Vor knapp drei Jahren vermeldete die GM-Entwicklungsabteilung einen Durchbruch für die Navigationsbildschirme: Ein Bildschirm – zwei Bilder. Eine Idee, die bis dato nur dem Reich der Träume entsprungen sein schien. Opel und Sharp arbeiteten mehrere Jahre an einer neuen Bildschirmtechnik, die zwei Bilder auf einer Fläche ermöglichte. Doch jetzt scheint die deutsch-japanische Kooperation auf der Ziellinie von dem Erfolgsdoppel Mercedes und Bosch abgefangen zu werden.
Die im Frühjahr 2009 auf den Markt kommende neue Mercedes E-Klasse wird das erste Fahrzeug mit der neuen Bildschirmtechnik sein. Bei Opel hüllt man sich bei der Frage nach dem lange geplanten Serieneinsatz in Schweigen. Angekündigt war das System für die Nachfolgegeneration des Vectra. Doch wenn der Insignia im Herbst bei den Opel-Händlern steht, wird er im Gegensatz zur neuen E-Klasse nicht über den Hightech-Monitor verfügen.
Dualview kann viele Probleme lösen. Während vom Fahrersitz aus allein die Navigationskarte oder der Bordcomputer zu sehen ist, sieht der Copilot zum Beispiel einen spannenden DVD-Film – auf ein und demselben Bildschirm.
Diese Technik heißt DualView und wurde gemeinsam von GM und dem japanischen Elektronikkonzern Sharp entwickelt. In Versuchsfahrzeugen von Opel und Mercedes ist die Technik seit langem verbaut.
Die Lochmaske macht's
Was zunächst ziemlich irreal anmutet, lässt sich im Auto selbst schnell begreifen: Im Innern des bis zu acht Zoll (rund 20 Zentimeter) großen Farbdisplays werden zwei Bilder produziert. Die Technik des Systems ist dabei sehr komplex. Dank einer speziellen optischen Lochmaske zeigt das Display auf der Hochachse links und rechts zwei verschiedene Bilder.
Der Dual-View-Bildschirm von Bosch besteht aus einem hinterleuchtetem Matrix-Display und der Lochmaske, die vor dem Bildschirm angebracht ist. Aus einer Nennauflösung von 800 x 480 Pixel stellt Dual-View jedes der beiden Bilder mit 400 x 480 Punkten dar. Die nächste Generation wird jedes Bild im Formal 800 x 480 Pixel ermöglichen.
"Gerade auf dem begrenzten Raum, der im Cockpit eines Autos zur Verfügung steht, spielt das Dual-View-Display seine Stärken aus", sagt Harald Berninger, Projektleiter in der GM-Entwicklungsabteilung. "Die vorgegebenen Sitzpositionen im Fahrzeug sind ideale Bedingungen für den Einsatz der neuen Technik."
Ohne Sperre
Die Vorteile des neuen Systems liegen auf der Hand. Es werden keine zwei Displays benötigt und der Fahrer wird während der Fahrt nicht vom Unterhaltungsprogramm abgelenkt. Den Beifahrer wird es freuen, wenn er auf längeren Strecken unterhalten wird.
Bislang ist es in fahrenden Autos so ohne weiteres nicht möglich, auf dem Navi-Display TV oder Filme zu sehen. Viele Autofahrer behelfen sich mit Mogeleien, um die Sperrfunktion des Fernsehbildes bei der Fahrt aufzuheben. Das ist bei allen Navigationsbildschirmen mit speziellen Adaptern oder Einstellungen in der Bordelektronik möglich.
Die Bildqualität liegt auf dem Niveau handelsüblicher Displays ohne Doppelfunktion. Noch nicht ganz geklärt ist das Thema Geräuschkulisse. Hier wären verschiede Modelle der Tonübermittlung denkbar. So zum Beispiel ein Kopfhörer für den Beifahrer, zielgerichtete Lautsprecher oder spezielle Schallräume im Innenraum des Autos.
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