Mit dem Range Rover Evoque Cabriolet versucht JLR nun eine Lücke zu öffnen, die es so bisher zumindest in Europa nicht gab. Wird der offene Offroader zum Trend werden - oder eher zum Flop?
Als der in den USA erfolgreiche Nissan Murano 2010 auf der Los Angeles Motorshow auch als Cabrioversion gezeigt wurde, glaubten viele Besucher ihren Augen nicht zu trauen. Doch Nissan brachte den Murano auch als offene Version auf den US-Markt - und wie befürchtet: Der wenig elegante Open-Air-Crossover floppte ohnegleichen.
So einen abgefahrenen Crossover wie den offenen Nissan Murano hatte man seit dem offenen Ford Bronco in den frühen 80 Jahren nicht mehr erlebt. Doch was mit den einst so kantigen Karosserieformen noch möglich war, wird heute schnell zur optischen Beleidigung. Einmal mehr wurde deutlich, dass nicht jede noch so kleine Lücke im Portfolio geschlossen werden sollte. Nachdem Nissan mit dem Murano Cabrio Schiffbruch erlebte, ist nun gleiches bei Land Rover zu befürchten.
Die emsigen Briten haben sich nach der Abspaltung von Ford in Tatas Armen prächtig entwickelt und bei beiden Konzernmarken Jaguar und Land Rover fast alles richtig gemacht. Doch nun gibt es erste seltsame Stilblüten. Wieso Jaguar mit dem F-Pace einen SUV herausbringt, mag einem wortreich aus der Marketingabteilung noch erklärt werden können. Doch die Erfolgsaussichten einer Cabrioversion des erfolgreichen Range Rover Evoque sollte man mit gemischten Gefühlen beurteilen.
Bislang punktet der Evoque nicht mit grandioser Technik - die Plattform stammt von dem betagten Land Rover Freelander - oder mit exzellenten Triebwerken. Stattdessen macht das schicke Design die Musik. So hätte sich JLR durchaus darauf beschränken können, nur die fünftürige Version des Range Rover Evoque anzubieten - denn auf den meisten Märkten steht die dreitürige Coupévariante ohne einen echten visuellen Mehrwert und deutlich weniger Alltagsnutzen schwer wie Blei in den Verkaufsräumen.
Video: Land Rover
Im nächsten Frühjahr kommt der Evoque nun auch als Cabriolet und entsprechend dritte Karosserievariante ins Portfolio. "Land Rover ist stolz auf seinen Ruf, Modelle zu produzieren, die für jedes Terrain geeignet sind. Das neue Range Rover Evoque Cabriolet macht da natürlich keine Ausnahme", sagt Chefentwickler Mike Cross: "Mit seiner durchdachten Konzeption und seinen innovativen Technologien bietet er ein modernes SUV-Erlebnis: dynamisch, sicher und rund um die Welt getestet. Für uns ist der neue offene Range Rover Evoque das Cabriolet für alle Jahreszeiten."
Video: Land Rover
Seine Weltpremiere feiert der offene Evoque auf der Los Angeles Autoshow im November. Das Motorenprogramm dürfte weitgehend dem der geschlossenen Varianten entsprechen. Es ist jedoch zu bezweifeln, dass die offene Version zum Start mit dem 150 PS starken Basistriebwerk des eD4 verfügbar sein wird. Wahrscheinlicher ist, dass der 132 kW/180 PS starke Range Rover Evoque TD4 den Einstieg bilden wird. Er leistet 430 Nm maximales Drehmoment und schafft - wahlweise mit Handschaltung oder Neungang-Automatik kombiniert - rund 200 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Da die Kombination aus Diesel und Cabriodach bei allen Herstellern jedoch viele potenziellen Kunden schreckt, kommt dem 176 kW/240 PS starken Zweiliter-Turbobenziner im Evoque Cabriolet eine wichtige Bedeutung zu. Zudem dürfte weitere Evoque-Versionen mit mehr Leistung für Diesel und Benziner angesichts der starken Konkurrenz nur eine Frage der Zeit sein.
Video: Nissan Owner Channel
Bei der Erprobung des neuen Range Rover Evoque Cabrio ging es nicht nur durch die normalen Testprogramme in Europa, Asien, Afrika und den USA, sondern auch über das besonders anspruchsvolle Land-Rover-Testgelände Eastnor Castle und durch den Londoner Untergrund. Dort wurden im 41 Kilometer langen Crossrail-Tunnel zusätzliche Testprogramme abgespult. 40 Meter unter den Straßen Londons baut das Crossrail-Konsortium in der aktuell größten Baustelle Europas einen Eisenbahntunnel, der die britische Hauptstadt von West nach Ost unterqueren wird.
Bleibt zu hoffen, dass die Verkaufszahlen des Range Rover Evoque Cabriolet nicht ebenso unterirdisch wie die des Nissan Murano werden. Den gibt es inzwischen nur noch als geschlossene Version.