Bei General Motors und Opel hat man noch Anfang 2015 ausgeschlossen, ein neues Topmodell in der Spur der historischen Baureihen Kapitän, Admiral und Diplomat aufzulegen. Doch die Rüsselsheimer wollen nicht nur auf Klein- und Kompaktwagen setzen, sondern auch wieder einen Sportwagen haben. Vorstands-Chef Karl-Thomas Neumann gab in seiner jüngsten Videobotschaft an die Opel-Fans einen nebulösen Ausblick. "Ich möchte keine Details nennen, doch Opel wird sich selbst neu erfinden", raunte der Chef der Blitzer in die Kamera: "Und wir werden auf dem Genfer Salon unser neues Highlight präsentieren. Eine Studie, die man von uns nicht erwartet hätte."
Die Open-Fans können hoffen - denn mit Frontantrieb dürfte sich ein scharfes GT-Sportcoupé im Markt ebenso schwertun, wie eine Roadstervariante. Das Problem: Opel fehlt in dieser Liga aktuell eine moderne Heckantriebsplattform. Ohne die würde ein Opel GT als potenten 2+2-Sitzer jedoch wohl zum Ladenhüter. Schon vor ein paar Jahren ist eine Neuauflage des Opel GT als offener GM-Roadster aus den USA trotz seiner 264 PS gefloppt.
Wenn der Opel GT 2017/18 in den Handel rollt, dürfte er Designanleihen bei der 2013er-IAA-Studie des Monza an und in sich tragen und von Vierzylinder-Turbotriebwerken zwischen 200 und 350 PS angetrieben werden. Spannend ist das schon deshalb, weil das Zielgewicht des neuen GT kaum über 1,2 Tonnen liegen dürfte.
Bis zum Ende des Jahrzehnts rollen insgesamt 29 neue Opel/Vauxhall-Modelle auf die verschiedenen Märkte. "Schon im nächsten Jahr liegt das Durchschnittsalter unserer Modelle bei 2,9 Jahren. Im Jahr 2014 lag das es noch bei 4,7 Jahren", sagt Opel-Finanzvorstand Michael Lohscheller, "unsere Produkt-Pipeline ist so gut gefüllt wie nie zuvor und wir werden in den nächsten Jahren zu jeder Automobilmesse ein neues Opel-Highlight präsentieren."
Opel setzt mehr denn je auf die kleinen Modelle wie die zuletzt vorgestellten Karl und Corsa
Nachdem die spektakuläre Studie des Opel Monza auf der Frankfurter IAA im Herbst 2013 für viel Aufsehen gesorgt hatte, sehnten viel Rüsselsheim-Fans bereits ein neues Markenaushängeschild herbei. Einst waren das Admiral, Kapitän oder später der Senator. Dem erteilte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann nun jedoch eine endgültige Absage. "Wir wollen keine Luxusmarke werden, sondern kommen aus der Mitte der Bevölkerung. Es wird ein neues Opel-Topmodell geben, das sehr viele Designmerkmale der Konzeptstudie des Monza in sich tragen wird", erklärte Neumann im Frühjahr 2015: "Doch dieses Fahrzeug wird nicht größer als der aktuelle Opel Insignia."
Während die direkte Konkurrenz von Volkswagen auf der Suche nach Image und Profit weiter Richtung Premiumliga abwandert und selbst Citroën mit der DS-Linie oder Ford mit Edge, Mustang oder der Vignale-Linie nach oben wollen, setzt Opel mehr denn je auf die kleinen Modelle wie die zuletzt vorgestellten Karl und Corsa. "Brandshaper sind für uns Fahrzeuge wie der hoch individualisierbare Adam oder auch der kommende Astra", erklärt Neumann.
Das neue Opel-Topmodell dürfte ein Crossover mit rund 4,80 Metern Länge werden, der jedoch noch mindestens bis 2017 auf sich warten lässt. Modernste Turbotriebwerke und ein Allradantrieb sind ebenso gesetzt wie ein Komplettangebot an Fahrerassistenzsystemen.
Der winzige Dreizylinder aus der Konzeptstudie des Opel Monza auf der IAA dürfte von potenziellen Kunden und der Konkurrenz allenfalls belächelt werden. Da der Wagen vor allem auf Europa fokussiert ist, wird es für einen aufgeladenen Sechszylinder im neuen Opel-Schlachtrösschen jedoch schwer werden. Der Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum dürfte mindestens 300 PS leisten. Der kantige Opel Diplomat mit seinem Chevrolet-V8 musste einst mit 230 PS auskommen.
Für einen Image-Schub sorgt der Start des neuen Kompaktklassemodells Astra. Der kann zwar dem Klassenprimus VW Golf kaum vom Thron in der Kompaktklasse stürzen, präsentiert sich aber besser denn je. Moderne Triebwerbe, eine Abspeckkur, neue Komfortdetails und faire Preise sollen verlorene Kunden von der Konkurrenz zurückholen.
Bis zum Jahre 2022 will Opel zur zweigrößten Automarke Europas werden
Nach dem Kleinwagenterzett aus Adam, Corsa und Karl ist der Astra zentrales Element der Opel-Strategie für die nächsten Jahre. "Unser neuer Astra spielt eine ganz wichtige Rolle in unserem Zukunftsplan Drive 2022", sagt Michael Lohscheller: "Das Auto steht für rund ein Fünftel unserer Verkäufe und wird deshalb einen erheblichen Beitrag zum Opel-Comeback leisten."
Mittlerweile 60.000 Vorbestellungen erfreuen denn auch die Opel-Verantwortlichen rund um Karl-Thomas Neumann. Zwar schafft der Astra in der Kompaktklasse keinen Generalangriff auf den übermächtigen VW Golf und wird das Segment nicht neu definiert. Aber im Gegensatz zu seinem Vorgänger mit den unübersehbaren GM-Genen ist der Astra wieder ein echter Konkurrent. Einer, der insbesondere in der zweiten Reihe mit Kia Ceed, Renault Mégane, Hyundai i30, Ford Focus und Seat Ibiza für einiges an Kopfzerbrechen sorgen dürfte.
"Zwischenetappe auf unserem Weg ist die Rückkehr zur Profitabilität im nächsten Jahr - trotz des weiterhin schwierigen europäischen Fahrzeugmarktes", erläutert Lohscheller: "Wir haben das Comeback eingeleitet. In den vergangenen zwei Jahren und in den ersten acht Monaten dieses Jahres haben wir unseren Marktanteil gesteigert und wir legen auch bei den Verkäufen weiter zu." Bis zum Jahre 2022 will Opel zur zweigrößten Automarke Europas werden und einen Marktanteil von acht Prozent erlangen.
Das soll nicht nur mit neuen Produkten gelingen, sondern insbesondere auch mit einer deutlich stärkeren Marke und einem effizienten Vertriebssystem. Aushängeschild der Marke soll eine SUV-Version der nächsten Insignia-Generation werden. Darunter werden ab 2016/17 die Nachfolgemodelle von Meriva und Zafira positioniert, die aktuell zusammen mit dem PSA-Konzern entwickelt werden.
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