Daimler-Chef Dieter geht in die Vollen: Erst jüngst habe Mercedes drei Milliarden Euro für die Entwicklung neuer Dieseltechnik investiert, bekräftigt er am Vorabend der IAA: "Wir werden bis zum Jahre 2025 50 elektrifizierte Autos haben." VW-Chef Matthias Müller stößt ins gleiche Horn. Volkswagen, Auslöser des Dieselskandals, gibt sich auf der IAA reumütig und kämpferisch zugleich. "Die Zeiten, in denen sich unsere Branche hier in Frankfurt selbst gefeiert hat, sind vorbei", räumt er ein: "Wir haben verstanden und werden liefern." 2025 soll jedes vierte Fahrzeug aus dem Volkswagen-Konzern rein elektrisch fahren - das wären rund drei Millionen Fahrzeuge. Dafür sollen innerhalb der nächsten acht Jahre insgesamt 80 neue, elektrifizierte Modelle - 50 E-Fahrzeuge und 30 Plug-In-Hybriden - auf die internationalen Märkte rollen. Diese Ankündigungen klingen gut - wirken aber etwas angestrengt.
Die deutschen Hersteller lassen auf ihre alle zwei Jahre stattfindende Heimmesse in Frankfurt nichts kommen. Sie ballern neben markigen Sprüchen die Neuheiten nur so raus - als hätte es Dieselskandal und blinden Elektrowahn nie gegeben.
Einen ungewöhnlichen Frühstart gab es bei BMW. Die Bayern präsentieren auf der IAA so viele Neuheiten, wie noch nie zuvor. Bereits am Sonntagabend fand die TED-Konferenz statt, auf der Kreativköpfe aus aller Welt ihre innovativen Ideen für die Mobilität von übermorgen vorstellten. Doch es ging auf der rot illuminierten Showbühne nicht allein um Mobilitätskonzepte, PET-Fahrzeuge aus dem 3-D-Drucker oder Carsharing der Zukunft.
"Die zahlreichen Wettbewerbsbeiträge und die intensive Diskussion in der Community zeigen uns, wie sehr das Thema Mobilität die kreativen Köpfe in aller Welt bewegt und inspiriert", erklärt Hildegard Wortmann von BMW. In der BMW-Halle 11 konnten die Teilnehmer der TED-Konferenz bereits einen Blick auf die meisten BMW-Neuheiten werfen. So gab es nicht nur die blass aufgefrischten Modelle BMW i3/i3s zu sehen, sondern auch die seriennahen Konzeptstudien Z4, 8er Coupé und besonders den X7, mit dem die Bayern mit großer Verspätung Konkurrenzmodellen wie Range Rover, Mercedes GLS oder Cadillac Escalade hinterhereilen. Ebenfalls erstmals offiziell zu bestaunen: der sehr schicke BMW X3 und der nur schwer ins Produktportfolio einzuordnende BMW 6er GT, Nachfolger des 5er GT.
Die Bedienung des Audi Aicon ist per Touch und Blickkontakt einfach und zugleich innovativ
Während BMW schon zwei Tage vor dem Messestart Vollgas ging, legte die deutsche Konkurrenz am Montagabend nach. Mercedes enthüllte vor rund 1.000 geladenen Besuchern sein AMG Project One - einen Hypersportwagen mit Formel-1-Technik. Die 275 geplanten Stück sind bereits komplett ausverkauft und es überrascht nicht, dass der Rennwagen für die Straße mit seinen über 1.000 PS als einer der Stars auf der IAA gilt. Besser kann eine Marke wie AMG ihren 50. Geburtstag kaum feiern. Erst recht, wenn Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton das erste Hypercar aus dem Hause Daimler auf die Bühne fährt.
Das macht das Leben noch schwerer für den Mercedes GLC Fuel Cell. Auf der Messe dreht sich alles um effizientere Diesel und Benziner sowie Elektroantriebe, denen mit immer besserer Akkutechnik die Reichweitenprobleme ausgetrieben wurde. Da ist kein Platz mehr für die nicht enden wollende Brennstoffzellengeschichte. Smart tut sich schon leichter. Nach langem Hin und Her ist es endlich offiziell: Ab 2020 soll die Kleinstwagenmarke zur reinen Elektromarke werden. Nicht nur elektrisch, sondern auch ohne Lenkrad und Pedale rollte wie zum Beweis der Smart Vision EQ Fortwo auf die Bühne - vollautonom und auf Wunsch sogar zu sharen.
Vollautonom ist auch der Audi Aicon unterwegs. Die 5,44 Meter lange Zukunftsstudie verzichtet im Jahre 2030 ebenfalls auf Lenkrad oder eine Pedalerie. Der visionäre Aicon hat zwar ähnliche Außenabmessungen wie der aktuelle A8, fühlt sich im Innenraum jedoch wie ein Wohnzimmer an. Die Bedienung des Audi Aicon ist per Touch und Blickkontakt einfach und zugleich innovativ. Für den nötigen Reisekomfort sorgen unter anderem eine spezielle Luftfederung und Aktuatoren, die etwaige Seitenneigungen der Karosserie ausgleichen. Vier Elektromotoren treiben den Koloss mit einer Leistung von 260 kW/354 PS und einem maximalen Drehmoment von 550 Nm an.
Wer nicht bis 2030 warten will, der kann sich zum Beispiel auf die neue Elektrofamilie von Volkswagen freuen, die den Namen I.D. trägt. Star in Frankfurt: der elektrische SUV-Crossover namens I.D. Crozz - eng verwand mit dem Škoda Vision E. Beide leisten maximal 226 kW/306 PS und haben eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern.
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