Praxistest: BMW 320d Touring

Ok, da sind die Familien mit mehr als zwei Kindern. Denen dürfte es im nicht gerade üppig dimensionierten Fond des 3er-Touring etwas eng werden. Und dann sind da noch die Angehörigen der Bergvölker, die gerade in der kalten Jahreszeit auf einen Allradantrieb nicht verzichten wollen. Zwar gibt es auch den 3er Touring mit xDrive – leider jedoch nicht beim Volumendiesel. Kommt auf den Wunschzettel für 2007 – vielleicht haben die Münchner ja ein Einsehen.

Wie schon sein erfolgreicher Vorgänger erlaubt sich auch der aktuelle BMW kaum eine Schwäche. Wäre da nur nicht die karge Serienausstattung, die einem die Tränen in die Augen treibt. Kaum zu glauben, wie nackt ein immerhin 30.109 Euro teurer 3er BMW im Jahre 2007 sein kann. Die Bayern lassen sich jedes noch so sinnvolle Detail teuer bezahlen und drücken den Preis des 3er BMW damit in Sphären, die vor ein paar Jahren noch für einen 5er oder fast schon 7er gereicht hätte.

Dafür gibt es immerhin einen prächtigen Allrounder mit ausreichend Platz, ordentlich Leistung und jeder Menge eingebautem Fahrspaß. Denn genau hier klotzt der BMW richtig ran. Volumendiesel hin oder her – die einen genießen die geruhsame Fahrt in den Winterurlaub mit stundenlangen Autobahnpassagen. Andere freuen sich über das Fahrwerk, das in der Mittelklasse nach wie vor seinesgleichen sucht.

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BMW 320d Touring [2:49]
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Erfolgsmodelle wie die Mercedes C-Klasse und der Audi A4 liegen auf Augenhöhe mit dem 3er und bieten den Insassen mehr Komfort. Doch ein derart sportliches Fahrverhalten gibt es Dank straffer Feder-Dämpfer-Abstimmung derzeit nur aus München. Die Lenkung arbeitet ungemein präzise - das Einlenkverhalten ohne jegliche Antriebskräfte ist vorbildlich.

Das dynamische Aussehen ist bei einem 3er BMW obligatorisch – egal ob Limousine, Coupé oder Touring. Damit die Optik stimmt, kommt man jedoch um einen Breitreifenradsatz kaum herum. Mit dem serienmäßigen 16-Zoll-Radsatz (mit Notlaufeigenschaften) sieht der Familienexpress recht müde aus, da die kleinen Räder ziemlich verloren in den wuchtigen Radhäusern stehen.

Kleinigkeiten

Das ist per Tastendruck innerhalb von wenigen Sekunden geschehen. Dann ist genug Platz für die Dachlatten aus dem Baumarkt oder die Getränkekisten für die nächste Party. Für Kleinigkeiten gibt es unter dem Ladeboden ein Staufach. Insgesamt wächst das Heckabteil bei Bedarf auf 1385 Liter. Unverändert praktisch: Die Heckscheibe lässt sich separat öffnen.

Der Innenraum zeigt sich im aktuellen BMW-Look. Viele BMW-Fans sehnen sich die zum Fahrer geneigten Cockpits der 80er und 90er Jahre zurück. Schade, dass sich BMW hier mittlerweile für einen anderen Weg entschieden hat. Doch auch das Cockpit des aktuellen Dreiers wirkt hochwertig und aufgeräumt. Über den iDrive-Bedienknopf auf dem Mitteltunnel hat man Zugriff auf die Komfortfunktionen. Wichtige Komponenten werden über Direktschalter bedient und davon dürfte es gerne ein paar mehr geben.

Abstriche

Die Sitze im Dreier sind gut. Doch wer öfter auf längeren Strecken unterwegs ist, sollte sich ohne viel Nachdenken für die optionalen Sportsitze mit mehr Seitenhalt und verlängerten Beinauflage entscheiden. Ebenfalls längst kein exotisches Extra mehr ist die Sitzheizung und die Verstellung der Lehnenbreite. Hat im BMW wie fast alles seinen Preis – doch der Körper dankt es einem.

Im Fond muss man aufgrund der Fahrzeuggröße Abstriche machen. Die Beinfreiheit liegt auf Mittelklasse-Standard und Personen über 1,80 Metern wünschen sich auf längeren Strecken schnell in einen Opel Vectra Caravan. Das optionale Panorama-Schiebedach mit einer 80 x 75 Zentimeter großen Öffnung bringt mehr Licht und Luft in den Innenraum – das freut gerade die Passagiere im Fond.

Viele Dreierfans kommen aus der Benzinerfraktion und wählen die drehfreudigen Sechszylinder. Doch wer ehrlich zu sich selbst ist, braucht kaum mehr als den 320d. Der laufruhige Vierzylinder ist vorbildlich gekapselt und hat dabei doch noch einen annehmbaren Sound. Zwar kommt der 120 kW/163 PS starke Commonrail-Diesel schon wegen des kleinern Drehzahlbandes nicht an die Agilität der Reihen-Sechser heran. Doch dafür hat man bereits aus dem Drehzahlkeller mächtigen Schub nach vorn. Ab 2.000 Touren stehen 340 Nm zur Verfügung, die einen trotz 1,6 Tonnen Leergewicht mit Sicherheitsreserven auch flotte Überholvorgänge gewohnt souverän abarbeiten lassen.

Nackt und bloß

Den Spurt 0 auf 100 km/h schafft der BMW 320d Touring in 8,7 Sekunden und von 80 bis 120 km/h vergehen gerade mal sieben Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei knapp 220 km/h – deutlich weniger als die flottere Limousine. Im Praxistest verbrauchte der 320er rund 7,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer - und damit einiges mehr als von BMW versprochen. Immerhin gibt es Euro-4 und einen Partikelfilter.

Im Basispreis von 30.109 Euro ist wenig mehr als das Auto selbst enthalten. Immerhin gibt es ein komplettes Sicherheitspaket mit ESP, Front-, Seiten- und Kopfairbags sowie ABS und Kindersitzbefestigungen. Einen Hauch Komfort versprühen manuelle Klimaanlage, Mittelarmlehne, Bordcomputer und ein AUX-Anschluss für einen externen MP3-Player.

Es mag überraschen, dass Selbstverständlichkeiten wie Nebelscheinwerfer (205 Euro), Klimaautomatik (750 Euro), Lederlenkrad (ab 180 Euro), abblendbare Spiegel (480 Euro) und Regensensor (120 Euro) Aufpreis kosten. Dabei sind in dieser Klasse Extras wie Sitzheizung, Xenonlicht, Skisack oder ein Navigationssystem längst kein Luxus mehr. So liegt ein ordentlich und keinesfalls opulent ausgestatteter BMW 320d Touring bei deutlich über 40.000 Euro. Viel Geld für ein Auto - Auch wenn das kaum eine Schwäche hat. Außer den stattlichen Preis.

Stand: 28.12.2006	Artikel bookmarken
Text: Stefan Grundhoff	Auf Artikel linken
Fotos: Grundhoff

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