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Wenn Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz sind, wird eine kurz aufflammende Hoffnung oft durch ein einziges Schild wieder gelöscht: Behindertenparkplatz. Wer sich unberechtigt dennoch dort niederlässt und erwischt wird, der kann mit mindestens 35 Euro Bußgeld rechnen. In den meisten Fällen muss der Falschparker sein Fahrzeug allerdings bei der Kfz-Verwahrstelle abholen und die Kosten für das Abschleppen tragen.
Die Behindertenparkplätze haben ihre Berechtigung. Nicht jeder Mensch ist gut zu Fuß. Allein in Deutschland leben knapp 7,5 Millionen Schwerbehinderte. Rund sieben Millionen davon sind im führerscheinfähigen Alter, sprich über 18 Jahre alt. Und längst sind auch größere körperliche Beeinträchtigungen nur noch selten ein Grund, nicht selbst das Lenkrad, in die Hand zu nehmen.
Ein aus dem Motorsport sehr prominentes Beispiel für ein Autofahrerleben trotz Handicap ist Alessandro Zanardi. Der Handbike-Doppelolympiasieger von London 2012 verlor am 15. September 2001 auf dem Lausitzring beide Beine. Zwei Jahre später fuhr er an gleicher Stelle die ihm damals noch fehlenden 13 Runden zu Showzwecken zu Ende.
Die große Frage: "Wie geht das ohne Beine?" Ein paar Automobilhersteller und Umbau-Firmen haben die Antworten darauf. Da sieht es in einem behindertengerechten Fahrzeug schon einmal aus wie die Kreuzung zwischen Spielkonsole und Flugzeugcockpit.
Am Ende kann da auch mal eine Standheizung auf dem Plan stehen, wenn Eiskratzen im Winter unmöglich scheint
So forscht zum Beispiel das Umrüstunternehmen Paravan in Kooperation mit der TU München an einem ersten Fahrzeug mit Joystick-Lenksystem: Autofahren also ohne Lenkrad und Pedale. Das Spektrum der Umbau-Möglichkeiten reicht ohnehin von einfachen Modifikationen wie dem Einbau eines automatischen Türöffners oder einer Handgassteuerung, über Trittstufen oder einen drehbaren Schwenksitz bis hin zu Komplettumbauten. Nicht jeder, der einen Behindertenausweis hat, braucht zwangsläufig einen mehrere Wochen andauernden Umbau - der zugleich womöglich den Kaufpreis des Basis-Fahrzeugs um ein Vielfaches übersteigt.
Von der Krankenversicherung, ob gesetzlich oder privat, ist Unterstützung nicht zu erwarten. Von der Pflegeversicherung gibt es 2557 Euro für einen behindertengerechten Küchenumbau - aber fürs Auto ebenfalls nichts. Die Geldgeber sind die Agentur für Arbeit, die Rentenversicherung, Integrationsämter und, im Falle eines Unfalls, die Haftpflichtversicherung des schuldhaften Unfallgegners.
Bis ein Antrag geprüft und bearbeitet worden ist, können schon mal bis zu sechs Monate vergehen. Vor dem Antrag selbst steht ein Besuch beim TÜV, der dem Betroffenen genau aufdröselt, was er für Umbauten benötigt, um sicher am Straßenverkehr teilzunehmen. Am Ende kann da auch mal eine Standheizung auf dem Plan stehen, wenn Eiskratzen im Winter unmöglich scheint. Die Modifikationen können je nach Größe zwischen 700 Euro für eine Sitzschienenverlängerung für groß gewachsene Menschen bis zu 70.000 Euro für den Komplettumbau liegen.
Eine dieser Modifikationen ist der Gasring der Firmen Guidosimplex und Reha Group Automotive. Er besteht aus einem mit Leder bezogenen konzentrischen Ring, der auf oder unter dem Originallenkrad montiert ist. Das Gasgeben erfolgt durch Drücken des Gasringes. Hinter dem Lenkrad befindet sich ein Bremshebel, der durch Druck nach vorn betätigt wird und mit Tasten für Hupe und Rückfahrsperre ausgestattet ist. Der Vorteil dieser Konstruktion ist, dass sowohl Lenkrad-Airbag als auch Knieairbag voll funktionsfähig bleiben. Gleiches gilt für die originalen Pedale, was eine Nutzung für Nichtbehinderte vereinfacht.
Zu den großen Automobilherstellern, die sich dem Thema angenommen haben, zählt Ford
Zu den einfacheren Helfern im Alltag gehört auch ein Multifunktions-Drehknopf, mit dem Blinker, Hupe, Licht und Scheibenwischer bedient werden können, ohne dass das Lenkrad losgelassen werden muss. Beim Verlassen eines Kreisverkehrs etwa, bei dem in Deutschland rechts geblinkt werden muss, kommt dieses Hilfsmittel vor allem älteren, unsicheren oder auch einarmigen Autofahrern zu Gute. Eine Voraussetzung müssen allerdings alle Fahrzeuge erfüllen, die mit solchen Umbauten versehen werden sollen: Sie müssen ein Automatikgetriebe haben.
Zu den größeren Umbauten zählen die Anbringung von Rollstuhlrampen oder Rollstuhlhebebühnen am Heck. Dabei fährt der Rollstuhlfahrer auf eine heruntergeklappte Plattform, die dann im 90 Grad Bogen aus dem Fahrzeug schwenkt und anschließend zum Boden gleitet. Wer trotz Rollstuhlbindung gern allein autofährt, für den bietet sich in 4-türigen Pkw die von der Firma Haag neu entwickelte Verladeeinrichtung für Faltrollstühle bist 35 Kilogramm an. Der hintere rechte Sitzplatz kann trotz dieses Umbaus erhalten bleiben - vorausgesetzt die Größe des Fahrzeugs und des Rollstuhls lässt dies zu.
Zu den großen Automobilherstellern, die sich dem Thema angenommen haben, zählt Ford. Im vergangenen Jahr verkauften die Kölner über 5.000 Fahrzeuge für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Das sind über 800 Einheiten mehr als noch im Vorjahr. Bei Vorlage des Behindertenausweises gewähren die Ford-Werke zudem 20 Prozent Nachlass. Das beliebteste Modell ist mit fast 33 Prozent der Ford Kuga, dicht gefolgt vom B-Max. Nach dem ganz normalen Kauf des Basis-Fahrzeugs lässt Ford die Umbauten von einem professionellen Umrüsthersteller wie Veigel, Paravan, Reha oder AMF-Bruns vornehmen.
Bei Nissan, Volkswagen und Opel sieht das aktuell ähnlich aus. Allerdings soll es bei den Rüsselsheimern noch in diesem Jahr behindertengerechte Umbauten auch ab Werk geben. Genauer gesagt wird dafür dann die Opel Special Vehicles GmbH sorgen, die sich seit 14 Jahren um die Umbauten für Polizei- oder Krankenwagen, um Erdgas- oder Autogas-Technik kümmert - und um den sportlichen OPC-Trim.
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