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Praxistest: Mercedes-Benz G 500
Elitäres Kantholz
Mercedes-Benz G 500

Es heißt, dass man in den 30ern am besten durchstartet. Wen wundert es da, dass die Mercedes G-Klasse 36 Jahre nach ihrer Premiere das nächste Rekordjahr einfährt? Ende? Nicht in Sicht.

[+] Funktionelle Karosserie, solide Konstruktion, exzellent im Gelände, gute Serienausstattung, hohe Wertstabilität, bärenstarker V8-Benziner, hohe Anhängerlast
[-] Mäßiges Fahrverhalten, hoher Preis, üppiger Verbrauch, schwacher Sitzkomfort

Gunnar Güthenke hat gut lachen. Seit knapp einem Jahr verantwortet der Daimler-Manager die G-Klasse, das Urgestein im Zur Markenseite Mercedes-BenzMercedes-Benz-Portfolio. "Wir konnten gerade wieder ein Rekordjahr feiern", freut sich Güthenke über 14.500 verkaufte G-Klassen in 2014: "Unsere Produktion ist voll ausgelastet." Während der deutlich preiswertere Hauptkonkurrent Zur Markenseite Land RoverLand Rover Defender nach über sechs Jahrzehnten dieses Jahr in Rente geschickt wird, ist die G-Klasse gefragter denn je.

Mercedes-Benz G 500 - Foto: Grundhoff

Meistverkauftes Modell sind nicht der Sechszylinder-Diesel 350 Bluetec oder der allemal kraftvolle G 500, sondern das Doppelpack aus G 63 AMG und G 65 AMG. Während klassische Geländewagen wie Land Rover Defender oder Zur Markenseite JeepJeep Wrangler mit überschaubaren Summen seit Jahrzehnten am Leben erhalten wurden, steckte Daimler immer wieder Millionen in Anpassungen, Luxus- und Sicherheitsausstattungen und legte sogar spektakuläre Kreationen wie den G 63 AMG 6x6 oder zuletzt den G 500 4x4² auf, um Wüstensöhne und verwöhnte Kunden auf der ganzen Welt zu verzaubern.

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Auch wenn der 544 PS starke G 63 AMG das Volumenmodell im Portfolio ist, so ist der G 500 die Glanzbesetzung in Modellprogramm. Der Basispreist ist mehr als üppig: 102.060 Euro. 5,5 Liter Hubraum, acht Zylinder, 285 kW/388 PS und ein brabbelnder Saugerklang lassen keinen Gedanken daran verschwenden, sich für den seelenlosen G 350 Bluetec mit seinen vergleichsweise dünnen 211 PS zu entscheiden. Der schafft gerade einmal 175 km/h Spitze und punktet allein mit seinem fairen Normverbrauch von 11,2 Litern Diesel.

Das sieht bei dem bullig wummernden 500er ganz anders aus. Während die anderen V8-Modelle im Mercedes-Portfolio durchweg von der neuen Motorengeneration befeuert werden, arbeitet hier der altbekannte und ansonsten mittlerweile ausgemusterte 5,5-Liter-V8-Sauger. 210 km/h Höchstgeschwindigkeit stehen einem Normverbrauch von knapp 15 Litern gegenüber. In der Realität gluggert der 2,5 Tonnen schwere Klettermaxe 17 bis 19 Liter in sich herein. Gerade auf langen Autobahnpassagen stören nicht nur die lauten Windgeräusche des 4,66 Meter langen Kantholzes, sondern gerade auch die zahllosen Tankstellenstopps. Daran ändert auch die 96 Liter Tankvolumen nichts.

Mercedes-Benz G 500, Praxistest
Die geringe Breite macht sich nicht nur am mäßigen Federungskomfort und der starken Wankneigung bemerkbar
Mercedes-Benz G 500, Praxistest

Fahrspaß im engeren Sinne mag in der Mercedes G-Klasse trotz V8-Dampf nicht aufkommen. Dafür sind Konstruktion, Federung und Dämpfung zu sehr auf den harten Geländeeinsatz ausgelegt. Zudem merkt man dem Urgestein nicht nur bei Lenkung und Bremsen seine Entwicklung Mitte der 1970er Jahre an. Ein großes Problem ist die überschaubare Breite von gerade 1,76 Metern, die die Wankneigung in schnell gefahrenen Kurven hoch werden lässt. Wie es dynamischer geht, zeigt der spektakuläre G 500 4x4², dessen Spur um 30 Zentimeter verbreitert wurde.

