Kurz & bündig
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[+] Sehr gutes Platzangebot, erstklassige Verarbeitung, eigenständiges Design, umfangreiche Ausstattung |
[-] Gewöhnungsbedürftige Armaturenbrett, zäher Motor |
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Honda gibt gerne zu, dass die letzten beiden Civic-Generationen doch allzu brav und bieder geraten sind. In Deutschland dümpelten die Verlaufszahlen zuletzt bei mageren 7.500 Stück pro Jahr. Der neue Civic hat ganz andere Ziele: Kurzfristig soll sich die Verkaufszahl verdoppeln - und mittelfristig bei mindestens 20.000 Stück per anno einpendeln. Es ist mittlerweile selten, dass ein Hersteller seine Ziele so mutig verkündet. Honda will mit dem Civic eine Alternative zu den Premiummodellen bieten. Die Eroberungsrate soll bei sehr ambitionierten 60 Prozent liegen: Drei von fünf Civic-Käufern sollen Neukunden sein.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn der Civic der achten Generation haut in eine andere Kerbe als die Konkurrenz aus Deutschland, Frankreich und Italien. Erinnern Sie sich an die Science-Fiction-Serien im TV? Von Mondbasis Alpha bis Thunderbirds. So sahen darin die Autos aus: Wie der neue Civic. Keilförmig fräst sich der 4,25 Meter lange Honda in den Fahrtwind. Schon im Stand sieht er aus, als ob er schon auf Tempo 150 sei. Ein Gesicht wie aus der Zukunft. Und ein Heck, das einen schlechten Blick nach hinten hat - plus viele Vorteile. Anders sieht der Civic aus, knackig und eben einfach mutig. Dagegen schauen seine sieben Vorgänger (von denen 16 Millionen Fahrzeuge verkauft wurden) aus wie brave Chorknaben.
Playstation
Von der Seite betrachtet erscheinen die hinteren Türen klein und kaum vorhanden - doch sie öffnen sich weit. Und im Fond selbst sitzt man einfach gut. Alles andere als ein perfektes Bild zeigt sich dagegen in der ersten Reihe. Die Sitze sind ordentlich. Doch das zerklüftete Armaturenbrett im Digitaldesign dürfte allenfalls bei den Freunden von Playstation-2 und Xbox-360 auf Anhieb Anklang finden. Hier der zentrale Drehzahlmesser, da der zu kleine Bordcomputer und dazwischen blinkende Dioden und der Starterknopf. Erst auf den dritten Blick findet man die Bedienelemente für Belüftung, heizbare Heckscheibe oder ESP.
Immerhin ist Honda konsequent: Das Design passt zum futuristisch gezeichneten Civic. Doch Käufer in der Kompaktklasse sind oft konservativ. Und so mancher von ihnen dürfte sich beim Erstkontakt mit dem Alien zutiefst erschrecken. Nur beiläufig sei erwähnt, dass der Kofferraum mächtige 456 Liter schluckt – knapp 100 Liter mehr als bei der Konkurrenz die Regel.
Frohes Schalten
Qualität und Anmutung machen neben dem Design den besten Eindruck. Doch bei den Motorisierungen werden Fahrer von Astra, 307 und Focus die Alternativen schmerzlich vermissen. Neben dem Basisaggregat mit 83 PS sollen es der exzellente 2,2-Liter-Diesel mit 140 PS und der gleichstarke Benziner richten. Besonders dieser komplett neu entwickelte 1,8-Liter-Vtec-Motor trägt hohe Erwartungen. Im normalen Fahrbetrieb mag man kaum glauben, dass er 140 PS unter der Haube hat. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 207 km/h, den Spurt 0 auf Tempo 100 schafft der Japaner in 8,6 Sekunden.
Erwartungsgemäß liegt das maximale Drehmoment von 174 Nm erst bei 4.300 U/min an. Bei niedrigen und mittleren Drehzahlen ist denn auch nicht nicht viel los im Getriebe. Handarbeit ist gefragt - schaltfaul ist zu faul. Leistung gibt es – aber erst ab 5.000 Umdrehungen. Honda-typisch will der moderne Vierzylinder also ausgedreht werden. Dann ist auch die Suche nach Sportlichkeit von Erfolg gekrönt. Ob ein Auto in der Kompaktklasse so hochtourig bewegt werden will, sei dahingestellt. Immerhin stimmen Charakteristik und Geräuschniveau. Und der Durchschnittsverbrauch ist mit 6,4 Litern Super auf 100 Kilometern ein exzellenter Wert.
Ohne Filter
Trotzdem spricht im internen Modell-Vergleich - außer dem Mehrgewicht von unglaublichen 160 kg - alles für das bullig drehende Dieselaggregat. Doch beim Diesel wartet man wohl bis Mitte 2006 auf ein Partikelfilter.
Erfreulich präsentieren sich bei allen Civic-Varianten das ausgewogene Fahrwerk, die direkte Lenkung, eine solide Sechsgang-Schaltung - und die komplette Serienausstattung. Damit kann Honda gegen die Konkurrenz punkten.
Ab Mitte Januar steht der neue Honda Civic zunächst als Fünftürer beim Händler. Später im Jahr folgen eine viertürige Limousine mit 115 PS starkem Hybridantrieb und ein Coupe. Der Basispreis für den Honda Civic 1.8 Sport liegt bei 20.700 Euro. Der identisch ausgestattete Diesel kostet 1.900 Euro mehr. Für das Geld gibt es unter anderem eine komplette Sicherheitsausstattung, elektrische Spiegel, Tempomat, Klimaautomatik und 17-Zoll-Alufelgen.
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