Man weiß nicht, wohin man schauen soll. Ein silberner Porsche 959 reiht sich an einen dunkelroten Ferrari 275 und hintendran blitzen an der Straßenkreuzung zwischen Monterey und der Nobelenklave Pebble Beach ein schwarzer Mercedes SLS und ein wollweißer Jaguar XK 120. Pebble Beach eben.
Das sich hier niemand ernsthaft für moderne Elektroautos interessiert, hört man mit einem Ohr beim Einchecken in ein schickes Hotel an der Touristenmeile Cannery Row in Monterey. "Sehen sie zu, dass die beiden Elektroautos hier vor dem Haus wegkommen", murmelt der Hotelmanager zu seiner Dame hinter dem Empfangsschalter während die gerade einen Gast eincheckt, "ich will hier in den nächsten Tagen nur echte Autos sehen." Selbst Audi R8, Porsche 911 oder Mercedes SL nimmt hier rund um Monterey in der dritten Augustwoche niemand so richtig wahr - zu gewöhnlich. Immerhin sorgt der Hybridsportler BMW i8 durch sein spektakuläres Design noch für Aufsehen.
Eine Woche lang wird zwischen der Rennstrecke von Laguna Seca, dem Urlaubsort Monterey und den vier Golfplätzen von Pebble Beach der automobilen Leidenschaft gefrönt, wie nirgends anders auf der Welt. Wer sich für Autos interessiert, der muss hier einmal hin. Wer Oldtimer liebt, wird europäische Großveranstaltungen wie Techno Classica, Oldtimer Grand Prix am Nürburgring oder Le Mans Classic nach seinem Besuch im automobilen Dreieck Kaliforniens eher bescheiden finden.
Rund 15.000 Fahrzeuge werden bei den zahllosen Versteigerungen, zumeist von noblen Auktionshäusern wie RM Auctions, Gooding oder Bonhams, in neue, wohl betuchte Hände übergeben. "Wir haben hier im vergangenen Jahr an den beiden Versteigerungsabenden über 125 Millionen Dollar umgesetzt und hoffen, dass wir das in diesem Jahr knacken", freut sich Amy Christie vom Auktionshaus RM. Bodenständiger, aber keinesfalls uninteressanter geht es bei Russel und Steele zu. Und auch bei den Rahmenevents bahnen sich unzählige Eigentumsüberschreibungen an. Das gilt auch für die Legends of the Autobahn, wo die deutschen Autofans auf ihre Kosten kommen.
Zu den Autos etwas dezenten Background-Jazz - fertig ist der perfekte Vormittag, der gerade einmal 450 Dollar Eintritt kostet
Der Concours de Lemons, wo Jahr für Jahr die abgefahrensten Autos prämiert werden, ist eine Schau für sich. Heruntergerockte Rat Cars stehen neben Yugo-Modellen aus den 80er Jahren oder einem historischen VW Bus, der schon bessere Dekaden gesehen hat.
Die Veranstaltung hat längst über die Grenzen von Amerika hinaus einen Namen. "Unser" Fahrerdoppel Marcel Sommer und Stefan Behr sind über die legendäre Route 66 eigens von Chicago rund 3.000 Meilen nach Monterey gefahren, um ihr betagtes BMW 325i Cabrio den hier offen bestechungsfreudigen Juroren zu präsentieren. Der US-Fernsehstar und Autoliebhaber Jay Leno knattert derweilen in einem Peel Trident über den Rasen.
Nur ein paar Meilen weiter trägt man vornehm Hut, kolorierte Hose und tiefen Ausschnitt. Bei "The Quail - a Motorsport Gathering" präsentiert sich die automobile Oberschicht und plaudert bei Austern, Champagner und strahlendem Sonnenschein über den eigenen Fuhrpark, bestens laufende Geschäfte und die neue Lebenspartnerin mit frisch optimierter Karosserie. Dazu etwas dezenten Background-Jazz oder ein trällerndes Italo-Terzett - fertig ist der perfekte Vormittag, der gerade einmal 450 Dollar Eintritt kostet. Wenn man berücksichtigt wird. Auf dem Schwarzmarkt sind über 2.000 Dollar fällig.
Das lässt sich nur noch vom Wochen-, Saison- und Jahreshöhepunkt übertreffen, dem Concours d' Elegance auf der Schlussbahn des Pebble Beach Golfplatzes. Eintritt: 275 Dollar - Voranmeldungen: 22.000. Dass hier am Ende ein silberner Ferrari 375 MM gewinnt, der bei seiner Geburt ein Cabrio war, ist für viele der Besucher fast nebensächlich. Sie beschäftigen sich wieder mit Champagner, Austern und den Geschäften - mit oder ohne Oldtimer.
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Pebble Beach ist im Auto-Universum ein eigener Planet. Jedes Jahr treffen sich dort die Enthusiasten |
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Wer Pebble Beach erlebt, wird europäische Großveranstaltungen eher bescheiden finden #Reportage |
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Auch das ist Pebble Beach: Rund 15.000 Fahrzeuge wechseln bei den Auktionen ihren Eigentümer |
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