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Reportage: Dunsfold Collection
Zwischen Queen und Ackerbau
 Dunsfold Collection

Alle zwei Jahre haben die Kühe der Springbok-Farm Abwechslung vom Wiederkäuen: Auf ihre Weiden parken historische Land Rover - und 5.000 Besucher sorgen für ungewohnten Betrieb.

Bevor der erste Zur Markenseite Land RoverLand Rover 1948 in die Produktion ging, probierten die Ingenieure um seinen Erfinder Maurice Wilks erst einmal aus, wie ihr Arbeitspferd aussehen sollte. Vom allerersten Entwurf, einer Mischung aus Karosserie, Achsen und Lenkung eines Jeeps mit eigenen Rover-Teilen, gibt es nur noch einen originalgetreuen Nachbau aus dem Jahre 2005. Aber er machte den britischen Entwicklern zumindest schon mal eines klar: So sollte ihr Allradler ganz sicher nicht aussehen. Es brauchte ein paar Dutzend Prototypen, bis sie eine Form gefunden hatten, die ihren Vorstellungen entsprach. 20 dieser Einzelstücke existieren noch heute. Und 17 davon waren übers Wochenende zu sehen - zusammen mit fast 123 anderen Modellen.

 Dunsfold Collection - Foto: Wolff

Die kleine Parade der Land Rover-Prototypen bildete die Ehrengarde für eine einzigartige Sammlung, die alle zwei Jahre auf einer Kuhweide der Springbok Estate bei Cranleigh, eine Autostunde nordwestlich von London an die frische Landluft darf und rund 5.000 Besucher anlockt. Es ist eine sehr spezielle Sammlung von Land Rover-Modellen, die dort in Reih und Glied steht. Brian Bashall hat 1968 mit der Sammlung begonnen. Seit 1993 läuft sie unter dem Namen "Dunsfold Collection".

Ein Museum gibt es nicht - die Fahrzeuge werden das Jahr über in diversen, verstreuten Schuppen und Garagen eingelagert. Seit einem Jahr managt Brian Bashalls Sohn Philip die Sammlung. Mittlerweile ist sie in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt. Das große Ziel: Ein öffentlich zugängliches Museum für alle Fahrzeuge. Bislang ist das vor allem an den Grundstückspreisen im Einzugsgebiet um London gescheitert, sagt Philip Bashall: "Wir werden wahrscheinlich nach Mittelengland umziehen müssen, vielleicht nach Birmingham."

Noch aber ist ein Wochenende lang die Springbok Farm das Mekka der Land Rover-Fans.

Die Sammlung ist gut gemischt - nicht nur, was die Vielfalt der Modelle von Defender, Discovery, Freelander und Range Rover aus den Jahren zwischen 1948 und 2014 angeht. Auch der Erhaltungszustand ist höchst unterschiedlich. Da steht der "naturbelassene" und schon halb verrostete Scheunenfund neben einem liebevoll restaurierten Prachtexemplar. Unweit der Replika des allerersten Prototypen steht etwa ein knallgelbes Exemplar der Serie 1, das Ende der 1950er Jahre vom Bertam Mills Circus umgebaut wurde. Der Fahrer lenkte versteckt in einer Holzbox hinten auf dem Fahrzeug - vor ihm saß ein ausgewachsener Zirkuselefant namens Kam. Für das Publikum sah es auf den ersten Blick so aus, als ob Kam das Auto lenkte. Heute ächzt der Zirkus-Defender deutlich weniger in der Federung: Der echte Dickhäuter ist einem erheblich kleineren Plastikelefanten gewichen.

Land Rover Dunsfold Collection, Reportage
Manche Perlen unter den Sammlerstücken kommen eher unscheinbar daher, haben es dafür aber kräftig unterm traditionellen Blechkleid
Land Rover Dunsfold Collection, Reportage

Aus der zweiten Bauserie stammen gleich ein paar im Wortsinn staatstragende Defender. Zwei davon wurden 1968 in Deutschland bei der britischen Rheinarmee für Paradezwecke umgebaut. Darunter auch ein Fahrzeug, mit dem die Queen an ihren Soldaten vorbei defilierte. Vorne schmückten Banner und das königliche Wappen den schwarz lackierten Landy. Queen Elisabeth II. konnte bequem über eine Treppe mit Handlauf in das mit rotem Teppich ausgelegte Heck einsteigen und sich stehend während der Fahrt huldvoll winkend mit einer Hand an einem massiven Griff festhalten. Mit in der "königlichen" Sammlung: Paradefahrzeuge für Begleiter und Leibwächter. Der Platz für die Fahrer war - wie in den Defendern jener Zeit üblich - deutlich knapper bemessen als für die Queen.

Die meisten anderen Schmuckstücke der Sammlung sind deutlich bodenständiger. So der 1961 umgebaute Defender mit einem in der Höhe verstellbaren Förderband, das auch als Kran genutzt werden konnte. Oder der Defender mit den riesigen Reifen, der ab 1964 rund 20 Mal gebaut und vor allem in der Forstwirtschaft genutzt wurde - dank seiner üppigen Bodenfreiheit und der unschlagbaren Traktion.

Manche Perlen unter den Sammlerstücken kommen eher unscheinbar daher, haben es dafür aber kräftig unterm traditionellen Blechkleid. In dem hellblauen Defender mit dem Nummernschild BXC 975G etwa steckt ein V8-Motor von Buick. Er diente 1967 als Testfahrzeug für den Motor, der später in den Range Rover übernommen werden sollte. Um die ungewohnte Kraft zu bändigen, wurden die Übersetzung der Gänge angepasst und die Bremsen vergrößert. Ein paar Meter weiter der Defender aus dem 2000 erschienen Lara Croft-Film "Tomb Raider". Auch er hat einen V8 unter der Haube, das Kraftmanagement übernimmt allerdings eine 4-Gang-Automatik. Der große Erfolg des Films war für Land Rover Grund genug, eine "Tomb Raider Limited Edition" auf den Markt zu bringen - es wurde die erfolgreichste Sonderserie der Briten.

Auch mit dabei: Zahlreiche militärische Versionen der diversen Land Rover. Das beginnt mit einem Pickup-Prototypen, den die Engländer für die schweizerische Armee entwickelt haben der aber nie in Serie ging. Dazu kommen eine Reihe gepanzerter Defender-Versionen für die Kriege und Krisengebiete dieser Welt. So war der Shorland Armoured Car aus dem Jahre 1965 für Nordirland gedacht, dreizehn davon gingen nach Ulster. Der "Land Rover 90"106mm Recoilless Rifle Gunship" hatte eine geteilte Frontscheibe, in deren Mitte ein Bazooka-ähnliches 106mm-Geschütz passt. Aber beim Militär ging es für Land Rover nicht immer nur militärisch zu: Von 1986 an bis 1996 gingen vier Defender 90 im "Armed Forces Rally Team" an den Start. Ein Exemplar der Army-Racer gehört seit 2014 zur Sammlung.

 
 Dunsfold Collection - Foto: Wolff
 Dunsfold Collection - Foto: Wolff
 Dunsfold Collection - Foto: Wolff
 Dunsfold Collection - Foto: Wolff

Text: | Fotos: Wolff


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