So ganz sicher waren sich die Autohersteller bei der Neuauflage der britischen Automesse auch nicht - und gaben daher schon einige Wochen vorher Fotos von den (Welt-)premieren heraus. Star der Messe ist fraglos der neue Opel Corsa. Der GM-Konzern wollte die britische Schwestermarke Vauxhall anscheinend für die Erfolge in den vergangenen Jahren adeln und legte die groß aufgezogene Weltpremiere des Corsa an die Themse.
Etwas geringer war das Aufsehen schon bei Modellen wie dem Chrysler Sebring, dem Freelander oder dem Honda Civic Coupé. Auf Bildern konnte man die Modelle vorab schon mal bestaunen - aber der haptische Erstkontakt fand dann doch im Messezentrum ExCel im Osten Londons statt.
Frisch und luftig präsentieren sich die modernen Messehallen. Eine deutliche Verbesserung zur britischen Automesse, die in den vergangenen Jahren im NEC-Center Birmingham stattfand. So können die Besucher vom 20. bis zum 30. Juli in zwei großen, luftigen Hallen die Neuheiten des Sommers 2006 erleben.
Überraschend viele strömten zum Stand von Chrysler. Hier gab es nicht nur die Serienversion des Dodge Nitro sondern in erster Linie auch den neuen Sebring zu bestaunen. Mit ihren dynamischen, aber wechselnden Designlinien dürfte es die Limousine in Europa jedoch schwer haben.
Leistung und Sportlichkeit
Während auf anderen Automessen alternativen Antrieben und sparsamen Fahrzeugen zunehmend Platz eingeräumt wird, setzen die Briten in erster Linie auf Leistung und Sportlichkeit. So ist die Dichte an PS-Protzen vom Schlage eines Mercedes SLR (612 PS), BMW M6 (507 PS) oder Honda TypeR (200 PS) ungemein groß. Wer rings um die Messe genauer hinschaut, der stellt schnell fest, dass die bulligen Kraftmeier gerade in England besonders gut laufen. Da muss man nicht lange überlegen, wieso die Rennsemmeln im sommerlichen London und nicht im herbstlichen Paris stehen.
Doch Leistung und Tempo 300 allein reichen den Briten nicht. In einer Sonderausstellung sind besonders extravagante Boliden zu bestaunen. Diese Ansammlung von Sportskanonen sollte man sich bei einem Besuch der Messe in keinem Fall entgehen lassen.
Doch neben den bulligen Krachmachern in den eng geschnittenen Trainingsanzügen säuseln in der britischen Hauptstadt auch alternative Töne. So präsentiert Ford das Focus Coupé-Cabriolet mit FlexFuel-Antrieb. Noch ökologischer sind die Elektromobile von Nice und Smart unterwegs - beides ideale Flitzer für den turbulenten Londoner Stadtverkehr. Genauso wie der unverändert sehenswerte Mazda MX-5, der bald auch mit Klappdach beim Händler stehen wird.
Neuauflage
Die britischen Hersteller sind auf ihre neue, alte Hausmesse besonders stolz. Kein Wunder also, dass Modelle von Jaguar, Lotus, Land Rover, Aston Martin, TVR oder Bentley besonders viel Platz einnehmen. Da mag es zunächst überraschen, das auch Seat seinen Vorzeigesportler Leon Cupra oder Honda seinen Civic R hier erstmals der Öffentlichkeit präsentieren.
Die Neuauflage zeigt: Vielen Herstellern kommt eine starke Messe in London gerade recht. Nicht hinwegtäuschen soll das aber darüber, dass viele der Messe den Rücken gekehrt haben. Audi, Volkswagen oder Porsche setzen weiterhin auf bedeutendere Veranstaltungen in Paris, Peking oder Los Angeles. Erst die nächsten Jahre werden zeigen, ob die British International Motor Show den müden Charme vergangener Jahre ablegen kann. Verdient hätte sie es.
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