Firmen wie Geely, Brilliance und Nenjing bringen sich derzeit weiter in Position. Sie scannen Märkte und erarbeiten das Produktportfolio für die kommenden Jahre. Die Schlachtordnung scheint gewählt: Zuerst will man den nordamerikanischen Markt angreifen - Europa ist an die zweite Position der Prioritätenliste gerückt.
Preiswerte Autos mit großem Alltagsnutzen und solider Qualität: Sie sollen in den USA - ähnlich wie bei den Japanern drei Jahrzehnten zuvor - den Markteinstieg ermöglichen. Die amerikanischen Hersteller sind längst auf der Hut. Und auch die großen Importeure wie Toyota, Nissan, Kia oder Hyundai stellen sich auf die neue Konkurrenz aus China ein.
In Europa wird sich vor dem Jahre 2010 wohl kaum etwas tun. Die einst ambitionierten Ankündigungen von Brilliance erwiesen sich zumindest bislang als nichts mehr denn heiße Luft.
Ye-Chi, Vizepräsident der Brilliance-Gruppe, hatte die ersten Modelle der Mittelklasselimousine Zhonghua bereits für den Sommer 2005 in Deutschland angekündigt. Doch bisher gibt es bei uns weder Autos noch Händlernetz. Überhaupt scheinen Firmen wie Geely und Chery deutlich besser vorbereitet als Brilliance und Nanjing, die zunächst am lautesten getrommelt hatten.
Obwohl Geely erst im Jahre 2002 gegründet wurde, ist man durch enge Kontakte zur chinesischen Regierung in Asien schon sehr erfolgreich. Derzeit werden fünf Modelle zwischen Kompakt- und oberer Mittelklasse angeboten. Geely setzt - wie die inländische Konkurrenz von Chery und Shanghai - in erster Linie auf preiswerte Massentechnik.
Keine Chance ohne Diesel
Die Chinesen konzentrieren sich auf volumenstarke Segmente und bieten Fahrzeuge, bei denen es weniger um Image und Design denn um ein attraktives Preis/Wert-Verhältnis geht. Denn auch das ist klar geworden: Modelle wie der kompakte Geely HQ oder die Mittelklasselimousine Geely FC zeigen, dass für die Chinesen auch in punkto Design noch Nachholbedarf besteht.
Chery, 1997 gegründet, ist sich dieser Schwäche bewusst und bemüht sich verstärkt um ein europäisches Design. Gepaart mit den günstigen chinesischen Produktionsbedingungen sieht man besonders in den preissensiblen USA eine gute Chance auf schnelle Erfolge. Vorteil: Die chinesischen Hersteller bieten derzeit fast ausschließlich Benzinaggregate. Diesel haben in Asien derzeit ebenso wenig eine Chance wie in den USA. Wollte man in Europa punkten, käme man oberhalb der Kompaktklassen um moderne und damit teure Dieselmotoren nicht herum.
In China produzierende Hersteller wie Volkswagen oder General Motors beschleicht zudem immer mehr das Gefühl, mit dem lokalen Partner Shanghai eine Schlange an der eigenen Brust genährt zu haben. In China ist Shanghai der lokale Arm von VW und GM in den Markt - eine von der Regierung aufgezwungene Kooperation. In Zukunft wollen die Chinesen - mit Know-How aus diesen internationalen Zwangsehen - weltweit unter eigenem Label Fahrzeuge anbieten. Die Ziele sind dabei klar definiert: 2010 will man in den USA sowie gegebenenfalls in Europa knapp 50.000 Fahrzeuge verkaufen. Ein ähnliches Problem wie GM/VW mit Shanghai hat unter anderem auch BMW. Die Bayern arbeiten in China eng mit Brilliance zusammen.
Anders als Geely, Chery oder Shanghai geht Nanjing Automotive einen völlig anderen Weg: Dort hat man sich die Produktions- und Markenrechte des weltweit erfolgreichen Spaßroadsters MG TF gesichert (MG Rover heißt das Stichwort). Spätestens im Frühjahr 2008 will man den offenen Zweisitzer wieder auf den Markt bringen. Produktionsstandort ist Oklahoma. Nanjing plant, dann pro Jahr rund 15.000 Fahrzeuge zu verkaufen.