Kurz & bündig
|
[+] Gutes Platzangebot, sparsamer Motor, einfache Bedienung, gute Rundumsicht, ordentlicher Kofferraum, präzise Schaltung, agiles Handling |
[-] Sehr kurze Sitzflächen, zum Teil harte Federung |
|
Schon erstaunlich, wie weit die Hersteller es mittlerweile mit dem Downsizing treiben. In Fiats Minivan 500L hat der Twinair-Motor mit seinen zwei Zylindern und gerade mal 875 ccm Hubraum nun die 100-PS-Grenze überwunden. Der bisherige Twinair kam auf gerade mal 63 kW/85 PS Leistung - sein gerade frisch vom Band laufender Nachfolger schafft bereits satte 77 kW/105 PS und liefert damit genau so viel PS ab, wie der ebenfalls neue Diesel - der dafür aber fast doppelt soviel Hubraum braucht. Gleich geblieben ist mit 145 Nm der maximale Drehmoment, der ab 2000 U/min. anliegt.
Nicht ohne Stolz verkünden die Italiener, dass ihr geräumiger Minivan damit satt auf dem Niveau eines Sportwagens liege: Ein Liter Hubraum ist rechnerisch für 120 PS zuständig - ein Porsche Karrera 911 kommt gerade mal auf eine Literleistung von 102 PS.
Mit den Realitäten im Straßenverkehr hat solche Zahlenakrobatik natürlch wenig zu tun. Von sportlichen Fahrleistungen ist Fiats 500L Twinair ebenso weit entfernt wie ein Brauereipferd von einem Lipizzanerhengst.
Lebensraum Stadt
Glücklich mit dem kleinen Italiener kann vor allem werden, wer viel in der Stadt unterwegs ist. Denn die Gasannahme ist trotz der 105 PS ziemlich zäh und der Zweizylinder mag nur ungern so richtig auf Touren kommen. 12,3 Sekunden braucht der 4,15 Meter lange und leer gut 1,3 Tonnen schwere Minivan, um aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen. Bei 180 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht.
Für den Stadtverkehr und gelegentliche längere Überlandfahrten reicht das völlig aus - zumal der Twinair-Motor im 500L durchaus auch noch andere Qualitäten hat. Natürlich zaubert er mit seinen zwei Zylinderchen kein sattes Klangbild sondern hört sich eher an wie eine Kreuzung aus Nähmaschine und frisiertem Mofa. Aber der Klang hält sich zumindest von der Lautstärke her im Hintergrund, der geräumige 500L fährt sich angenehm leise und durchaus komfortabel.
Vor allem aber glänzt der Motor beim Verbrauch. Fiat selbst gibt 4,7 Liter Super auf 100 Kilometer (das entspricht einem CO2-Ausstoß von 112 g/km) an - damit wäre er als Benziner auf Dieselniveau. In der Realität sollte man eher mit einem knappen Liter mehr rechnen.
Die aktuelle Konkurrenz kann da - bei weitgehend gleich starker Motorisierung - nicht mithalten. Citroëns C3 Picasso etwa läuft nicht unter 6,3 Liter Verbrauch auf 100 Kilometern, Kias Venga will 5,6 Liter, der Mini Countryman ist kaum unter 6,0 Liter zu fahren, der Opel Meriva mit 5, 6 Litern. Allenfalls Fords B-Max kommt als Ecoboost-Version mit 4,9 Litern wenigstens noch nahe an den Twinair-Fiat heran.
Gebremste eco-Kraft
Fiat hat sich neben einer Start-Stopp-Automatik einiges einfallen lassen, um in der zweiten Generation des Twinair solche Verbrauchswerte zu schaffen. Die Steuerung der Verbrennung im Zylinder wurde verbessert, die weiter entwickelte Ventilsteuerung macht eine interne Abgasrückführung möglich und die Auspuffkrümmer sind so ausgelegt, dass die Temperatur der Abgase vom Kühlsystem des Motors geregelt wird. Umgehehrt können beim Warmlaufen des Motors sie Abgase dazu genutzt werden, den Motor schneller auf Betriebstemperatur zu bringen.
Per eco-Taste kann der Fahrer zudem immer dann Leistung und Verbrauch des Motors drosseln, wenn er nicht die ganze Kraft braucht - zum Beispiel im Stadtverkehr. Der Fiat ist dann mit nur noch 98 PS unterwegs und einem maximalen Drehmoment von 120 Nm.
Kleiner Motor heißt allerdings nicht unbedingt auch kleiner Preis: Wer im Fiat 500L auf zwei Zylindern unterwegs sein will, der muss dafür mindestens 18.500 Euro anlegen. Damit ist der Zweizylinder zum Beispiel schon deutlich teurer als der Ford B-Max 1.0 Ecoboost, den es mit 3-Zylinder-Motor ab 17.350 Euro gibt oder als der Kia Venga für 16.180 Euro. Und auch der Opel Meriva ist mit 17.025 Euro für die 1,4-Liter-Version mit Start-Stopp-Automatik und 100 PS deutlich preiswerter.
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
|
|