Das neue Mercedes-Flaggschiff feiert am 8. Januar 2006 auf der North American International Auto Show in Detroit seine Weltpremiere. Sein 6,0-Liter-V12-Biturbomotor bietet Fahrleistungen, von denen mancher Sportwagen-Pilot nur träumen kann: Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h dauert 4,4 Sekunden - nur 0,2 Sekunden länger als beim Porsche 911 Turbo. Tempo 200 ist nach 13,3 Sekunden erreicht. Die (elektronisch begrenzte) Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.
Möglich macht diese Antriebsdynamik das von Mercedes-AMG entwickelte V12-Triebwerk mit 5980 cm³ Hubraum: Die Höchstleistung von 450 kW/612 PS steht kontinuierlich zwischen 4750 und 5100 Umdrehungen zur Verfügung, das maximale Drehmoment von 1000 Nm kann zwischen 2000 und 4000/min abgerufen werden. Schon bei 1000 Umdrehungen liefert der Biturbo ein Drehmoment von 570 Nm, bei 1500/min sind es 750 Nm.
Kern-Kühlung
Bei der Konstruktion des V12 haben die AMG Ingenieure auf ihr Know-how aus dem Motorsport zurückgegriffen. Der AMG-Motor verfügt über eine feingewuchtete Kurbelwelle aus höherfestem Werkstoff, Schmiedekolben aus speziellem, extrem temperatur- und druckbeständigem Material, eine leistungsfähigere Ölspritzkühlung mit separater Einfachdüse pro Kolben sowie größer dimensionierte Kolbenbolzen. Auch die Haupt- und Pleuellager bestehen aus einem höherwertigen Werkstoff, um Temperatur- und Druckspitzen besser kompensieren zu können. Dazu kommen optimierte Brennräume und längere Öffnungszeiten der Einlass-Nockenwellen. Modifiziert wurde auch der Öl-Kreislauf: In die Frontschürze ist ein Motorölkühler integriert, zusätzlich ist im Radlauf ein weiterer Wasserkühler untergebracht.
Neu konzipiert wurde auch die Ladeluftkühlung mit einem um rund 70 Prozent größeren Niedertemperaturkühler in der Fahrzeugfront. In beiden Turboladern sind die Verdichter- und Turbinengehäuse sowie die Schaufelräder größer dimensioniert. Der Ladedruck beträgt maximal 1,5 bar. Für den AMG-typischen Zwölfzylinder-Sound sorgt die AMG Sportabgasanlage mit zwei verchromten Doppelendrohren im neuen V12-Design.
Doppler-Effekt
Neue Maßstäbe auch bei der völlig neu entwickelten Hochleistungs-Bremsanlage auf Basis des Adaptive Brake Systems. An der Vorderachse kommt ein neuer Doppelfaustsattel zum Einsatz. Diese Technik verbindet laut Mercedes die Vorteile einer Schwimmsattelbremse – geringere Wärme-übertragung zur Bremsflüssigkeit und deutliche Komfortvorteile durch die Führung der Bremsbeläge – mit der Leistungsfähigkeit einer üppig dimensionierten Festsattelbremse. An der Hinterachse bremst ein großer Faustrahmensattel. Bremsscheiben in Verbundbauweise an Vorder- und Hinterachse mit 390 bzw. 365 Millimeter Durchmesser sorgen für kurze Bremswege. Den Kontakt zur Straße stellen mehrteilige 19 Zoll AMG Leichtmetallräder mit Mischbereifung her. An der Vorderachse sind auf 8,5 Zoll breiten Felgen Reifen im Format 255/40 ZR 19 montiert, hinten lautet die Dimension 275/40 ZR 19 auf 9,5 Zoll breiten Felgen.
Die Kraftübertragung im S 65 AMG übernimmt das AMG Speedshift Fünfgang-Automatikgetriebe mit Schaltpaddels und Direct Select-Schaltung. An die Stelle des herkömmlichen Automatik-Wählhebels in der Mittelkonsole rückt ein Wählhebel an der Lenksäule. Mit einem Schalter in der Mittelkonsole kann der Autofahrer zwischen den Fahrprogrammen "Sport", "Comfort" und "Manual" wählen. Entsprechend ändert sich nicht nur die Getriebecharakteristik, sondern auch die Fahrpedal-Kennlinie und die Feder-/Dämpfungseinstellung des AMG Sportfahrwerks.
Raumzeit
Dafür, dass das alles auch auf der Straße bleibt, sorgt maßgeblich auch das AMG Sportfahrwerk mit Active Body Control-System. Das aktive Fahrwerk verringert die Aufbaubewegungen beim Anfahren, bei Kurvenfahrt und beim Bremsen fast vollständig. Kurven werden mit stark reduzierter Seitenneigung gefahren, die Wankneigung bei schnellen Ausweichmanövern unterdrückt.
Innen: S-Klasse-Luxus. Plus, als kleines Gimmick, der "Racetimer". Mit ihm kann der Fahrer erstmals bei einem AMG Modell Rundenzeiten ermitteln. Der Racetimer speichert die Zeit der schnellsten gefahrenen Runde, die Durchschnitts- und Höchstgeschwindigkeit sowie die Rundenlänge. Alle Informationen lassen sich mit Bedientasten am AMG-Sportlenkrad abrufen. Das AMG Kombi-Instrument gibt mit seiner 360 km/h Skala auch einen dezenten Hinweis darauf, wozu der S 65 AMG fähig wäre - wenn man ihn denn ließe.