Paris steht für die nächsten Tage ganz im Zeichen des Automobils. Bereits am Hauptstadtflughafen Charles de Gaulle ist in großen Leuchtkästen wiederkehrend Werbung für ein noch verhülltes, in seiner Silhouette aber deutlich als VW Golf auszumachenden Fahrzeugs zu sehen.
Während der Taxifahrt wird munter im Radio über die bevorstehenden Premieren berichtet und die überdimensional großen Werbebanner nehmen mit jedem Kilometer gen Autosalon zu. Ein Autosalon, über dem trotz seines französischen Veranstaltungsortes in diesem Jahr lediglich eine der drei Nationalfarben zu schweben scheint: das Marken-Blau von Volkswagen.
Doch trotz der diesjährigen Übermacht des deutschen Konzerns in der Stadt der Liebe überlassen die Wolfsburger in diesen Tagen nichts dem Zufall und präsentieren in alter Gewohnheit bereits am Vorabend der Messe ihre zahlreichen Neuheiten. Insgesamt verfolgen knapp 1.200 Zuschauer die große Volkswagen-Show.
Da kann es dann auch schon einmal passieren, dass Ralf Möller seiner weiblichen Begleitung in groben Zügen die Struktur des Konzerns erklären muss, bevor weiter nett gegrüßt, Hände geschüttelt und gelacht wird. Selbst das Ehepaar Piech ist zugegen - und kommt an der kräftigen Gladiatorenhand nicht vorbei. Und auch Wolfgang Porsche, der kurz vor Beginn des Schauspiels seinen Weißwein mit einem Eiswürfel garniert, hat den Weg ins Nachbarland angetreten.
Die eigentlichen Stars sind an diesem Abend nicht die Wolfsburger Vorstandsmitglieder, ehemaligen Rennfahrer oder Musikproduzenten, sondern die neuen Produkte. Den üblichen PS-Protzen wie dem Bentley GT3, dem 1.200 PS starken Bugatti Grand Sport Vitesse oder einem weiteren Ableger des Lamborghini Gallardo, dem LP 560 4, stehlen an diesem Abend allerdings die kleineren Modelle die Show.
Porsche Panamera Sport Turismo
Allen voran selbstverständlich der neue VW-Golf der Generation sieben, der standesgemäß vom Konzernchef in die Halle gefahren wird. Der geringe CO2-Ausstoß des Blue Motion-Golfs in Höhe von 85 Gramm pro Kilometer wird kurz erwähnt, ehe das eigentliche Thema des Abends von Martin Winterkorn auf den Punkt gebracht wird: "Der VW-Konzern hat die richtigen Autos, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Wir bieten Mobilität für alle!"
Dabei brandete zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt des audiovisuellen Großkonzertes der meiste Applaus auf. Skoda-Chef Winfried Vahland erwähnte mit einem Griff an den rechten, hinteren Kotflügel des neuen Rapid, "dass der Skoda Rapid einen Eiskratzer im Tankdeckel habe". Neben dem gewaltigen Kofferraum ein erwähnenswertes Detail des neuen Tschechen.
Spanisch emotional begrüßte Seat-Chef James Muir seinen neuen Leon: "Wow! Das ist ein tolles Auto. Das Beste, was deutsche Ingenieurskunst zustande bringen kann." VW-Nutzfahrzeuge-Chef Eckard Scholz hingegen blieb bei der Vorstellung seines Cross Caddy eher zurückhaltend pragmatisch: "Hier können sie heute ihr Werkzeug und morgen Kind und Kegel durch die Gegend fahren."
Ebenfalls für großes Aufsehen sorgte die erste Vorstellung des Konzernabends in Paris: Das Konzeptauto Porsche Panamera Sport Turismo verdankt seinem Plug-in Hybridantrieb eine geräusch- und emissionsfreie Fahrt bis knapp 35 Kilometer. Der Plug-in-Antrieb wird wahrscheinlich noch 2013 im normalen Panamera zu finden sein. Viel früher kommt der von Audi-Chef Rupert Stadler ins Auditorium pilotierte A3 Sportback auf die Straße. Der auch als S-Version kommende Sportback ist laut Stadler dank der dann vorhandenen 300 PS "nicht von schlechten Eltern."
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