Kurz & bündig
|
[+] Kraftvoller und laufruhiger Motor, gute Verarbeitung, großer Kofferraum, ausgezeichnete Straßenlage, präzise Lenkung, kräftige Bremsen, geringer Geräuschpegel innen |
[-] Schlechte Sicht nach Hinten, wenig Platz im Fond, schlechtes Navi |
|
Elmar Paltian, Hondas Vizechef für Nordeuropa, schwelgt in Superlativen, wenn es um den neuen Civic R geht. Von einem "konsequenten Sportler" ist dann die Rede. Vom "Imageleader" der Marke, maßgeschneidert für "expressive Menschen". Und zu vorgerückter Stunde wagen seine Kollegen im Überschwang schon mal den Vergleich mit einem Porsche.
So weit ist es denn doch noch lange nicht. Aber der Civic mit dem roten R am Heck passt um so besser in eine Reihe mit Golf GTI, Ford Focus ST oder Opel Astra OPC.
Der Civic ist auch in der achten Generation und nach der radikalen Neupositionierung als Ufo auf vier Rädern "das globale Herz von Honda", sagt Paltian. In Deutschland wurden vergangenes Jahr über 15.000 Stück des futuristischen Fünftürers verkauft. Jetzt bekommt das Herz der Marke mit der R-Version und dem vor allem in der Leistung ziviler ausgelegten S also gleich zwei Herzschrittmacher verpasst.
Nähmaschine
Der R wird angetrieben von einem 2-Liter-Vierzylinder, der es auf die stattliche Leistung von 148 kW/201 PS bringt. Diese Leistung liegt bei 7800 U/min an. Nach guter Tradition des Motorradbauers Honda dreht auch der Civic R höher als üblich: Die Redline im Drehzahlmesser ist erst bei 8000 U/min gezogen. Es macht beim Beschleunigen richtig Laune, den Motor hoch zu jubeln bis er surrt wie eine zu groß geratene Nähmaschine. Kraft genug zum Spurtler hat Hondas Sportler denn auch genug. Das maximale Drehmoment von 193 Nm liegt bei 5800 U/min an. Das reicht für eine Beschleunigung des 1,3 Tonen schweren Civic aus dem Stand auf 100 km/h in 6,6 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h. Zum Vergleich: Der Golf GTI braucht für den Spurt 7,2 Sekunden, der Focus ST 6,8 Sekunden.
Der S kommt als "Ausdruck gepflegter Sportlichkeit" (Paltian) dagegen schon sehr viel zahmer daher. Ihn treiben wahlweise der i-VTEC mit 1,8 Liter Hubraum oder der 2,2-Liter-Diesel an. Beide Motoren leisten 103 kW/140 PS, der Diesel kommt aber im Gegensatz zum Benziner mit seinen 174 Nm maximalem Drehmoment auf satte 340 Nm. Und beide Motoren sind gut für eine Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h. Leichte Unterschiede gibt es in Sachen Beschleunigung: Der Benziner braucht 8,9, der Diesel 8,6 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h.
Entsprechend sportiv läßt sich der Civic R auch fahren - auf der Straße ebenso, wie in einer von der Ausstattung her abgespeckten Version auf der Rennstrecke. Sauber und wie auf Schienen folgt er bei einer ersten Testfahrt auf dem Rundkurs von Estoril der Ideallinie. Problemlos und flott sorgt die Straßenversion anschließend beim Ausflug ins Umland dafür, dass man auch auf kurvigen Wegen nicht allzu lange hinter rußenden Lastwagen herschleichen muss: Die Überholwege beim Civic R sind kurz, die Spurhaltung auch auf holprigem Asphalt präzise. Die Abstimmung von Fahrwerk und Federung ist so straff, wie es sich für einen Straßensportler gehört. Wer nicht jeden Gullideckel im Kreuz spüren will, der ist ohnehin besser beim Fünftürer oder gerade noch beim S aufgehoben.
Mit zum Fahrspaß im R tragen wesentlich auch die direkte Lenkung und die knackige 6-Gang-Schaltung bei. Vor allem die Schaltung fällt angenehm auf durch ihre kurzen Wege und die präzise Führung. Wie es sich für einen Sportler dieser Gattung gehört, will der Civic R schalt- und drehfreudig gefahren werden. Was bei den bis zu 8000 Umdrehungen des Motors auch Eher Lust als Last ist.
Raumschiff-Design
Innen zeigen sich beide neuen Civic im gewohnt ungewohnten Raumschiff-Design. Die Kommandobrücke ist konsequent auf den Fahrer hin orientiert. Alle Hebel, Knöpfe und Anzeigen sind gut zu erreichen und einzusehen. Das Tacho zeigt digital die Geschwindigkeit an. Darunter das einzige Rundinstrument - der Drehzahlmesser mit in der Nabe integrierter Anzeige des Bordcomputers. Alles bestens einzusehen. Als Zumutung erwies sich nicht nur in unseren Testfahrzeugen das Navi. Abgesehen davon, dass wir uns laut Anzeige gelegentlich auf Tauchfahrt im Atlantik befanden - auch die Ansage erwies sich viel zu häufig als ungenau und verwirrend. Das ist besonders deshalb schade, weil die Darstellung selbst sehr gelungen ist.
Das Platzangebot im Civic R und S entspricht weitgehend dem des Fünftürers. Also: Ausreichend Kopfraum, viel Platz zum Zurückschieben der - im übrigen sehr gut und körpergerecht ausgeformten - Sportsitze. Und immer noch mehr Platz für die Frontpassagiere, als in einem Sportcoupe sonst üblich. Der Kofferraum unter der weit aufschwingenden Heckklappe hat die gleichen Dimensionen wie beim normalen Civic - und ist mit 456 Litern wie gehabt der größte in dieser Klasse.
Wenn der Civic R ab Ende März 2007 bei den Händlern steht, dann wird im Fenster ein Schild mit dem Kaufpreis von 26.900 Euro zu finden sein. Der S soll im Mai folgen und als 1.8 i-VTEC im 20.900 Euro und mit dem 2,2-Liter-Diesel 23.600 Euro Kosten. Wie bei den japanischen Autobauern üblich, ist die Ausstattungsliste kurz und schon das Basismodell gut bestückt. Auch hier noch einmal der Vergleich: Ein Golf GTI kostet rund 25.416 Euro, ein Focus ST ab 25.415 Euro zu haben - jeweils in der Basisausstattung.
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
|
|