Busfahrten sind für viele seit ihrer Schulzeit ein Gräuel. Statt Luxus verbindet man mit dem Transportmittel enge Sitze mit kniescheibenbrechender Beinfreiheit und schlechter Luft. Entert man den Neoplan-Starliner, der im Showroom des Münchner Herstellers steht, dann verschwinden die traumatischen Bilder und machen Visionen einer edlen Yacht Platz. Feiner dunkler Holzboden, eine perfekt eingefügte Küche mit Herd und Kühlschrank sowie schicker Espesso-Maschine erfreuen das Auge. Statt Viehtransport-Atmosphäre herrscht entspannte Räumlichkeit.
In den bequemen 36 Sitzen mit blauen Lederwangen kann sich der Fahrgast hineinlümmeln und sich dank gut einem halben Meter Beinfreiheit richtig lang machen. Das hat was von der Lufthansa-Business-Klasse. Der Vergleich mit dem Kranich-Flieger ist gar nicht so weit hergeholt: Denn der Neoplan Starliner kann auch das Catering der deutschen Fluglinie verarbeiten. "Passende Verstauboxen und ein Heißluftofen, wie im Flieger sind auch bei uns an Bord", erklärt Heinz Kiess, Leiter des Neoplan-Produktmarketings.
Das Besprechungszimmer befindet sich im Heck des 14 Meter langen Busses, den Kiess als die "größte Luxus-Limousine der Welt" bezeichnet. Nicht ganz zu unrecht. Neben dem Konferenztisch befinden sich elektrisch betriebene Weinkühler und LED-Bildschirme. Damit die Getränke während der Fahrt nicht umfallen und umherpurzeln, haben die Busplaner Edelstahl-Becherhalter ersonnen, die mit zwei Laufschienen auf der Marmor-Tischplatte hin und her bewegt werden können. Alles ziemlich exklusiv. Die blaue LED-Beleuchtung im Himmel sorgt für Wohlfühlambiente. Und sogar der Ort, zu dem selbst Könige zu Fuß gehen, ist aus feinem Porzellan.
Ein Whirlpool ist ebenfalls kein Problem. Der kann aber nur im Stand genutzt werden
Doch wer glaubt, dass dies schon das Ende der Individualisierungs-Fahnenstange ist, hat die Rechnung ohne milliardenschwere Scheichs und weltbekannte Fußballvereine wie den FC Barcelona gemacht. Superstar Lionel Messi und Co. nutzten nämlich auch einen Neoplan-Starliner. Damit die Kicker des katalanischen Weltklasse-Vereins auch angemessen reisen, wurde der Sitzabstand verlängert und das Gestühl mit einer Beinauflage versehen. Regeneration wird natürlich großgeschrieben. Damit die geschundenen Muskeln sich möglichst schnell erholen, gibt es am Bord des FC-Barcelona-Busses auch Eiswürfelmaschinen. "Auf Wunsch bauen wir auch eine Massageliege ein", erklärt Kiess. Ein Whirlpool ist ebenfalls kein Problem. Der kann aber nur im Stand genutzt werden.
Möglich ist laut Kiess fast alles. Nur bei aufwendigen Voll-Panzerungen müssen die Münchener Bus-Bauer aus Gewichtsgründen passen. Mit der Anzahl der Extras steigt dann auch der Preis und knackt dann schon mal die Millionen-Grenze.
Den Vogel schoss bisher ein Scheich ab: Der vermögende Araber bestand auf roten Vollleder-Sesseln, deren Polsterung dem Gestühl einer Bibliothek nachempfunden ist. Dazu eine LED-Graphik an der Decke des Busses, die dem Sternenhimmel symbolisieren soll. Statt mit profanem Stoff ist der Dachhimmel mit Nappaleder verkleidet. Damit der Scheich und seine Gäste auch immer ein perfektes Klima haben, wurde noch ein 50-kW-Generator in den Gepäckräumen eingebaut.
An dieser rollenden Kommandozentrale hätte auch das A-Team seine Freude
Um die bisweilen ausgefallenen Wünsche der Klientel zu erfüllen, stehen Spezialisten wie Küchenbauer, Schreiner und Elektriker bereit. Soviel Maßarbeit braucht ihre Zeit. Deswegen beträgt die Lieferzeit für so einen Luxusbus bis zu einem halben Jahr.
Die Mechaniker waren auch bei dem Bus für den Präsidenten eines osteuropäischen Staates gefordert: Der wollte nur zehn Sitzplätze, aber dafür einen Hightech-Besprechungsraum mit großen Flatscreens, einem großen Tisch aus vierfach geschliffenem und lackierten Edelstahl, Telefonen und vielen Konferenzstühlen. An dieser rollenden Kommandozentrale hätte auch das A-Team seine Freude.
Passend dazu ist auch der Arbeitsplatz des Fahrers ausgestattet. Das Interieur erinnert an die Edel-Büromöbel von USM-Haller. Die Anordnung der Instrumente ähnelt einem Pkw-Cockpit. Auch Assistenzsysteme wie der adaptive Tempomat oder der Spurhalte-Instrument sind an Bord.
Die Anzahl der Knöpfe ist deutlich höher als bei einem Pkw und das Lenkrad hat Carbonelemente. "Der Fahrersitz ist bequemer als der Pilotensitz bei der Lufthansa", erklärt Heinz Kiess. "Der Fahrer soll sich wohlfühlen und sich so ganz auf seine Arbeit konzentrieren können." Das ist auch nötig. Schließlich wird der Neoplan Starliner von einem 505 PS-Motor angetrieben. Verbrauch? Rund 30 Liter pro 100 Kilometer. Doch das relativiert sich sehr schnell, wenn man daran denkt, dass 36 Personen befördert werden.
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