In neuesten James-Bond-Abenteuer Spectre wird James Bond 007 von grimmigen Bösewichten in gefährlichen Autos gejagt. Wir sind die spektakulären Killer-Maschinen schon mal gefahren.
Dieser schwarze Defender schaut schon im Stand furchteinflößend aus. Monströse Stollenreifen, ein hochgesetztes Fahrwerk und mehr als 180 PS machen aus dem Off-Road-Klassiker ein unbarmherziges Big-Foot-Raubtier. Mit diesem Killer auf vier Rädern jagen die Schurken im neuesten James-Bond-Abenteuer Spectre den smarten britischen Agenten durch die österreichischen Alpen über Stock und Stein.
Gedreht wurde im Gletscher-Skigebiet Sölden auf 3.500 Metern Höhe und bei Obertilliach in Tirol. Schon beim Erklimmen des hochbeinigen Vehikels überkommt einen ein wohliger Schauer der Unbesiegbarkeit.
Sobald der Zündschlüssel gedreht wird, verstärkt sich die Omnipotenz. Knurrend, fauchend und voller Ich-kriege-Dich-sowieso-Attitüde erwachen die 180-Diesel-PS zum Leben. Grund für diese Antriebs-Muskeln ist ein 2.2-Liter-Turbo-Diesel. Mit einem, geschmeidigen Antritt setzt sich das tonnenschwere Vehikel in Bewegung. Der Über-Defender lässt sich ganz entspannt fahren. Locker lässig, angriffslustig. Das Fahrzeug hat das ganze Offroad-Arsenal an Bord, auch die Getriebe-Untersetzungen.
Pikant: Das Auto hat schon im letzten 007-Streifen Skyfall mitgewirkt und wurde für Spectre aufwendig umgebaut: Bilstein-Dämpfer, jeweils ein Vorderachs- und Hinterachs-Sperrdifferential sorgen für Traktion. Im unwegsamen Gelände kann diesem Alphatier sowieso niemand entkommen.
Zumal die vier riesigen Scheinwerfer auf dem Dach die morgendliche Landschaft in ein gleißend weißes Licht tauchen. Jeder, der vor diesem Ungetüm steht, muss sich vorkommen, wie ein Reh im Fadenkreuz. Bloß gut, dass 007 eiskalt ist und den smarten Agenten nichts aus der Ruhe bringt. Gegen dieses Monster auf vier Rädern wirkt der Range Rover Sport SVR, der ebenfalls in dem Film mitfährt, trotz seiner 550 PS und den Dachscheinwerfern harmlos.
Von jedem Auto mussten mehrere Stück hergestellt werden und noch einmal die wichtigsten Ersatzteile
Beim Blick auf das Nummernschild des Defender fällt eine Ungereimtheit ins Auge: "IL" steht für Innsbruck Land, stimmt also mit den Drehorten überein. Was aber nicht passt, ist das Wiener Stadtwappen daneben. Dieser Fehler ist mit Absicht passiert und wird einige Youtube-Nerds erfreuen. Denn so ist sichergestellt, dass es kein echtes Nummernschild mit diesem Code gibt und sich die Filmcrew der Urkundenfälschung schuldig machen könnte.
Doch damit ist das James-Bond-Abenteuer noch nicht vorbei. Jetzt kommt der fahrdynamische Hauptdarsteller der Schurkenautos an die Reihe. Ein bronzefarbener Jaguar C-X75. Mit diesen 800-PS-Hybrid-Supersportwagen hetzen Spectres Schergen James Bond in seinem Aston Martin DB10 durch Rom. "Wir mussten für den Wrestler Dave Bautista, der einen Bösewicht spielt, extra den Sitz verbreitern", erzählt David Fairbairn, der für Jaguar die Autos präpariert. Kein Wunder, der Bodybuilder und Wrestler ist 1,98 Meter groß und wiegt weit über 100 Kilogramm. Dreieinhalb Monate tüftelte das Team an den Fahrzeugen. "Am 24. Dezember waren wir fertig", sagt David.
