Als ob der gigantische chinesische Markt nicht groß genug für alle wäre. Doch auf der Auto China 2014 kämpfen die deutschen Premiumhersteller erbittert gegeneinander - und die internationale Konkurrenz schaut aus sicherer Entfernung zu. Jeder will das, was das andere bereits besitzt.
BMW beispielsweise, mittlerweile auf dem besten Weg zur Volumenmarke, will mit der nächsten Generation seines 7ers endlich die Mercedes S-Klasse in der Luxusklasse überholen. Die Studie des BMW Vision Future Luxury dürfte in der schwäbischen Daimler-Zentrale denn auch für jede Menge Gesprächsstoff sorgen. Wenn der nächste Siebener so dynamisch und modern neben der noch jungen Mercedes-Benz S-Klasse steht, dann dürften eine Reihe potenzieller Kunden durchaus ins Grübeln kommen.
Anders herum will Mercedes-Benz dem einst polarisierenden BMW X6 Kontra bieten. Das bayerische Crossover-Coupé der Luxusklasse geht in diesem Herbst in seine zweite Generation und zeigt auf der China-Messe seinen kleinen Bruder, den BMW X4. An der Rückseite des Messestandes kann man derweil zum ersten Mal den zukünftigen Konkurrenten Mercedes MLC sehen. Der MLC, in Peking als seriennahes Konzept zu sehen, basiert technisch auf dem Mercedes ML und kommt zusammen mit dessen Modellpflege im Sommer nächsten Jahres auf den Markt.
Ebenfalls in China zu bestaunen: die Langversion der jüngst vorgestellten Mercedes C-Klasse. Mit acht weiteren Modellneuheiten für den lokalen Markt sowie der Ausweitung des Vertriebsnetzes um 100 Händlerbetriebe in 40 Städten soll der Mercedes-Absatz bis 2015 in China auf 300.000 Einheiten gesteigert werden.
VW haut als Automarke Nummer eins in China bei seiner Lieblingsmesse kräftig auf die Pauke
So leicht wie in den vergangenen Jahren wird es der BMW X6 gegen den betont bulligen und kraftvoll gezeichneten Mercedes MLC nicht haben und irgendwann wird auch Audi aus seinem Dornröschenschlaf erwachen und ein weiteres Konkurrenzmodell bringen. Wie der zumindest zwei Klasse darunter aussehen könnte, das zeigt der grell gelbe Audi offroad concept - laut Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg "ein Ausblick darauf, wie wir uns ein neues Modell in einer künftigen TT-Familie vorstellen können". Der 408 PS starke SUV-Hybride sieht ebenso gut wie sportlich aus - doch Audi müsste einer seiner zahlreichen Studien einfach auch einmal auf die Straße bringen.
Das sieht bei Volkswagen schon besser aus. Die Automarke Nummer eins in China haut bei ihrer Lieblingsmesse kräftig auf die Pauke. Neben dem aufgefrischten Luxus-SUV VW Touareg sind in den Messehallen der 400 PS starke Golf R 400 sowie ein seriennaher Ausblick auf ein Jetta Coupé als kleiner Bruder des VW CC zu sehen. Allein im laufenden Jahr werden die Wolfsburger Konzernmarken über 30 neue Modelle, Nachfolger und Produktaufwertungen in den chinesischen Handel bringen.
In den nächsten vier Jahren will der VW-konzern zusammen mit seinen beiden Joint Venture Partnern FAW Volkswagen und Shanghai Volkswagen 18,2 Milliarden Euro für neue Werke, Antriebe und umweltfreundliche Technologien investieren. Zudem soll das Handelsnetz des Konzerns bis 2018 von aktuell 2.400 Händlern um 50 Prozent auf über 3.600 Partner anwachsen. Dann würden mehr als 500.000 Menschen in der chinesischen Handelsorganisation des Volkswagen Konzerns beschäftigt sein.
Von solchen Zahlen kann Porsche derzeit nur träumen. Doch die Stuttgarter sind mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre in China mehr als zufrieden. Die beiden dort erstmals präsentierten Boxster GTS und Cayman GTS mit 330 und 340 PS sollen den Kernwert der Marke als Sportwagenhersteller schärfen. Wegen des großen Erfolges von Cayenne und Panamera wird Porsche in China als reine Geländewagen- und Limousinenmarke wahrgenommen. Das wird sich mit dem jüngst eingeführten Mittelklasse-SUV Porsche Macan wohl noch verstärken.
|