Seit knapp zwei Jahren bestimmt das Thema Hybrid die Automobilmessen auf der ganzen Welt. Tokio, Frankfurt, Paris, Genf oder Detroit – kaum ein Event, der sich nicht in das Zauberwort aufs (Werbe-)Banner heftet. Doch die jüngsten Automessen in Nordamerika zeigen sehr wohl, dass beim Autokauf nach wie vor andere Argumente den Ausschlag geben – zumindest in den USA.
Der nordamerikanische Markt schreit nach Leistung, Power, Kraft. Das war so. Das ist so. Hybrid? Sehr gerne, wieso nicht? Aber nur, wenn auch die Leistung stimmt. 200 PS müssen es schon sein, gerne auch etwas mehr.
Viele Hersteller bringen in den nächsten Monaten Modelle mit dem zukunftsträchtigem Doppelherz auf den Markt. Auch der langjährige Platzhirsch Toyota Camry will zurück an die Spitze – mit Hybridmotor und 192 PS. Doch von einem wahren Massenansturm kann selbst im Hybridland Nummer eins keine Rede sein.
Power statt Hybrid
Die USA bleiben unverändert ein Mekka für Geländewagen und Pick Ups. Die sind praktisch, bieten Langstreckenkomfort und machen ordentlich etwas her. Bei den viel beachteten Neuheiten sucht man vergebens nach Kleinwagen oder innovativen Vans. Das Heimatland des Van-Urgesteins Chrysler Voyager hat hier derzeit kaum etwas zu bieten und auch die mächtigen Importfirmen aus Deutschland, Japan und Korea setzen auf andere Pferde.
Da sind die bärenstarken Sportwagen, die den Autoshows ihren Stempel aufdrückten. Infinity Coupé, BMW Z4 Coupé oder der Mazda Makura entzücken das Auge und lassen eine Tradition aufleben, die jahrelang nur ein Schattendasein fristete: fahrdynamische Coupés mit Heckantrieb und Leistung satt.
Zurück in die Zukunft
Traditionell geht es auch beim Design zu. Der Dodge Challenger zaubert einen im Handumdrehen in die frühen 70er Jahre. Andere Modelle wie der Toyota FJ Cruiser, der Jeep Wrangler oder der Lamborghini Miura folgen seinem Beispiel. Ein neues Modell mit dem Charme der guten alten Zeit – das ist für viele was Reales: Damals waren die Straßen noch leer und der Benzinpreis bei unter einem US-Dollar pro Gallone. Erinnerungen sorgen für gewünschte Emotionen und Sehnsüchte – gerade beim heiklen Thema Autokauf.
In erster Linie behält man die mächtigen Dickschiffe wie Cadillac Escalade, Chrysler Imperial oder Mercedes GL im Kopf, wenn man das Messegelände verlässt. Doch es gibt auch eine Kompakt-Fraktion, die sich ein redliches Stück vom Autokuchen abschneiden will. Volvo C 30, Dodge Caliber oder ein Honda Hit bleiben auch in Detroit nicht unbeachtet. Trotzdem zählt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nach wie vor eines zu zählen – die schiere Größe.
Diesel heißt jetzt Bluetec
Und was sagt der US-Markt zur in Europa so beliebten Dieseltechnik? Volkswagen hat sich mit seinem Dieselvorstoß in den vergangenen Jahren eine immer noch blutige Nase geholt. Mercedes will es besser machen und nennt das ganze imageträchtig "Bluetec". Schwefelarmer Dieselkraftstoff soll die Verbräuche senken, die Leistung steigern - und die Amerikaner begeistern.
Klingt wie die Quadratur des Kreises. Doch es scheint reale Chancen zu geben, dass Dieselaggregate auch in den USA zukünftig eine Rolle spielen. Doch längst ist nicht nur das Thema Diesel in Detroit ein Kraftstoff-Thema. Hersteller wie GM (Saab) und Ford bringen immer wieder Ethanol ins Gespräch. Mal seh'n, wo's lang geht?