Doch damit war es nicht getan. Von jedem Auto mussten mehrere Stück hergestellt werden und noch einmal die wichtigsten Ersatzteile, um ein Vehikel sofort wieder einsatzbereit zu machen. Schließlich werden die einzelnen Szenen nicht in der chronologischen Reihenfolge gedreht. "Man fängt nicht mit einem nagelneuen Auto an, und hört mit einem kaputten auf. Das geht kreuz und quer", erklärt Neil Layton, der schon seinen dritten Bond gedreht hat und verantwortlich ist für die Filmfahrzeuge.
Bis die Szene im Kasten ist, müssen immer zwei perfekte Autos bereitstehen, während die anderen vorbereitet werden. Alleine vom Jaguar C-X75 waren es sieben Stück - zwei Hybrid-Modelle und fünf mit einem V8-Motor. Die sind in den halsbrecherischen Stunt-Fahrten zu sehen.
"Unser Team hat Tag und Nacht gearbeitet", erklärt David Fairbairn: "Schließlich will der Regisseur Sam Mendes alles perfekt haben." Insgesamt 15 große Fracht-Container mussten nach Österreich, Rom, Marokko und Mexiko transportiert werden, damit der Geheimagent seinen ultimativen Gegenspieler in die Knie zwingen kann.
Damit die rasanten Verfolgungsjagden auch perfekt inszeniert werden können, ist eine minutiöse Vorbereitung unabdingbar
Der Regisseur Sam Mendes kümmerte sich um jedes Detail, sogar um das Profil der Reifen. Die Detailverliebtheit der Filmcrew ging sogar so weit, dass Proben des Lacks an das Set geflogen wurden, um die perfekte Farbe für die Szene, das Licht und den Drehort zu definieren. Allerdings wussten die Jaguar-Techniker lange nicht, welche Schauspieler welches Auto fährt. "Was die Handlung anging, waren die Filmleute sehr einsilbig", sagt David Fairbairn und ergänzt: "Erst am Drehort erklärten sie uns, warum sie etwas so wollten."
Video: Land Rover
Auch die Fahrzeuge sind unterschiedlich. "Es gibt Helden-Autos und Stunt-Autos" erklärt der Ire, der die Jaguars für den Dreh vorbereitete. Helden-Autos sind aber nicht die, die nur James-Bond fährt, sondern in der Filmsprache die, die den Schauspieler beim Einsteigen zeigen. "Die müssen vor allem optisch perfekt sein", sagt Neil Layton. Der studierte Maschinenbauer, der auch die Vehikel für den neuen Batman-Film und die bald erscheinende Star-Wars-Episode beaufsichtigt, freut sich immer wieder auf ein Bond-Abenteuer. "Das ist wie eine große Familie. Das ist einzigartig im Filmgeschäft", strahlt er.
Damit die rasanten Verfolgungsjagden auch perfekt inszeniert werden können, ist eine minutiöse Vorbereitung unabdingbar: "Wir spielen mit dem Leben der Stuntmänner" verdeutlicht Layton. Also mussten alle Gefahrenquellen ausgeräumt werden. Um einen spektakulären Drift vor dem Vatikan optimal hinzubekommen, untersuchte man den Asphalt und stimmte das Auto darauf ab. Ganz wichtig waren die Reifen. "15 Sätze mussten bereitliegen. Denn die Autos haben Reifen gefressen, das glauben Sie nicht", erzählt David Fairbairn.
Da vom Jaguar C-X75 nicht so viele Exemplare vorhanden sind, baute Neils Team ein Replika, das in den Ausmaßen (Spurweite, Radstand, Abmessungen und Gewicht), dem Original entsprach. Damit konnte alles simuliert werden. Auch ein Überschlag, für den eine Stickstoff-Kanone unter das Auto montiert und abgefeuert wird, die dann das Auto auf Knopfdruck herumwirbelt.