Dabei sein ist alles. Bla bla bla. Sobald ein leibhaftiger Rennfahrer auf dem Fahrersitz eines Sportwagens Platz genommen hat und irgendjemand die Zeit stoppt, erscheint dieser Satz so ehrlich wie der Schmerzensschrei eines südeuropäischen Fußballers. Beim Festival of Speed ist das natürlich nicht anders. Beim alljährlichen "Einfach alles was Räder hat"-Fest geht es richtig heiß her.
"Es ist einfach unglaublich, wenn man daran denkt, wie hier buchstäblich Millionen von Pfund teures Metall Millimeter knapp an alten Mauern vorbeigezirkelt wird. Ich habe auf jeden Fall einen riesen Spaß", fasst es Formel 1-Fahrer Jenson Button zusammen. Und auch Indy 500-Sieger und Ex-Formel 1-Pilot Juan Pablo Montoya weiß: "Das Goodwood Festival of Speed-Bergrennen war das engste, unebendste, rutschigste Rennen, dass ich jemals gefahren habe. Aber ich habe es geliebt."
Beides berühmte Rennfahrer, die wie viele weitere Auserwählte nicht nur einmal bei dem Mekka für Autofans im Süden Englands auf die Strecke durften. Dieses Jahr pilotierte Jenson Button den brandneuen Honda NSX während des 1,87 Kilometer langen Hill-Climbs. Die 1999 von Nick Heidfeld im McLaren MP4-13 aufgestellte Rekordzeit von 41,6 Sekunden ist bis heute ungeschlagen.
Neben Jenson Button sind auch die beiden Mercedes-Benz-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg am Start. Sie fahren den Hybrid-Formel 1-Boliden Mercedes W05 Hybrid. Ebenfalls zu den Neuheiten auf der Strecke gehört ein weiteres Fahrzeug mit dem Stern in der Nase: der neue 585 PS starke Mercedes-AMG GT R. Das älteste Modell der Stuttgarter ist ein 110 Jahre alter Mercedes-GP. Zudem ist noch der 540 K Streamline von 1938 auf der Strecke unterwegs.
Doch nicht nur Mercedes ist präsent in Goodwood. Porsche setzt ebenfalls auf ganz erfahrene Rennfahrer in historischen und aktuellen Modellen. So fahren Brian Redman und Richard Attwood in bis zu 1.500 PS starken Oldtimern um die Bestzeit. Brian Redman hat es dann aber leider etwas übertrieben und seinen Porsche 917 P/A gegen die Wand gesetzt.
Gemeinsam mit BMW-Vorstand Ian Robertson eröffnete Lord March das Wochenende mit einer Fahrt in einem BMW 507 aus dem Jahr 1957
Seine rollende Weltpremiere feierte ein aufgefrischter Schwede. Der Volvo V60 Polestar wurde von Robert Dahlgren, dem dienstältesten Volvo-Werksfahrer, den tausenden von Besuchern präsentiert. Mehr quer als geradeaus ging es mal wieder zur Sache, sobald die Rallye-Asse in ihren WRC- oder sonstigen Rennwagen von der Kette gelassen wurden. Allen voran der trotz nicht gerade berauschender Leistungen in der WRC-Rangliste bekannteste Rallye-Fahrer Ken Block. Die Gymkhana-Legende fuhr in seinem 2015er Ford Fiesta RX43 aus dem achten Gymkhana-Film. 650 PS und 900 Newtonmeter peitschen den Kölner Zwerg in 1,8 Sekunden auf Tempo 100.
Auch aus dem Hause Ford war ein gerade erst frisch gebackener LeMans-Klassensieger am Start: der Ford LM GTE . Am Volant wechselten sich Dirk Müller aus Burbach im Siegerland - einer der drei Fahrer, die mit dem Ford GT den Klassensieg in Le Mans errungen haben - und sein schottischer Teamkollege Marino Franchitti ab.
Mit einem Großaufgebot an siegreichen Fahrzeugen und prominenten Piloten erinnerte die BMW Group Classic beim Festival of Speed an die spektakulärsten Rennsporterfolge der 100-jährigen Unternehmensgeschichte. Darüber hinaus wurde BMW dieses Jahr als "Honoured Marque" gewürdigt. Gemeinsam mit Ian Robertson, Mitglied des Vorstands der BMW AG, eröffnete Lord March daher das Rennsport-Wochenende mit einer Fahrt in einem BMW 507 aus dem Jahr 1957. Den Z4 GT3, eine wesentlich sportlichere Variante, stellt der ehemalige Formel 1-Fahrer und nun Paralympic Rad-Champion Alex Zanardi im Renntempo vor.
Zu den Motorsporthelden außerhalb des Cockpits zählen namhafte Renningenieure und Teamchefs. Mit dem ehemaligen Benetton-, Ferrari- und Brawn-Teamchef Ross Brawn und dem wahrscheinlich bekanntesten Ingenieur Adrian Newey gaben sich zwei der ganz Großen in zwei ganz speziellen Fahrzeugen die Ehre. Ross Brawn übernahm das Lenkrad des Formel 1-Meisterschaftsautos von 2009 und Adrian Newey das des 2008er Toro Rosso, mit dem Sebastian Vettel zu seinem ersten Grand Prix-Sieg fuhr.
Einen ziemlich abgehobenen Höhepunkt bildet die Airshow der Red Arrows. In waghalsigen Manövern, die in sicherer Entfernung zum Veranstaltungsort vollführt wurden, zeigten die Düsenjägerpiloten, was mit Präzision und Erfahrung alles zu erreichen ist.
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