Der elegante Traumwagen aus deutscher Produktion ist Luxuslimousine und Coupé zugleich. Und wird meist bar bezahlt: "Nicht einmal die Hälfte der Kunden least oder finanziert den CL. Das gibt es sonst nirgends", verweist Produktmanager Frank Steinacher auf die ungewöhnliche Kundschaft. "Dder CL ist ein besonders emotionales Auto für die Kunden, die sich etwas gönnen möchten." Und können.
Platz für vier Personen, aller nur erdenklicher Komfort und zwei Türen – das ist der Mercedes CL. Die Fünf-Meter-Yacht hätte im Rahmen der Modellpflege an sich die Bezeichnung S-Klasse Coupé bekommen sollen. So sollte er im Stuttgarter Modellprogramm näher an die S-Klasse herangerückt werden, die in der Luxusklasse weltweit nach wie vor als das Maß der Dinge gilt.
Doch die längst beschlossene Änderung der Nomenklatur wurde Ende vergangenen Jahres wieder rückgängig gemacht. Oder besser wohl: verschoben. Denn sie dürfte trotzdem kommen – jedoch erst mit dem komplett neu entwickelten Nachfolger, der mindestens bis 2014 auf sich warten läßt.
"Unser größter CL-Markt sind die USA mit einem Anteil von rund 40 Prozent", sagt Steinacher. "Mit einem Anteil von 70 Prozent ist der 500er dabei weltweit besonders beliebt. Zehn Prozent fahren eine V12 und die restlichen 20 Prozent sind AMG-Versionen."
Bentley als Maßstab
Optisch hat sich der Mercedes CL durch die Modellpflege kaum verändert. Eine leicht geänderte Front, die konturierte Motorhaube und ein paar kleine Details sollen die finanzstarken Kunden bei Laune halten. Luxus und Exklusivität bleiben selbstverständlich unangetastet - Preise spielen in dieser Liga nicht einmal eine Nebenrolle. Schließlich heißt die Konkurrenz nicht 6er BMW oder Aston Martin DBS, sondern Bentley Continental, Aston Martin DB9 oder Maserati Granturismo.
Viele Jahre hing Mercedes-Benz der Ruf an, bei modernen Antrieben den Anschluss verpasst zu haben. Doch das ist vergessen: Die neue Generation der Move-Motoren hält mit der Modellpflege Einzug - insbesondere auch bei dem Stuttgarter Luxus-Zweitürer.
Eindrucksvoll sind die Veränderungen am kleineren der beiden CL, dem 500. Leistete er aus 5,5 Litern Hubraum bislang durchaus stramme 388 PS, so muss der neu entwickelte Achtzylinder mit 4,7 Litern Hubraum auskommen. Doch weniger Hubraum bedeutet zusammen mit Direkteinspritzung und doppelter Turboaufladung dennoch ein deutliches Leistungsplus. So stehen dem über zwei Tonnen schweren Coupés nun 320 KW/435 PS und ein gewaltiges Drehmoment von 700 Nm zur Verfügung. Von 0 auf 100 km/h schafft er es in unter fünf Sekunden bei 250 km/h wird abgeregelt. Die Version mit Hinterradantrieb soll sich trotz des imposanten Tatendrangs mit gerade mal 9,5 Litern Super auf 100 Kilometern zufrieden geben - ein Minus von 23 Prozent.
Doch mehr Leistung und weniger Verbrauch haben einen großen Nachteil. Es gibt sie nicht zum Vorzugspreis. So kostet die neue Generation des Mercedes CL 500 mindestens 118.346 Euro. Die meisten Kunden dürften jedoch die Souveränität des Allradantriebs zu schätzen wissen. Dann erhöht sich der Preis auf mindestens 123.463 Euro.
V8 mit Start und Stopp
Kaum zu glauben, dass die Serienausstattung des CL 500 bei diesem Preis nicht mehr als Mittelmaß verspricht. Selbst ein Navigationssystem ist bei fast 120.000 Euro Einstand nicht serienmäßig an Bord. Das gibt es nur beim Topmodell CL 600 ab Werk.
Der Über-CL mit seinem 517 PS starken Zwölfzylinder bietet nochmals einen satten Preisaufschlag: Unter 162.792 Euro ist nichts zu machen - und der Allradantrieb bleibt wegen der Verwendung der alten Fünfgang-Automatik eh außen vor. Das gilt aus dem gleichen Grund auch für die neue entwickelte Start-Stopp-Automatik des Achtzylinders.
Doch mit mehr Motorleistung und insbesondere weniger Verbrauch allein dürften sich die Kunden in den USA, Deutschland und in Asien kaum in die schicken Verkaufsräume locken lassen. Das soll auch mit einem Komplettpaket an Assistenzsystemen gelingen. Mit Verkehrszeichenerkennung, Abstandstempomat, Überholassistent oder Spurwechselwarnung bietet der CL nun solch ein gut geschnürtes Paket – leider jedoch ebenfalls nur gegen Aufpreis.
Wird der Fahrer bei einem geplanten Spurwechsel auf die Warnsignale des Fahrzeugs nicht aktiv, lenkt der CL sanft zurück auf den rechten Weg. Wird der Seitenwind zu stark, greift die aktive Wankstabilisierung ein und hilft dem Fahrer so auf Kurs zu bleiben. Dass weitere Assistenten gegen die Müdigkeit des Fahrers arbeiten oder gemäß dem Gegenverkehr das Fahrlicht justieren, hätte noch vor wenigen Jahren an ein Wunder gegrenzt. Die Torque Vectoring Brake, ein gezielter Bremseingriff an den kurveninneren Rädern, soll bei mindestens 435 PS wenigstens für etwas mehr Dynamik sorgen.
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