Auch wenn die Dehli Motorshow kurz nach dem Jahreswechsel eigentlich die erste internationale Automesse des Jahres 2010 ist: Für die Autoindustrie geht es so recht erst ein paar Tage später los - in Detroit. Dabei scheinen die Vorzeichen für die North American International Autoshow (NAIAS) diesmal etwas besser zu sein als im krisengeplagten vergangenen Jahr.
Die NAIAS wird auch in diesem Jahr eine der wichtigsten Automessen des Jahres sein. Auch wenn später im Jahr noch die Großmessen in Genf, Peking und Paris stattfinden: In Detroit werden Zeichen gesetzt. Denn die amerikanische Autoindustrie mit den Big Three Ford, General Motors und Chrysler steht trotz gigantischer Finanzspritzen und Kooperationen nach wie vor am Abgrund. Und es geht der Region mit ihren rund 900.000 Einwohnern kaum besser.
Als die Stadt am Detroit River vor einigen Jahren ihren 300. Geburtstag feierte, blickten viele in den USA noch hoffnungsvoll in die Zukunft. Große Feierlichkeiten, neue Sehenswürdigkeiten, abgerissene Bauruinen und ein neuer, junger Bürgermeister machten Detroit Mut. Das war bitter nötig: Seit mehr als 30 Jahren hat die Metropole von Michigan kaum gute Nachrichten erlebt. Die Bevölkerungszahl sank nach den Rassenunruhen Ende der 60er Jahre von 1,8 Millionen auf gerade mal die Hälfte. Keine andere Metropole in den USA hat eine derart große Kriminalitätsrate und hängt derart an einer einzigen Industrie wie die GM-Stadt Detroit und die benachbarten Gemeinden Auburn Hills (Chrysler) und Dearborn (Ford). Viele in der Region Wayne County haben keinen Job. Wer einen hat, der arbeitet fast immer in der Autoindustrie.
Die Stadt ist trotz umfangreicher Bestrebungen hässlich geblieben. Der engagierte Jung-Bürgermeister sitzt hinter Gittern und diesseits der legendären Eight-Mile-Road wohnen nach wie vor fast nur Schwarze. Dabei ist es nicht so, dass man im Großraum nicht auch nett wohnen könnte. Jenseits der Eight-Mile-Line gibt es durchaus sehenswerte Einfamilienhäuser und schmucke Ausflugsziele. Ansonsten bleibt als Freizeitrefugium nur der Sport. Da ist das Eishockeyteam der Red Wings, die Baseballmannschaft Detroit Tigers und die Basketballer Detroit Pistons, die seit Jahrzehnten einen landesweiten Ruf genießen. Doch rund um die Stadien gibt es nicht viel.
Detroit oder Chicago?
Bleibt spannend, wie lange es die Motor-Messe noch geben wird. Nach wie vor halten sich hartnäckig Pläne für eine Zusammenlegung der Shows von Detroit und Chicago. Die Chicagoer Show ist die älteste Automesse der USA und findet im Februar statt. Für überregionale Besucher und solche aus dem Ausland würde es kaum einen Unterschied machen – Chicago und Detroit sind nur rund vier Autostunden voneinander entfernt. Und den Titel "North American International Auto Show" könnte man problemlos beibehalten.
Noch aber steuern die Veranstalter in Detroit auf eigenem Kurs. Rund 700 Autos und mehr als 40 Premieren sollen die Besucher 2010 erwarten, die Ausstellungsfläche genauso groß sein wie bei der vergangenen Messe. Im Januar 2009 kamen 650.000 Besucher.
"Alternative Antriebe werden die Show bestimmen, vor allem der Elektroantrieb", sagt Douglass R. Fox, Chef der Detroit Motor Show. "Wir widmen Elektroautos auf der Electric Avenue eine eigene Abteilung. Dort werden sich etablierte, aber auch völlig neue Marken präsentieren und es wird Symposien geben mit Teilnehmern aus der Autobranche, der Regierung und der Forschung." Zumindest inhaltlich setzt Detroit also voll auf die Zukunft.
|