Ein kompakter SUV mit 600 PS - das kommt dabei heraus, wenn japanische Ingenieure in einer Karaoke-Bar zu lange tanken. Der Juke-R 2.0 ist denn auch eine echte Höllenmaschine geworden.
Auf den ersten Blick sieht das mattschwarz lackierte Gefährt aus wie ein rein optisch aufgemotzter Nissan Juke. Kann einem gefallen - muss aber nicht. Alles Geschmacksache. Je länger man das Kompakt-SUV betrachtet, dämmert es einem, dass hier ein echter Godzilla unter dem Blechkleid steckt: doppelflutiger Auspuff, bügelbrettgroßer zweigeteilter Spoiler, Carbon-Front mit riesigen Nüstern und breite Walzen demonstrieren Potenz.
Gut, das montiert heute jeder Hinterhof-Tuner an einen Golf IV, wird der eine oder andere denken. Aber immerhin: Die neue Raubtier-Optik lässt den Juke-R 2.0 noch schärfer aussehen als den Vorgänger.
Aus der Vermutung wird Gewissheit, sobald man das Cockpit des besonderen Juke entert: Schalensitze, Schaltwippen und ein Sicherheitskäfig. "Der ist nötig, wegen der Karosseriesteifigkeit", murmelt ein Nissan-Ingenieur fast schon entschuldigend. Beim Blick auf die Playstation-ähnliche Mittelkonsole mit den vielen Digital-Anzeigen stellt sich ein Deja vu ein. Und schnell wird klar: Unter diesem Juke steckt der Nissan GT-R. Also jene Allrad-Bestie, die einst dem Porsche Turbo auf der Nordschleife den Garaus machte.
Dieses Konzept hatten die Japaner schon vor drei Jahren auf die Straße gebracht. Die neueste Variante heißt nun Nissan Juke-R 2.0 und hat, wie der Name schon suggeriert, ein Update bekommen. Jetzt macht die Antriebstechnik des Nissan GT-R Nismo dem kleinen Kraxler gehörig Beine. Im Klartext sind das 600 PS statt der 545 Pferdestärken des Vorgängers.
Das Konzept ist simpel und entspricht dem des 1.0-Vorgängers: Man nehme den Antriebsstrang des GT-R, stutze ihn auf das Juke-Maß zurecht und stülpe eine entsprechende Karosserie darüber.
Nach weniger als drei Sekunden erreicht die Bestie mit einem spöttischen Grinsen Landstraßen-Geschwindigkeit
Mit einem Druck auf den Startknopf erwacht der Asphalt-Godzilla zum Leben. Heiser röchelnd, jederzeit bereit, seinen feurigen Odem abzufeuern. "Du musst ihm Drehzahlen geben", raunt der Nissan-Ingenieur. Na gut. Also dann.
Mit einem mächtigen Ruck und einem ohrenbetäubenden Fauchen feuert die Echse los und inhaliert gierig mit jedem Atemzug 3,8 Liter Luft. Die Beschleunigung des V6-Bi-Turbo-Monsters zwingt einen in den Schalensitz. Das Klicken der Wippen untermalt die Geschwindigkeits-Orgie. Nach weniger als drei Sekunden erreicht die Bestie mit einem spöttischen Grinsen Landstraßen-Geschwindigkeit.
Jetzt um die Ecke. Geht doch. Der Godzilla-Juke ist nur knapp 4,20 Meter lang. Das hilft bei Kurven. Zumal sich die dicken Walzen mit allem, was sie haben, in den Asphalt fräsen. Je höher die Geschwindigkeit wird, desto mehr macht sich der kurze Radstand bemerkbar.
Der Juke rappelt, springt, bäumt sich auf und muss mit sicherer aber bestimmter Hand an die Zügel genommen werden.
Um mit Schmackes aus den Kurven zu kommen, ist der Ratschlag des Technikers wichtig: Drehzahlen! Drehzahlen! Unterhalb von 3.000 U/min ist der Brutalo-Juke vergleichsweise zahm. Aber dann, zerrt er mit der seiner ganzen Kraft von 650 Newtonmetern am Lenkrad.
Ob der Über-Juke je in Serie gehen wird, steht noch in den Sternen- Die Möglichkeit besteht durchaus. Der erste wurde von der Motorsportfirma RML zusammen mit Nissan Ingenieuren auf die Räder gestellt. Der Preis für diesen SUV-Dampfhammer beträgt rund 450.000 Euro. Für die japanischen Ingenieure, die den Juke-R 2.0 ersonnen haben, gilt: Weiter so! Geht bitte in die nächste Karaoke-Kneipe und lasst euren Ideen freien Lauf.