Doch die geringe Breite macht sich nicht nur am mäßigen Federungskomfort und der starken Wankneigung bemerkbar. Auch im Innenraum zeigt sich schnell, dass der G schon ein paar Dekaden auf dem Buckel hat. Die Innenbreite ist klein und auf der viel zu hohen Rückbank können nicht ernsthaft drei Personen Platz nehmen, mit denen man es gut meint. Neben der geringen Schulterbreite ist auch der Knieraum zu klein und man sitzt wie auf einem herumgedrehten Bierkasten.

Umbaufirmen wie Alpha Armouring, die aus der G-Klasse schwer gepanzerte Sonderfahrzeuge machen, verschieben die Rücksitze beim Umbau daher unisono direkt einige Zentimeter nach hinten. Tuner wie Brabus bauen bevorzugt andere Rücksitze in die Luxus-G-Modelle ein.

Doch trotz der augenscheinlichen Schwächen der Mercedes G-Klasse macht es Laune, in ihr unterwegs zu sein. Getreu dem 1973er-Walter-Scheel-Song "Hoch auf dem gelben Wagen" fühlt man sich wie ein Trucker, der auf den großen Highways Meilen frisst. Auch wenn die Daimler-Entwickler das Armaturenbrett in den vergangene Jahren mehrfach auf den neuesten Stand gebracht haben und nun silberne Kippschalter und ein Multifunktionsbildschirm auf dem Armaturenbrett thront - so richtig modern geht es am Lenkrad des G 500 nicht zu.

Mercedes-Benz G 500, Praxistest
Im Gegensatz zum Land Rover Defender ist ein Produktionsende der Mercedes G-Klasse nicht in Sicht
Mercedes-Benz G 500, Praxistest

Wer die Hecktür öffnet, bringt im Laderaum auch üppig dimensionierte Gegenstände unter. Leider lassen sich die Rücksitze nicht umklappen, sondern nur ausbauen. Auch da merkt man dem G 500 seine historische Konstruktion an. Und an Annehmlichkeiten wie Keyless Go, einer Zuziehhilfe oder einer elektrischen Heckklappe, alles längst in SUV-Kreisen etabliert, ist nicht zu denken. Wirklich stören tut das niemanden.

Auch wenn die G-Klasse dank Allradantrieb, drei Sperren und entsprechender Bodenfreiheit für alle Schandtaten im Gelände bereit ist, fährt von den Privatkunden kaum jemand mit ihr ins unwegsame Geläuf, sondern strabanzt lieber auf Maximilianstraße oder dem Rodeo Drive. Ein nennenswerter Anteil der Produktion sind jedoch Behördenfahrzeuge, denn die Mercedes G-Klasse, ehemals als reines Nutzfahrzeug konstruiert, ist eines der meistgepanzerten Fahrzeuge der Welt. Spezialeinheiten von Polizei, Armee oder Hilfsorganisationen auf der ganzen Welt vertrauen schwer gesicherten Mercedes G-Klasse Tag für Tag in Krisengebieten ihr Leben an.

Das wird sich in den nächsten Jahren nicht ändern. Denn im Gegensatz zum Land Rover Defender ist ein Produktionsende der Mercedes G-Klasse nicht in Sicht. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, wann der betagte Achtzylinder-Sauger im G 500 vom neuen Vierliter-Turbo-V8 abgelöst wird. Es heißt schließlich, auf der Höhe der Zeit zu bleiben, um die nächsten Rekorde einzufahren.

 Technische Daten
Mercedes-Benz G 500 
 Motor V-Form 
 Zylinder
 Hubraum (cm³) 5461 
 Leistung (kW/PS) 285/388 
 Zuladung(kg) 558 
 Gesamtgewicht (kg) 3200 
 0-100 km/h (s) 6,1 
 Vmax (km/h) 210 
 Verbrauch (L/100 km) 14,9 
 Kraftstoff Super 
 Grundpreis (€) 102.060 
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Herstellerangaben 
 
Mercedes-Benz G 500- Foto: Grundhoff
Mercedes-Benz G 500- Foto: Grundhoff
Mercedes-Benz G 500- Foto: Grundhoff
Mercedes-Benz G 500- Foto: Hersteller

 Alternativen
Land Rover Defender 110 SW Land Rover DefenderToyota Land Cruiser 3.0 D-4D 4WDToyota Land Cruiser
Jeep Wrangler 3.6 V6 UnlimitedJeep Wrangler
Land Rover Discovery SDV6 3.0Land Rover Discovery

Text: | Fotos: Hersteller


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