Im Jahre 2015 sah es bereits ganz gut aus. Doch letztlich klappte es dann doch nicht mit einer schwarzen Null in der Bilanz. Seat machte - überschaubare - sieben Millionen Euro Miese und die Zeichen standen auf Angriff. Leon und Alhambra verkauften sich 2016 besser denn je, der in die Jahre gekommene Ibiza als Kernmodell lief nach wie vor zufriedenstellend und mit dem Ateca konnten die Spanier achließlich erstmals einen SUV vorstellen.
Entsprechend kann sich das 2016er-Ergebnis sehen lassen. Nach Jahren des Darbens machten die gescholtenen Nordspanier einen operativen Gewinn von 143 Millionen Euro. Die Umsatzerlöse erreichten einen Rekordwert von 8,6 Milliarden Euro, eine Steigerung von 3,2 Prozent. Dabei geben die Spanier in diesem Jahr 862 Millionen Euro für Investitionen sowie Forschung und Entwicklung aus - fast die Hälfte mehr als zuletzt.
Der Start ins Jahr 2017 war ebenso erfolgreich. Seat glänzt mit den höchsten Absatzzahlen seit 2001. Weltweit stieg die Zahl der Fahrzeugauslieferungen im Vergleich zum selben Zeitraum 2016 um 14 Prozent auf 117.300 Fahrzeuge (2016: 102.900). Alleine im März lieferte Seat 53.200 Fahrzeuge aus - 14,4 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge in einem einzelnen Monat erreichte im März den höchsten Stand seit März 2000, also seit 17 Jahren.
"Wir haben das erste Quartal mit noch besseren Zahlen abgeschlossen, als unsere anfänglichen Schätzungen erwarten ließen. Damit gehören wir zu den wachstumsstärksten Marken in Europa", sagt Wayne Griffiths, Vorstand Vertrieb und Marketing der SEAT S.A.. "Mit diesem Gesamtergebnis sind wir sehr zufrieden, ebenso wie mit dem gleichmäßigen Wachstum in unseren Märkten, das wir unserer neuen Modelloffensive verdanken. Das Facelift des Leon kam gerade rechtzeitig, um den Umsatz anzukurbeln und ab Juni wird auch der neue Ibiza seinen Beitrag zu unseren positiven Ergebnissen leisten." "Seat befindet sich in einer Phase der Konsolidation und des Wachstums", sagt auch Vorstands-Chef Luca de Meo: "Wir arbeiten daran, eine der am meisten wachsenden Firmen in unserer Industrie zu werden."
Die schweren Zeiten sind vergessen. Die Zeiten, in denen Martorell wohl nur überlebte, weil man dorthin die alte Audi A4 Produktion umziehen ließ, um den nahezu baugleichen Seat Exeo zu bauen. Echte Entspannung gab es jedoch erst, als Audi entschied, seinen Crossover Q3 aus Platz- und Ertragsgründen in Seats spanischem Stammwerk zu produzieren.
Groß sind die Erwartungen an den neuen Seat Leon, der 2019 eingeführt wird und eine neue Designsprache einführen soll
Hätte den Oberen des Volkswagen-konzerns in den Jahren zuvor jemand ein paar Euro geboten - Seat wäre fraglos verkauft worden, so wie es jüngst Opel ergangen ist. Die Rüsselsheimer kosteten ohne den Bankenbereich auf dem freien Markt gerade einmal schmale 1,3 Milliarden Euro. Dafür gibt es weder bei Opel noch bei VW sonst auch nur die Entwicklung eines komplett neuen Autos. Doch niemand hatte ernsthaftes Interesse an Seat und so dürfen die Spanier jetzt durchstarten.
Die Einführung des ersten SUV namens Ateca als Zwillingsbruder des VW Tiguan war dabei nur ein erster Schritt. Jetzt wurde Seat die Ehre zuteil, mit der neuen Ibiza-Generation wie MQB-S0-Plattform einzuführen. "Wir sind die ersten, die die neue Plattform nutzen können", sagt Seat-Entwicklungs-Vorstand Matthias Rabe nicht ohne Stolz: "Sie bietet uns völlig neue Möglichkeiten." Der VW Polo zieht erst in diesem Sommer nach und sieht bei weitem nicht so gut aus wie der Ibiza. Technisch sind die beiden Modelle wie bisher weitgehend identisch. "Der neue Ibiza macht einen großen Schritt nach vorn für unsere Marke und wird ein Wendepunkt in seinem Segment setzen", sagt de Meo.
Doch bei Ibiza und Ateca wird es nicht bleiben. Noch in diesem Herbst wird ein kleiner SUV namens Arona eingeführt, der in der Einstiegsklasse wildern soll und Modellen wie Ford Ecosport, Renault Captur, Peugeot 2008 und Opel Crossland X Konkurrenz machen soll. Im kommenden Jahr legen die Spanier direkt eine Klasse höher den nächsten SUV nach. Er ist wahlweise als Fünf- oder Siebensitzer zu haben und technisch eng mit VW Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq verwandt. Da im kombinierten Kodiaq-/Ateca-Werk in Tschechien die Kapazitäten restlos ausgeschöpft sind, wird der große Seat SUV, ebenfalls auf MQB-Plattform, in Wolfsburg vom Band laufen.
"Wir waren bisher eine europäische Marke", sagt Roberto Toro, Global Head of Product and Events Communication, "das wird sich ändern, denn wir wollen weltweit glänzen." 80 Prozent aller Seat-Modelle wird aus Barcelona in die halbe Welt verschifft - aktuell in über 75 Länder. Das sollen nicht nur nach Ansicht von Luca de Leo gerne noch ein paar mehr werden. Mit dem Modellportfolio, das die Spanier ab 2018 haben werden, kein großes Risiko. Groß sind die Erwartungen an den neuen Seat Leon, der 2019 eingeführt wird und eine neue Designsprache einführen soll.