stellen. 110 kW/150 PS sind ordentlich - aber kaum genug für den 1,6 Tonnen schweren Italiener. Wer sich in der 35.000-Euro-Klasse für ein edles Vehikel entscheidet, will schließlich auch was unter der Haube haben. In Anbetracht der Hauptmärkte in Südeuropa entschied Alfa, allein den 1,9-Liter-Multijet in den Crosswagon zu bauen.
Der bringt aber zu wenig, um Spaß zu haben. 305 Nm Maximaldrehmoment sind Mittelmaß, nicht mehr. Eine Spitzengeschwindigkeit von gemessenen 196 km/h liegt auf dem Niveau eines mittelprächtig motorisierten Kompaktwagens. Die manuelle Gangschaltung tut das Ihre, damit der Alfa Romeo alles andere als sportlich motorisiert wirkt. Wir hätten uns zumindest den deutlich bulligeren 2,4-Liter-Diesel gewünscht. Fünf Zylinder, 175 PS und 380 Nm hätten es schon sein sollen. So kann uns auch der Verbrauch kaum besänftigen. Versprochen waren 7,1 Liter Diesel auf 100 km. Im realen Tagesgeschäft waren es 8,6. Kein schlechter Wert - der jedoch durch das Fehlen eines Partikelfilters und die unzeitgemäße Schadstoffklasse Euro-3 getrübt wird. Seltsam: In Modellen wie Opel Astra, Signum oder Zafira schafft der gleiche Motor Dank Partikelfilter Euro-4.
Fahrfreude
Da erfreut uns das Fahrwerk deutlich mehr. Der Crosswagon fährt sich lammfromm. Das ESP heißt hier VSC - und ist komplett arbeitslos. Der Allradantrieb arbeitet vorbildlich, die Feder-Dämpferanstimmung ist stramm und passt gut zu dem sportlichen Alfa. Bremsen (aus der Sportversion GTA) und Lenkung sorgen ebenfalls für Fahrfreude. Allein das leichte Bremsnicken des Italieners stört den guten Fahrwerkseindruck.
Innen ist der Alfa Crosswagon nicht von seinem Standard-Bruder zu unterscheiden. Die Ledersitze bieten Seitenhalt, doch Verstellmöglichkeiten und Beinauflage stellen nur Fahrer bis 1,75 m zufrieden. Deutlich besser liegt das Steuer in der Hand. Schalter und Bedienelemente sind schön - aber in alle Himmelsrichtungen verstreut. Lichtschalter am Blinkerheber und der Schalter für Nebellicht liegt nahe der Handbremse zwischen den Sitzen. Viel Spaß beim Suchen. Nicht zu toppen aber ist der Schalter für die nur einstufige Sitzheizung. Er kann unter dem Sitzpolster nur ertastet werden. Und die Kontrollleuchte liegt praktisch unsichtbar außen am Sitz.
Echter Exot
Wer nicht zu groß ist, sitzt im Fond angenehm. Die Sitze sind weich, haben aber Kopfstützen, die auch wirklich für Sicherheit sorgen. Der Knieraum ist jedoch knapp. Der Kofferraum liegt trotz Pseudo-Kombi-Outfit auf dem Niveau der Golfklasse. Im Normalfall schluckt das Heckabteil 380 Liter. Wer die Rückbank umklappt, dem stehen immerhin 1.180 Liter zur Verfügung. Der Kofferraum lässt sich zudem nur vom Innenraum oder über die Fernbedienung öffnen. Und selbst dann gibt es immer noch schmutzige Finger.
So wird der Alfa Romeo Crosswagon auf deutschen und europäischen Straßen wohl ein echter Exot bleiben. Die meisten seiner Kunden werden sich für die luxuriöse Distinctive-Ausstattung entscheiden. Die bietet für 33.850 Euro unter anderem Ledersitze, Tempomat, CD-Soundsystem und das - gute - Multifunktionslenkrad. Ein Kompass im Innenspiegel weist auch abseits der Straße den Weg - damit niemand verloren geht im ja so dünn besiedelten Europa. Sinnvolle Extras sind die Xenonscheinwerfer (580 Euro), Parksensoren (350 Euro) und ein Navigationssystem (ab 1.450 Euro).
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