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Produktionsende VW T2 Transporter
Good Bye Bully
 VW Bully

Nichts hält für die Ewigkeit - das spürt in diesem Monat auch der legendäre VW Bully. Nach 56 Jahren heißt es nun Lebewohl sagen: Die Produktion im brasilianischen Werk São Bernardo do Campo läuft aus.

Nach einer Last Edition von 600 Fahrzeugen sagt der VW Transporter Lebewohl. Seit Herbst 1957 wird diese automobile Legende gebaut, Ihm machen ab Ende des Jahres strengere Vorschriften bei Abgas- und Crashverhalten den Garaus.

 VW Bully - Foto: Grundhoff

Leider ist die Sonderserie des T2-Transporters ausschließlich in Brasilien zu bekommen. Die Last Edition kostet mit 85.000 brasilianischen Reais umgerechnet rund 10.000 Euro mehr als das 17.000 Euro teure Basismodell. Dafür gibt es statt der sonst nur noch verfügbaren weißen Lackierung eine klassische Zweiton-Lackierung, Weißwandreifen und historische Ausstattungsdetails der letzten fünf Jahrzehnte. So gibt es traditionelle Vorhänge an den Seitenscheiben, Vinyl-Verkleidungen und Sitze mit blauen Kedern und gestreiften Mittelbahnen. Eine Plakette auf dem Armaturenbrett trägt die laufende Nummer 1/600. Auch die Final Edition bietet - abgesehen von Kopfstützen und Gurten vorne - keinerlei Sicherheitsausstattungen.

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Seinen charakteristischen Klang hat der Bully schon vor Jahren verloren. Denn im Heck dröhnt seit vielen Jahren kein Boxer mehr, sondern ein 1,4 Liter großer Reihenvierzylinder mit 78 PS und 125 Nm maximalem Drehmoment. Die 1,3 Tonnen Leergewicht und die wenig ausgeklügelte Aerodynamik des Hecktrieblers verhindern, dass sich die Fahrleistungen nennenswert von denen abheben, als der T2 Ende der 70er Jahren in unseren Breiten auslief. Wer es drauf anlegt, der schafft den Spurt von 0 auf Tempo 100 in knapp 17 Sekunden.

Die letzten VW Bully, Autoklassiker
Wenn auf allen drei Frontsitzen Erwachsene sitzen, dann wird es zumindest kuschelig.
Die letzten VW Bully, Autoklassiker

Vier nicht immer leicht einzulegende Gänge - mehr gibt es nicht. Zur Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h gehört zumindest auf den schlechten brasilianischen Pisten ein gutes Stück Mut. Ansonsten ist man unterhalb von 100 km/ besser aufgehoben. Wie in Brasilien üblich können Benzin und Ethanol ganz nach Gusto getankt werden. Der Verbrauch: rund zehn Liter.

Man sitzt im T2 wie bei uns in den 60er und 70er Jahren hoch zu Ross und hält ein Lenkrad in Händen, dessen üppiger Durchmesser mindestens genauso ungewöhnlich ist wie die Neigung. Einmal im Leben Busfahrer - nur eben in einem kleinen Bus.

Das Cockpit ist kaum als karg zu bezeichnen. Außer dem Tachometer, ein paar Blinkleuchten und einer LCD-Anzeige für den Kilometerstand gibt es nicht viel. Zwei Lichtschalter und ein Lüftungsregler - Radio, Heizung oder irgendwelche elektrischen Helfer? Nicht die Spur. Stattdessen sticht zwischen den Beinen die Lenksäule steil nach oben und auch bei den dünnen Türen denkt man kurz nach dem Erklimmen des T2-Throns besser nicht an die Folgen eines Unfalls. Die Sitze lassen sich weder vorne noch hinten nennenswert verstellen. Wenn auf allen drei Frontsitzen Erwachsene Platz genommen haben, dann wird es zumindest kuschelig. Rund 30 Zentimeter neben der selbstmörderischen Lenksäule befindet sich die zweite, kaum kalkulierbare Gefahrenquelle des Volants. Diesen Schalthebel könnte ein Hochspringer nutzen.

Die letzten VW Bully, Autoklassiker
Wer mehr Platz braucht, muss die Sitze mit rund einem Dutzend Schrauben ausbauen
Die letzten VW Bully, Autoklassiker

Die Lenkung ist schwergängig, der Wendekreis gigantisch und nicht nur bei den Schwellern zur Verkehrsberuhigung kommt das aus den 50er Jahren stammende Fahrwerk des Bullys an seine Grenzen.

Unschlagbar ist die Übersicht. Denn wo die Scheiben enden, ist auch bei dem 4,51 Meter langen Auto Schluss. Gewohntermaßen gibt es am Heck zwei Klappen. Unten steckt der Motor, hinter der oberen kann man den hoch gelegenen Laderaum erreichen. Vor dem Laderaum lassen sich beiden Sitzbänke keinesfalls problemlos umklappen. Wer mehr Platz braucht, muss die Sitze mit rund einem Dutzend Schrauben ausbauen und in der Garage lagern. So war das nun einmal in den 60er und 70er Jahren. Dann stehen aber auch über 4.800 Liter Stauraum und eine Tonne Zuladung zur Verfügung.

2006 legte Volkswagen do Brasil den T2 neu auf, nachdem er über die Jahrzehnte zuvor nie aus dem Programm verschwunden war. Lange Zeit hatte man eine Mischlösung aus dem 1967 ausgelaufenen T1 und seinem Nachfolger T2 auf die Straßen geschickt. Auf den unwegsamen Pisten von Sao Paulo, Rio de Janeiro oder Brasilia ist der T2 denn eine feste Größe im Straßenbild. Dass wird sich nach der Einstellung der Produktion kaum ändern. Denn auch beim T2 gilt das Käfer-Motto: er läuft und läuft und läuft. Doch nach 56 Jahren ist es jetzt mit neuem Nachschub vorbei. Eine Legende sagt Good Bye.

 
 VW Bully - Foto: Grundhoff
 VW Bully - Foto: Grundhoff
 VW Bully - Foto: Grundhoff
 VW Bully - Foto: Grundhoff

Text: | Fotos: Grundhoff


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