Sie sind allgegenwärtig: Morgens um halb acht vor der Schule, mittags vor dem Einkaufszentrum und abends in der Theater-Tiefgarage. Die ausladenden SUV-Kreuzer drücken dem deutschen Straßenbild ihren Stempel auf. Gerade bei den gut betuchten Zeitgenossen erfreuen sich die Luxus-Liner einer ungeheuren Beliebtheit. Doch nicht jeder will ein Massenmodell wie eine Mercedes M-Klasse oder einen BMW X5 in der Einfahrt haben. Individualität ist für viele ein besonders wichtiges Gut. Auch ein Volvo XC 90 oder einen Jeep Grand Cherokee bringt da schon nicht mehr den gewünschten Aha-Effekt. Wieso also nicht ein Cadillac?
Keine andere amerikanische Marke hat ein derartiges Image wie Cadillac. Von dort kommen mit Escalade und SRX zwei sehenswerte Boliden. Ihr Nachteil: Dieselmotorisierung ist bei den Amis verpönt. Stattdessen setzen die US-Dickschiffe auf langhubige Aggregate. Gut für Fahrspaß und Vortrieb – schlecht für den Geldbeutel. Und nicht jeder möchte den Tankwart auf Lebenszeit zum besten Freund gewinnen - Cadillac hin oder her. Aber Caddy-Importeur Kroymans ist bekanntermaßen besonders geschäftstüchtig. Ab sofort kann man bei ihm den Cadillac SRX auch mit Flüssiggasantrieb bekommen – ohne Aufpreis.
Wahlfreiheit
Mit der Aktion will Cadillac die Verkäufe seines Oberklasse-SUV befeuern. Schließlich sind die zumeist über zwei Tonnen schweren Ungetüme in Europa so richtig nur als Dieselversionen an Mann oder Frau zu bringen. Doch außer beim Saab-Derivat BLS hat Cadillac derzeit keinen Dieselmotor im Programm.
Daher kam man bei Kroymans ähnlich wie schon bei Chevrolet auf die Idee, fehlende Dieselalternativen einfach durch eine Gasnachrüstung auszugleichen. "Entweder der Kunde bekommt beim Kauf eines neuen SRX den Gasantrieb kostenlos oder er entscheidet sich für einen Preisnachlass von 3.000 Euro", sagt Cadillac-Pressesprecher Werner Roeser.
Die 3.000 Euro allerdings dürften die meisten Kunden kaum locken. Schließlich werben andere Konzerne mit Aktionspreisen von 6.000 Euro oder mehr. Doch einen Gasantrieb ab Werk – das bietet bei den großen SUV sonst kein anderer.
Kleiner Bruder
Der Cadillac SRX ist der kleine Bruder des Escalade. Der ist in den USA bereits ein Renner, kommt bei uns jedoch erst Ende des Jahres auf den Markt. Doch der SRX ist alles andere als ein Schmalhans. Mit seinen Dimensionen schwimmt er zusammen mit Audi Q7, Mercedes ML oder VW Touareg im gleichen Haifischbecken. Hier wird ähnlich wie im Kleinwagensegment um jeden Kunden erbittert gefightet.
So amerikanisch der SRX auf seinen 18-Zoll-Walzen auch steht, so europäisch lässt er sich fahren. Keine störenden Nick- oder Wankbewegungen, keine undurchdringliche Lenkung oder schwabbelige Federn. Der knapp 1,8 Tonnen schwere Cadillac fährt sich dynamisch wie ein Vollblut-Europäer - selbst über kurvenreiche Straßen. Die Feinabstimmung passt. Allein die Automatik und die schlappen Bremsen sorgen für Abzüge.
Wie es sich für einen amerikanischen Lifestyle-Allradler gehört, ist hinter dem mächtigen Kühlergrill des 4,95 Meter langen SRX einiges los. Der kleine Sechszylinder, mit dem er auch angeboten wird, ist nur was für Anfänger. Echte Caddy-Fans kommen um den 4,6 Liter großen Achtzylinder nicht herum. Der leistet 239 kW/325 PS und verzückt bei 4.400 Touren mit einem maximalen Drehmoment von 430 Nm.
Luxus serienmäßig
Über einen - viel zu kleinen - Nachrüst-Schalter am Armaturenbrett kann jederzeit zwischen den beiden Betriebsarten Gas und Benzin hin- und hergeschaltet werden. Im Benzinbetrieb hat das V8-Triebwerk etwas mehr Pfeffer, doch auch wer Flüssiggas gibt, kann sich über die Fahrleistungen kaum beschweren. So liegt die Höchstgeschwindigkeit bei rund 220 km/h. Auf dem Stand vergehen bis Tempo 100 nur 7,5 Sekunden. Die 325 PS werden im normalen Betrieb im Verhältnis 50:50 auf Vorder- und Hinterachse übertragen. Trotzdem: Für den harten Geländeeinsatz ist der Cadillac SRX nichts.
Beim Tanken hat man bei einem durstigen 4,6-Liter-Triebwerk einiges an Arbeit. Der Benzintank wird mit üblichem Superkraftstoff befüllt. Der zusätzliche Gastank ist unter dem Heck des Allradlers untergebracht und wird über einen zweiten Einfüllstutzen in der Heckschürze gefüttert. So lässt sich zwar der Durchschnittsverbrauch von rund 16 Litern auf 100 Kilometern nicht drücken, aber die Kosten sinken drastisch: Die gleiche Menge Flüssiggas kostet nur rund die Hälfte von Superbenzin.
Amerikanische Autohersteller sparen selten an der Serienausstattung. Das ist beim Cadillac SRX nicht anders. Elektrische Ledersitze, Navigation und Xenonlicht muss man nicht erst -wie bei der europäischen Konkurrenz - gesondert ordern.
Ebenso wie ESP, ABS und diverse Airbags ist alles serienmäßig an Bord. Wem die üppig dimensionierten fünf Sitzplätze nicht reichen, der kann für 1.600 Euro Aufpreis eine dritte Sitzreihe buchen. Die klappt sich wie beim großen Bruder Escalade oder dem Mercedes GL elektrisch aus. Größer als 1,75 Meter sollte dort hinten aber niemand sein - und selbst dann ist es nicht wirklich gemütlich.
Nicht überzeugen können Innendesign und Verarbeitung des Cadillac SRX. In dieser Klasse dürfte man etwas mehr Qualität verlangen. Das gilt gerade auch für einzelne Bedienelemente. Unterm Strich kostet der Cadillac SRX 4,6 V8 bivalent 58.950 Euro – inklusiv des serienmäßigen Gaspakets. Ein faires Angebot, finden wir.
Technische Daten | ||
Cadillac SRX 4.6 V8 Sport Luxury | ||
Motor | V-Form | |
Zylinder | 8 | |
Hubraum (cm³) | 4565 | |
Leistung (kW/PS) | 239/325 | |
Zuladung(kg) | 674 | |
Gesamtgewicht (kg) | 2675 | |
0-100 km/h (s) | 7,4 | |
Vmax (km/h) | 225 | |
Verbrauch (L/100 km) | 13,9 | |
Kraftstoff | Super | |
Grundpreis (€) | 60.950 | |
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