Es gibt beliebtere Automessen als den Pariser Salon. Der französische Automarkt gilt insbesondere für die Hersteller von Sportwagen und Luxusmodellen als schwierig - und SUV tun sich Heimatland von Renault, Citroen und Citroën schwerer als anderswo in Europa. Die Messe selbst bleibt ihrem Standard treu, dass sie von den drei großen europäischen Messen in Genf, Frankfurt und eben Paris mit Abstand die blasseste und nationalste ihrer Art bleibt.
Der französische Staat schaut zuerst auf die eigene, weitgehend darbende Autoindustrie mit ihren bevorzugt kleinen Autos und legt dann die Rahmenbedingungen für den nationalen Markt fest. Leistungsstarke und große Fahrzeuge werden strafbesteuert und somit deutlich verteuert. Kein Wunder, dass denn auch kaum ein Hersteller mit dem Pariser Automobilsalon einen echten Impuls für den europäischen Markt verbindet.
Elektroautos spielen in Paris keine Rolle. Stattdessen überfluten Plug-In-Hybriden die Messehallen. Mercedes-Benz S 500, Porsche Cayenne, VW Passat, Nissan Outlander oder sogar der 910 PS starke Lamborghini Asterion - wer einen Hybriden unter die Leute bringen will, braucht außerdem eine zweite Tankklappe hinter der sich eine Steckdose befindet. Hybridantriebe ohne Plug-In-Modul stehen auf dem gleichen Abstellgleis wie reine Elektroautos.
Der Pariser Automobilsalon ist in diesem Jahr anders. Nicht, dass das desaströse Messezentrum an der Porte de Versailles bei der diesjährigen Franko-Leistungsschau auch nur einen Hauch charmanter wäre. Die wirtschaftliche Lage in Frankreich ist nach wie vor ungewiss und die Franzosen haben nur eine überschaubare Lust auf neue Autos.
Umso überraschender, dass an der Seine neben den üblichen Klein- und Familienautos zahlreiche PS-Protze und Luxusvehikel im Licht der Scheinwerfer glänzen. Die Stars aber sind Kleinwagen wie Smart Fortwo, Renault Twingo, Škoda Fabia und Opel Corsa. Alles schmucke Vehikel, die mächtig Lust auf kleine Autos machen. Sicherheitssysteme, Fahrerassistenz und eine beeindruckende Vernetzung - die kleinsten der Kleinen stehen den Luxusmodellen darin kaum noch nach.
Selbst offene Zweisitzer, bullige Brüller und coole Cityflitzer haben es schwer, wenn die Armee der SUV in den Messehallen einfällt
Während die Kleinwagen Applaus ernten und Familienautos wie Ford S-Max, Renault Espace und die aufgefrischten Ford C-Max, Kia Venga oder Mercedes B-Klasse mit bekannten Qualitäten glänzen, überraschen Kraftprotze wie der Mercedes GT AMG oder der ebenfalls 510 PS starke C 63 AMG, der das bayrische Triumvirat aus BMW M3/M4 sowie M4 Cabrio mit 80 PS Mehrleistung aus dem Stand überflügelt. Gerade die deutschen Premiumhersteller schauen auf dem Salon zum neuen Mittelklassestar Jaguar XE herüber, der das Jaguar-Signet nicht nur in Sachen Image in Volumensegmente spült.
Wer noch mehr Sportlichkeit will, der findet beeindruckende Sportwagenschönheiten wie den Lamborghini Asterion LPI 910-4, den Aston Martin V12 Vantage S Roadster, Mercedes S 65 AMG Coupé oder den Ferrari 458 Speciale A.
Mit deutlich weniger Argwohn hat der Mazda MX-5 zu kämpfen, der in seiner vierten Generation ehrlich, offen und kompromisslos das bietet, was er seit 25 Jahren wie kein anderer kann: Roadsterspaß. Das versuchen auch der Alfa Romeo 4C Spider, ein offener BMW 2er und der schicke Audi TT, der nicht nur als offener Zweisitzer lockt, sondern als Sportback Concept eine ganze TT-Familie erahnen lässt.
Doch selbst offene Zweisitzer, bullige Brüller und coole Cityflitzer haben es schwer, wenn die Armee der Geländewagen und Crossover in den Messehallen einfällt. BMW X6, Suzuki Vitara, Kia Sorento, Fiat 500x, Land Rover Discovery Sport, Volvo XC 90, der überarbeitete Porsche Cayenne und der Messedauerbrenner Ford Edge drücken der französischen Autoshow, die sich zweijährig mit der Frankfurter IAA abwechselt, einen ungewöhnliche Stempel auf.
Da haben es Limousinen der Mittel- und Oberklasse wie Audi A6/A7, Peugeot 508, VW Passat oder Jaguar XE schon schwer, sich ins rechte Messelicht zu setzen. Das gilt noch mehr für die heimischen Hersteller Renault und Peugeot/Citroën, die abseits des gemeinsam mit Smart entwickelten Renault Twingo nicht viel mehr zu bieten haben als visionäre Studien ohne Realitätsbezug und einen ungewöhnlichen Renault Espace, der irgendwo zwischen Van- und Crossoversegment Kunden locken soll.
Citroën präsentiert seinen Ableger DS zwar erstmals als eigene Submarke, um neue Premiumanteile zu realisieren. Doch was fehlt, sind gerade bei Peugeot und Citroën imageträchtige Oberklasselimousinen oder Crossover - sonst bleibt es im europäischen Umfeld so schwierig wie vor der Messe. Und mit realitätsfernen Studien allein ist kein Kunde zu locken.
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Elektroautos spielen keine Rolle. Stattdessen überfluten Plug-In-Hybriden die Paris Auto Show |
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Hybridantriebe ohne Plug-In-Modul stehen bei der Pariser Auto Show auf dem Abstellgleis |
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