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Nichts verkauft sich zwischen Boston und San Diego besser als die Pick Ups, die im Land der unbegrenzten automobilen Möglichkeiten schlicht "Trucks" genannt werden. Pick Ups dagegen heißen in den Augen der US-Boys nur die kleinen Spielzeuge ein oder zwei Klassen darunter - wie 
Toyota Tacoma, Chevrolet Colorado oder Nissan Navara. Doch die echten Kerle klettern mit einem Sprung in die Fahrerkabinen der mächtigen Topliga namens Full Size Trucks.
Nachdem Ford jüngst mit seinem F-150 den Markt zum wiederholten Male aufmischte, kontert nun Chevrolet, unangefochtene Nummer zwei im Segment, mit seinem neuen Silverado. Optisch schon durch die Giganto-Front mit viel Chrom und LED-Lichtern ein Volltreffer. Selbst Luxuslimousinen und mächtige Oberklasse-SUV sehen im Vergleich zu dem Alltagsamerikaner aus wie Waisenknaben.
Im Laufe der Jahre wurde aus den großen Pick Ups jenseits des Atlantiks mehr als reine Nutzfahrzeuge. Der Kunde hat nicht nur die Wahl zwischen verschiedensten Motorisierungen, sondern kann sich auch seine Fahrerkabine ganz nach den persönlichen Erfordernissen zusammenstellen. Single, Crew oder Double - allein zwischen drei Aufbauten kann er wählen. Die Einzelkabine wird an sich nur von Gewerbetreibenden genutzt, die eine maximale Ladefläche benötigen. Für die private Nutzung mit Komfort und entsprechenden Variationsmöglichkeiten für Freizeit und Alltag ist die Doppelkabine das bessere Paket.
Zwar ist das Platzangebot im Fond des 5,84 Meter langen Chevrolet Silverado nicht derart opulent wie auf den Frontsitzen. Doch gemessen an europäischen Maßstäben reist es sich trotz der vergleichsweise steil stehenden Rückenlehne schon Dank des Radstandes von 3,64 Metern angenehm. Mit zwei Handgriffen lässt sich die im Verhältnis 40:20:40 teilbare Sitzbank nach oben an die Rückwand klappen und es kann entsprechendes Gepäck verstaut werden. Zahllose Koffer oder Taschen finden dann in der Kabine Platz, während Motorräder, Surfboards oder Quads die Ladefläche füllen.
Auf den beiden vorderen Sesseln kennt der Reisekomfort kaum Grenzen - und bereits nach ein paar Meilen ist verständlich, wieso die Amerikaner seit Jahrzehnten derart auf ihre Full Size Trucks stehen.
Klar sind sechs Runduhren auch bei einem Pick Up wie dem Silverado etwas viel des Guten. Und die Verarbeitungsqualität ist nicht auf Premiumniveau. Doch der neue Chevy zeigt eindrucksvoll, dass der Silverado viel mehr ist als ein reines Nutzfahrzeug. Die Ablagemöglichkeiten im Innenraum dürften selbst Trucker auf deutschen Autobahnen erstaunen. Mächtige Becherhalter, kabellose Ladung für das Mobiltelefon, dazu vier USB-Anschlüsse, sowie zusätzliche Zigarettenanzünder und Stromanschlüsse wie man sie aus dem Haushalt kennt - es bleiben keine Wünsche offen.
Ein Pick Up wie der Chevrolet Silverado bietet zwar viel - doch alles kann auch er nicht
Das gilt auch für den Antrieb. Statt des Basistriebwerks mit einem 285 PS starken 4,3-Liter-V6 entscheiden sich die meisten Kunden für den 5,3 großen V8 mit Allradantrieb, der 261 kW/355 PS und ein maximales Drehmoment von 519 Nm bei 4.100 U/min leistet. Die serienmäßige Sechsgang-Automatik schaltet bis zu einer Geschwindigkeit von 180 km/h kraftvoll durch und lässt so kaum einen Wunsch aufkommen nach der optionalen Achtgang-Variante, die sonst der Topausstattung LTP vorbehalten bleibt.
Der V8-Sauger aus Fort Wayne in Indiana ist auch bei 2,4 Tonnen Leergewicht jederzeit Herr der Lage. Der bullige Motorsound unter Last ist selbst ohne Besuch beim Tuner ein akustischer Lustgewinn. Zudem kann der Amerikaner auf seinen Ladefläche 1,1 Tonnen laden und einen fünf Tonnen schweren Anhänger ziehen - noch Fragen? Wem das immer noch nicht reicht, der steigt einfach in das Topmodell mit seinem 6,2 Liter großen V8. Muss aber nicht sein, denn der Chevrolet Silverado 5,3 V8 4WD ist eine perfekte Kombination.
Beim Kraftstoffverbrauch macht sich die Zylinderabschaltung zumindest auf längeren Highway-Strecken bemerkbar. Chevrolet verspricht einen Normverbrauch von 16 bis 22 Meilen pro Gallone (3,8 Liter) Kraftstoff und genau bei 18,6 Meilen pendelte sich der Realverbrauch ein. Heißt unter dem Strich: 12,6 Liter für einen derartigen Koloss. Das ist allemal angemessen und interessiert bei den aktuellen Kraftstoffpreisen in den meisten US-Staaten (ca. 2,50 Dollar pro 3,8 Liter) sowieso keinen Kunden ernsthaft.
Beim Fahrwerk kann der Chevrolet Silverado dann aber doch nicht verhehlen, dass unter dem Blechkleid ein Nutzfahrzeug haust. Gerade im unbeladenen Zustand poltert er über Querfugen und Unebenheiten weg. Die optionalen 20-Zöller sehen zwar klasse aus, sorgen aber für keinen Komfortgewinn. Immerhin macht die Servounterstützung die Lenkung nicht zu leichtgängig und die Nick-/Wankbewegungen halten sich in akzeptablen Grenzen. Ein Pick Up wie der Silverado bietet eben viel - doch alles kann auch er nicht. Das gilt auch für die Bremsen, die gerade bei Wiederholungen an ihre Grenzen kommen.
Ansonsten ist der Silverado technisch auf der Höhe und muss sich so auch vor dem Bestseller Ford F-150 nicht verstecken. Die 47.035 Euro teure Texas-Edition bietet unter anderen LED-Scheinwerfer, WLan-Zugang, OnStar-Concierge-Service, polierte 20 Zöller, Rückfahrkamera Sitzheizung, verchromte Trittbretter, Klimaautomatik, HD-/Satellitenradio und Navigationssystem. Nur optional gibt es allerdings sinnvolle Sicherheitssysteme wie Spurhalteassistent, Einparkautomatik vorne und hinten, automatisches Fernlicht und Auffahrwarnung.
