Der Start des Motors überrascht. Das Triebwerk im Rücken des Porsche 718 Boxster S rattert, als stamme er aus einem betagten VW Käfer. Ein Boxermotor - unverkennbar - leider nur mit vier Zylindern, denn das macht der schnatternde Klang ebenso unverkennbar klar.
Die Fahrleistungen eines Porsche Boxsters - und speziell des hier gestarteten Boxster S mit seinem 2,5 Liter großen Vierzylinder - sind prächtig. Doch wer die prächtig brüllenden sechs Brennkammern nicht vermisst, der ist ein Triebwerksvandale. Ein Tritt aufs Gas - und es wird munter. Schneller als gedacht und ab dem mittleren Drehzahlbereich hört sich der Vierender tatsächlich ganz manierlich an. Typisch Boxer, aber eben auch ganz klar ein Zylinderquartett. Daran ändert auch die Vitaminkur nichts, die Motoren Technik Mayer dem kleinsten Spielzeug aus der Porsche-Modellpalette verabreicht hat.
Glänzt der Porsche Boxster S von der Stange schon mit 257 kW/350 PS, so gibt es von der Tuningschmiede aus Wettstetten, nur ein paar Kilometer vom Ingolstädter Audi-Stammwerk gelegen, einen Nachschlag. Nach der MTM-Behandlung erstarkt der Boxster S Dank neuer M-Cantronic auf 305 kW/415 PS und 490 Nm maximales Drehmoment. Im Vergleich zum Serien-Doppelsitzer 65 zusätzliche Pferde und ein Drehmomentzuwachs von 70 Nm, der sich früher als erwartet spüren lässt. Damit sich die Leistungssteigerung auch bei Insassen und Freundeskreis entsprechend in Szene setzen kann, dafür sorgen auch der sonore Schnatterklang durch eine geänderte Abgasanlage inklusiv Vor- und Endrohr.
Das zusätzliche Akustik- und Fahrleistungsvergnügen gibt es dabei nicht zum Schnäppchenpreis. Der Vitaminschub für den aufgeladenen Vierzylinder kostet inklusiv Einbau stattliche 3.500 Euro und der kehlige Hörgenuss ist für 7.880 Euro zumindest eine zweite Überlegung wert. Wer bereits ab Werk einen Radsatz geordert hat, kann sich unter Umständen den schicken 20-Zoll-MTM-Radsatz vom Typ Bimoto Forged sparen, der mit weiteren 5.500 Euro zu Buche schlägt. Das drückt den Preis des mindestens 69.000 Euro teuren Porsche Boxster S zusammen mit Ausstattungsselbstverständlichkeiten wie LED-Licht, Navigationssystem, Lederausstattung und 20-Zöllern unverfroren Richtung 100.000-Euro-Marke. Da könnte man dann beinahe zu einem Porsche 911 greifen.
Präzise Gangwechsel gibt es manuell eingeleitet oder automatisiert in Millisekunden - ein Genuss
Immerhin kratzt die Höchstgeschwindigkeit von normal 285 km/h dann an der magischen 300er-Marke und der Spurt von 0 auf Tempo 100 vollzieht sich nach dem MTM-Eingriff in die Motorelektronik in kaum mehr als vier Sekunden. Auch wenn das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe gerade im Komfortbereich bei langsamer Fahrt nach wie vor nicht immer überzeugen kann, ist es bei sportlicher Gangart eine echte Wucht.
Im Sportprogramm werden die Gänge länger gehalten und der 4,38 Meter lange Zweisitzer stürmt offen wie geschlossen so imposant nach vorn, dass man keinen 911er ernsthaft vermissen würde. Präzise Gangwechsel gibt es manuell eingeleitet oder automatisiert in Millisekunden - ein Genuss. Die serienmäßige Fahrwerksabstimmung - von Motoren Technik Mayer in diesem Fall unbearbeitet - ist ebenso sportlich wie alltagstauglich und neben der präzisen Lenkung ein weiterer Genuss für den Piloten.
Sogar auf rutschiger und leicht feuchter Straße bringt der Mittelmotorroadster seine Leistung beeindruckend souverän auf die Straße und lässt sich selbst im Grenzbereich einfach beherrschen. Das Leistungsplus von MTM intensiviert den Genuss, durch Kurven zu pflügen oder die Gänge auszudrehen dabei nur noch.
Doch auch wenn die 415 PS und 490 Nm des 2,5 Liter Vierzylinders eine beeindruckende Leistungscharakteristik haben - ersetzen können sie die in Boxster und Cayman ausgelaufenen Sechszylinderboxer nicht mal im Ansatz. Und wen beeindruckt schon, dass sich der Verbrauch des Serien-Porsche Boxster S auf 7,3 Liter SuperPlus reduziert hat? Der MTM Porsche Boxster S gönnt sich zwei Schluck mehr - unter zehn Litern ist - weitgehend unabhängig von der Gangart - wenig zu machen.