Eines vorweg: Ja, das E-Klasse-Coupé von Mercedes-Benz ist tatsächlich ein echtes Coupé mit nur zwei Türen. Und: Es sieht richtig sexy aus. Mercedes-Chefdesigner Gordon Wagener darf man momentan vieles vorwerfen - doch die aktuell stark diskutierte Uniformität seiner Exponate tritt beim Blick auf das E-Klasse Coupé in den Hintergrund.
Die Gründe sind unübersehbar. Die stark ausgestellte Hüfte, der sich daran anschließende imposante Hintern und die doppelflutige Auspuffanlage lassen den Viersitzer einer Diva gleich provokant auf der Straße stehen. Seine bis zu 27,5 Zentimeter breiten und 20 Zoll großen Hinterräder unterstreichen seine Sportlichkeit bereits im Stand.
Dass diese Sportlichkeit sich angesichts des 333 PS starken Sechszylinders auch während der Fahrt einstellt, dürfte niemanden wundern. Für echte Sportwagenfans soll später noch eine 435 PS starke Version folgen. Ob ein Achtzylindermotor den Motorraum des neuen Coupés besetzten darf, steht noch in den Sternen - wobei ein Blick auf den gerade eben erst vorgestellten AMG E 63 S mit 612 PS schon ein wenig Hoffnung auf mehr macht.
Das auf Wunsch mit Luftfederung ausgestattete Coupé liegt 1,5 Zentimeter näher am Asphalt als die Limousine. Der ab Motorstart stets anliegende Komfortmodus sorgt für rückenschonende Stunden in den ohnehin sehr guten und mit Massagefunktionen ausgestatteten Sitzen. Damit die Begleiterin nicht selbst die Sitzheizung oder die Klimafunktion ihres Beifahrersitzes bedienen muss, steht eine dritte Taste auf der Fahrerseite parat, Gentleman-Taste getauft. Überflüssig? Na klar.
Keineswegs überflüssig sind die beiden Rücksitze im Fond. Denn anders als gewohnt finden dort auch 1,90 Meter große Mitfahrer sowohl ausreichend Bein- als auch Kopffreiheit vor. Gleichzeitig bieten ihre Sitze den Komfort einer Sitzheizung. Für eine freie Sicht nach oben kann ein Panoramaglasdach sorgen - kann.
Anders als bei den AMG-Modellen lässt sich die Traktionskontrolle nicht komplett deaktiviere
Neben der Gentleman-Taste sorgen aber ganz andere Innenraummodifkationen für Erstaunen. Die in graziler Turbinen-Form gestalteten Lüftungsdüsen etwa sind mehr als nur Hingucker. Noch allerdings dürfen Fotos vom Innenraum nicht veröffentlicht werden - aber soviel sei schon mal versichert: Warten lohnt sich.
Christian Früh, Leiter Entwicklung Gesamtfahrzeug bei Mercedes, fühlt sich als ehemaliger Freestyle Skispringer während der Abnahmefahrt auf dem verschneiten Timmelsjoch in Österreich spürbar wohl. Allerdings macht es ihm das E-Klasse Coupé auch nicht gerade schwer. Die bereits bekannte Allradtechnik 4Matic sorgt im Zusammenspiel mit zahlreichen Assistenzsystemen und sonstigen Helferlein für eine nahezu vollkommene Sicherheit. Zudem finden kaum Fahrgeräusche, ob nun aus dem Motorraum, von den Reifen oder durch den Wind, den Weg ins Innere des Coupés.
Der Sport Plus-Modus lässt das im Vergleich zum Vorgänger 7,4 Zentimeter breitere Heck ein wenig von Kette. Anders, als es bei den AMG-Modellen der Fall ist, lässt sich jedoch die Traktionskontrolle nicht komplett deaktivieren, so dass auch im Grenzbereich die Elektronik aushilft. Einen ESP-Schalter wird deshalb niemand finden.
Ähnliches gilt für eine Mittelarmlehne im Fond. "Wir mussten uns entscheiden, ob wir eine Durchlade oder eine Mittelarmlehne installieren. Beides funktioniert bei dem von uns angestrebten Komfort für beide Fondpassagiere nicht", erklärt Christian Früh.
Die eigentliche Weltpremiere feiert das Mercedes E-Klasse Coupé auf der Detroit Motor Show Anfang des kommenden Jahres. Ab dem 18. März 2017 ist es zu haben. Die Preise sind noch nicht bekannt, dürften für das 184 PS starke Einstiegsmodell E 200 Coupé jedoch bei rund 45.000 Euro beginnen. Der deutlich standesgemäßere Auftritt im 333 PS starken Mercedes E 400 Coupé sollte dagegen knapp 60.000 Euro kosten.
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