Darauf haben die Corvette-Fans zum Finale gewartet. Die Z06 mit ihrem gigantischen Siebenliter-V8 war bisher nur als geschlossene Version zu haben. Jetzt kommt die Corvette 427 Cabrio Collector's Edition als das perfekte Traummobil. Optisch fallen nicht nur die geschmiedeten Spezialfelgen auf, sondern besonders die Doppelstreifen, die sich markant über der 4,46 Meter langen Karosserie ausbreiten. Die kleine ZR-Spoilerlippe am Heck ist da eher schon etwas für genaue Hingucker.
Wer die mächtige Karbonmotorhaube der Vette nach oben klappt, der blickt auf ein Ungetüm amerikanischer Motorenbaukunst. Der Namenszusatz "427" kommt nicht von ungefähr - spiegelt die Ziffernfolge doch die Größe des Brennraums im Format Kubik-Inch wieder. Kurz umgerechnet ergibt das sieben Liter Hubraum - da läuft selbst erfahrenen US-Car-Fans ein wohliger Schauer über den Rücken, sobald sie den Starterknopf drücken.
Der LS7-Achtzylinder-Sauger aus der Corvette Z06 leistet 377 kW/512 PS und ein mächtiges Drehmoment von 627 Nm. Wieviel das wirklich ist, zeigt sich nach ein paar Meilen eindrucksvoll. Wer meinte, dass eine offene Corvette mit dem normalen 436-PS-Triebwerk schon mehr als ausreichend motorisiert ist, der sieht sich schnell eines Besseren belehrt. Die 512 PS krallen sich via Hochgeschwindigkeitsreifen bissig in den Untergrund und lassen die Fahrzeuge in der Umgebung zu Statisten werden.
Die Fahrleistungen sind so eindrucksvoll, wie man es von sieben Litern Hubraum erwarten darf. Von 0 auf Tempo 100 schafft es die Collector's Edition in kaum mehr als vier Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit von rund 310 km/h ist keine Überraschung. Doch das elektrische Stoffdach, ebenfalls mit einem verwobenen Doppelstreifen verziert, lässt bei solchen Höchstgeschwindigkeit einige Wünsche offen. Das gilt auch für den Verbrauch. Rund 16 Liter muss man in jedem Fall kalkulieren und besonders im Stadtverkehr ist die Corvette mit ihren sieben Litern Hubraum trinkfest.
Kraftprotz mit Cruising-Qualitäten
Das exzellente Magnetic Selective Ride Fahrwerk ist auch bei der 427er Collector's Edition eines der Highlights. Es ist sportlich straff, aber gekonnt abgestimmt. Bei sportlicher Gangart würde man sich auf ebener Piste durchaus noch mehr gesunde Härte wünschen. Doch Vorsicht! Diese offene Corvette ist kein Rennwagen wie die Z06 oder gar ZR1, sondern ein offener Kraftprotz mit Cruising-Qualitäten.
Geschaltet wird per knochiger Sechsgang-Handschaltung. Gerade bei langsamen Tempi wollen die Gänge behutsam eingelegt sein. Ist das Getriebe erst mal warm, geht es kommoder von der Hand. Gefallen kann die Lenkung, deren Servounterstützung für einen Renneinsatz zu vehement wäre. Zum sportlichen Cruisen ist die nahezu perfekt.
Das kann man von Innenraum und besonders der Sitzposition nicht sagen. Die aktuellen Lederstühle sind trotz stimmungsvoller Ziernähte für größere Piloten nicht ausreichend dimensioniert, der Seitenhalt ist zu schwach und die Verstellmöglichkeiten angesichts dem, was die Konkurrenz bietet, geradezu peinlich. Auch die Bedienung passt keinesfalls ins 21. Jahrhundert. Klimaautomatik, Sitzheizung und Head-Up-Display lassen sich kaum zeitgemäß verstellen.
Wer über die Interieurschwächen hinwegsieht, auf automobile Kriegsbemalungen steht und sich an den 512 trampelnden Pferden unter der Motorhaube nicht satthören kann, der muss schnell sein. Die 427er Collector's Edition ist das finale Abschiedsgeschenk der auslaufenden Corvette-Generation. Sie steht in den USA ab 76.000 Dollar beim Händler - das sind weniger als 60.000 Euro. Ob der Eigenimport lohnt, muss jeder für sich entscheiden. Profis wie US-Cars Geiger bieten die stärkste Cabrioversion der Corvette ab 100.000 Euro an.
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