Nach diesem Mal ist endgültig Schluss. Rennsportlegende Hurley Haywood beendete bei den legendären 24 Stunden von Daytona seine Motorsportkarriere. "Ich fahre hier zum 37. Mal", sagt Haywood vor dem Start: "Und ich denke, es ist der rechte Zeitpunkt, um Schluss zu machen." 37 Male gestartet, fünf Mal gewonnen – so oft wie kein anderer. Die 24 Stunden von Daytona gelten neben dem Indy 500 und dem 12-h-Rennen in Sebring als das amerikanische Motorsporthighlight eines jeden Jahres.
Der 62jährige Haywood ist nicht nur in den USA eine Rennsportlegende. Fünfmal hat er in Daytona gewonnen, dreimal in Le Mans und zweimal in Sebring – die Siege in anderen Klassen wie IMSA oder GT sind ungezählt. Seine Fans in Daytona wissen das und folgen jedem Durchlauf des weiß-blau-toten Brumos-Porsche mit der Nummer 59 besonders aufmerksam. Kaum ein anderes Motorsportpublikum auf dem amerikanischen Kontinent ist derart treu wie das im Norden Floridas.
"Wenn ich Le Mans und Daytona vergleiche, dann muss ich sagen: Es ist schwerer, hier in Daytona zu gewinnen", findet Haywood. "Hier ist das Spektrum der Fahrer breiter. Einige sind absolute Top-Profis aus den besten Rennserien der Welt - Nascar, Formel 1 und Indy. Andere sind halbprofessionelle Fahrer, die sich in die Cockpits eingekauft haben. Dazu kommt diese einmalige Strecke."
Der Rennkurs in Daytona gehört neben dem Nürburgring und Le Mans zu dem bekanntesten und spektakulärsten Strecken der Welt. Bei den 24 Stunden von Daytona gibt es eine 3,6 Meilen lange Mischung aus dem Hochgeschwindigkeitsoval und dem kurvigen Innenkurs. "Das sind an sich zwei komplett unterschiedliche Rennstrecken", sagt Porsche-Werksfahrer Jörg Bergmeister, der in diesem Jahr Platz zwei der GT-KLasse holte. "Überholen kann man nur auf dem Oval. In Infield ist kaum etwas zu machen."
Material und Fahrer werden in Daytona wie bei kaum einem anderen Rennen beansprucht. Mit Vollgas geht es 24 Stunden lang über die bis zu 33 Grad geneigten Steilkurven. "Anders als in Le Mans gibt es in Daytona beim Rennen zwölf Stunden Dunkelheit", sagt Hurley Haywood. "In Le Mans sind es gerade mal fünf. Man weiß nie, was beim nächsten Überholmanöver folgt und muss seine Augen überall haben."
Klassengesellschaft
Dieses Mal ist es in Daytona besonders haarig. Zwei Stunden vor dem Start hat es angefangen, in Strömen zu gießen. Start im Regen und rund zehn Runden hinter dem schwächlich motorisierten Pacecar, einem Serien-Mazda RX-8. Erst nach knapp einer Stunde nahm das Feld mit seinen mehr als 40 Fahrzeugen langsam Fahrt auf.
In der Grand-Am-Serie, zu der die 24 Stunden von Daytona gehören, starten zwei Klassen. Zum einen die Daytona-Prototypen, rund 550 PS starke Eigenkreationen mit Triebwerken von Porsche, BMW oder Ford. Zum anderen die GT-Klasse, in der die Porsche 997 seit Jahren das Geschehen bestimmen. Mit ihren 435 PS starken Sechszylinder-Boxern messen sie sich mit BMW M6, Chevrolet Camaro und Mazda RX-8. Abgesehen von den Ferrari F 430 tritt die Konkurrenz jedoch nicht mit gewöhnlichen Straßenversionen, sondern mit Gitterrohr-Konstruktionen, sogenannten Silhouettte-Cars, an.
Während die Runde um Runde auf dem welligen und zerklüfteten Daytona-Asphalt drehen, steigt ihnen Jahr für Jahr der Geruch von Feuer und Grillgut ins Cockpit. Denn in dem riesigen Oval mit seinen knapp 180.000 Plätzen sitzen nur wenige hundert Zuschauer auf den Tribünen. Der eigentliche Event findet im Infield statt. Dort parken hunderte von Mega-Wohnmobilen. Und es wird parzellenweise gecampt und gefeiert, was das Zeug hält. Die Fans kommen aus den gesamten USA, aus Kanada und Europa. Ende Januar ist eine beliebte Ferienzeit im US-Bundesstaat Florida.
American way of race
Ein Rundgang über die Campingplätze im Infield zeigt, wie wenig sich die Motorsportfans aus der Eifel und aus Florida unterscheiden. Doch die Lagerfeuer sind größer, die Steaks gigantischer und die Grills professioneller – that’s USA. Wehende Fahnen von Opel, Volkswagen, Ford oder Mercedes sucht man zudem vergebens. Stattdessen stehen auch bei der diesjährigen Auflage des Rund-um-die–Uhr-Rennens Fahnen der Südstaaten oder Kaliforniens im Wind. Die Fans lieben deutsche Autos - Logos von BMW oder Porsche zieren zahlreiche Zelte.
Dennoch gibt es mit kaum mehr als 20.000 Zuschauern bei den 24 Stunden von Daytona nur rund ein Zehntel der Zuschauerzahl wie etwa am Nürburgring oder in Le Mans. "Für uns ist das Ganze dennoch ein wichtiges Rennen", erklärt Motorsportchef Hartmut Kristen Porsches Werksunterstützung für einige Teams. "Denn es ist so etwas wie der Saisonauftakt."
Mit den 24 Stunden von Daytona beginnen die Speedweeks, die ihren Höhepunkt mit dem Nascar-Rennen im Februar feiern. Doch die 24 Stunden bringen in Daytona kaum weniger Spannung. Für Hurley Haywood ist es letztlich kein Happyend geworden: Nachdem der Brumos-Porsche die Prototypenklasse in der Nacht lange Zeit angeführt hatte, fiel das Team mit Problemen an Aufhängung und Aerodynamik deutlich zurück.
Überhaupt lief für Top-Favorit Porsche nicht alles nach Plan. Nach einem leeren Tank und einem Defekt an der Kupplung fiel der lange Zeit führende Porsche 911 GT3 mit der Nummer 71 ebenfalls weit zurück und musste den Sieg in der GT-Klasse an den Mazda RX-8 mit der Nummer 70 hergeben. Mit vier Runden Rückstand belegte der Porsche mit Bergmeister, Long und Neiman am Lenkrad Platz zwei vor dem 911 GT3 mit der Nummer 66 und Top-Fahrer Wolf Henzler. In der Daytona-Prototypen-Klasse siegte nach hartem Kampf der Riley-Porsche mit der Startnummer 9 und dem deutschen Audi-Werkspiloten Mike Rockenfeller. Auf Platz zwei und drei die beiden Riley-BMW mit den Nummern 01 und 95.
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