Endlich Wochenende – und für die Strecke zum Häuschen am Meer ist wieder mal ein dicker Stau angesagt. Aber wen stört das schon, wenn das Auto einfach abheben und über die Blechlawine hinwegfliegen kann? Solche Sciencefiction-Szenarien werden von ambitionierten Entwicklern seit Jahrzehnten durchgespielt – immer wieder werden irgendwo schräge Prototypen vorgestellt und marktfähige fliegende Autos in Aussicht gestellt. Doch wegen mangelnder Alltagstauglichkeit, hoher Kosten und zögerlichen Sponsoren sind die kühnen Projekte entweder in der Versenkung verschwunden - oder sie lassen weiter auf sich warten. Beim amerikanischen Unternehmen Terrafugia ist man nun offenbar fast am Ziel.
Auch dort tüfteln die Ingenieure schon seit geraumer Zeit an einem Kombi-Fahrzeug. Die "Transition", ein Zwitterwesen aus Auto und leichtem Sportflugzeug, sollte eigentlich in diesem Jahr an die ersten Kunden ausgeliefert werden. Der Marktstart wurde verschoben - auf 2012. Vorbestellungen für den Zweisitzer, der rund eine Viertelmillion Dollar kosten soll, nimmt das Unternehmen im Bundesstaat Massachusetts aber schon jetzt entgegen.
Denn das Flug-Fahrzeug hat kürzlich eine weitere entscheidende Hürde auf dem Weg zur Marktreife genommen. Die National Highway Traffic Safety Administration, die amerikanische Straßensicherheitsbehörde, hat grünes Licht für den Betrieb de auf öffentlichen Straßen gegeben. Eine Zulassung für die Lüfte hatte die US-Flugbehörde Federal Aviation Administration bereits im vergangenen Jahr erteilt.
Der Hersteller selbst bezeichnet das Vehikel als "roadable Aircraft", als straßentaugliches Flugzeug. Dass der Zweisitzer vor allem Flugzeug-Gene in sich trägt, sieht man auf den ersten Blick. Zwei Leitwerke am Heck und ein breites Ruder werden auch im Straßenbetrieb nicht eingefahren. Die Fahrgastzelle ähnelt dem Cockpit eines Sportflugzeugs und die Vorderräder, die durch ein Gestänge mit der Karosserie verbunden sind, verstärken diesen Eindruck noch. Die verhältnismäßig großen Türen und die geringe Bodenhöhe und eine entsprechend tiefe Einstiegsposition sorgen für eine gewisse Auto-Ähnlichkeit. Die Räder sitzen in üppigen Radhäusern und werden auch beim Fliegen nicht eingefahren. Sie lassen Transition in der Luft wie ein Auto mit Hilfsmitteln erscheinen, das sich in höhere Sphären vorgewagt hat.
Das Kombi-Mobil aus Massachusetts ist sechs Meter lang, 2,30 Meter breit und zwei Meter hoch. Damit ist der Zweisitzer etwas länger als ein kleiner Maybach 57 und etwas kürzer als die verlängerte Chauffeurversion der Edellimousine. Mit diesen Maßen passt das straßentaugliche Flugzeug kaum noch in eine mittelgroße Standardgarage. Werden die Flügel ausgeklappt, kommt Transition auf eine Spannbreite von acht Metern.
Leichtgewicht bevorzugt
Im Automobilmodus kann das Fahr- und Flugzeug mit einer Höchstgeschwindigkeit von 172 km/h gefahren werden. Dabei bringt der Verbrennungsmotor seine Kraft auf die Hinterräder, den Gangwechsel übernimmt das Automatikgetriebe, manövriert wird mit einem normalen Lenkrad. Den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch auf der Straße gibt der Hersteller mit knapp sieben Litern pro 100 Kilometer an.
Vom Fahrzeug zum Flugzeug verwandelt sich die Transition in gerade mal 30 Sekunden. Per Knopfdruck werden die Tragflächen ausgeklappt. Ein Heckpropeller sorgt im Flugmodus für Vorschub und nach dem Abheben wird die Maschine nicht mehr per Lenkrad sondern mithilfe eines Steuerknüppels auf Kurs gebracht. Die Reisehöchstgeschwindigkeit beträgt 185 Stundenkilometer, die Flughöhe maximal 1500 Meter und mit einer Tankfüllung kommt der kleine Flieger knapp 800 Kilometer weit. Abheben darf der Pilot allerdings nur auf einem Flugplatz – den Take off auf dem Highway oder anderen öffentlichen Straßen hat die Sicherheitsbehörde nicht gestattet.
Starke Einschränkungen gibt es in punkto Zuladung. Das straßentaugliche Fluggerät bringt ein Leergewicht von 440 Kilogramm auf die Waage, weitere 210 Kilogramm könnte es stemmen. Doch für die Zulassung als leichtes Sportflugzeug (LSA, Light Sport Aircraft) muss das Gewicht beim Abheben unter 600 Kilogramm liegen. Zwei Passagiere mit normaler Statur und kleinem Handgepäck dürften gerade so unter dem Limit bleiben.
Für den Betrieb auf dem Asphalt und in der Luft muss der Pilot über einen Kfz-Führerschein und einen Flugschein für Sportpiloten verfügen. Der Hersteller baut die Transition auch in einer Schulflugzeugversion mit zweitem Steuerknüppel und bietet das nötige Flugtraining an. In 20 Flugstunden lasse sich der erforderliche Schein erwerben, stellt Terrafugia Kaufinteressenten in Aussicht.
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